was war schlecht an solons reform?

2 Antworten

Bei Solons Reformen überwiegen auch deutlich positive Aspekte, eine Verbesserung gebracht zu haben bzw. gut passende Lösungen gewählt zu haben.

Ob etwas als gut oder schlecht beurteilt wird, ergibt sich aus der Anlegung von Maßstäben/Kriterien. Den Adel etwas geschwächt zu haben, ist nicht gerade etwas, das unbedingt für schlecht zu halten ist. Außerdem könnte ebenso eine Meinung untersucht werden, Solon habe die einfachen Bauern nicht genug gestärkt, sondern die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Macht des Adels in zu starkem Ausmaß beibehalten zu haben.

Bezogen auf die damalige Lage und seine Aufgabenstellung kann Solon nicht mit guten Gründen vorgeworfen werden, eine grundsätzlich verfehlte Ordnung eingerichtet zu haben.

Die Kleinbauern sind eher arm geblieben, aber auf dem Weg eines Kompromisses schied eine Landverteilung, die daran mit weitgehenden Eingriffen stark etwas geändert hätte, aus.

Die 4 Phylen („Stämme“) sind nicht von Solon eingerichtet worden, er hat sie nur belassen (Kleisthenes hat durch Einrichtung neu geschaffener, Phylen genannter Einheiten eine Schwächung des kultisch-politischen Einflusses des Adels und eine Neuorganisation des Volkes geleistet). Solon hat wohl kein Bedürfnis nach einer Veränderung gesehen. Ob eine stark umkrempelnde, teilweise ziemlich künstliche Veränderung damals akzeptiert worden wäre und ob dies ohne Verbindung mit weiteren Maßnahmen tragfähig und zu günstigen Auswirkungen führend gewesen wäre, ist sehr unsicher.

Solon gehörte zur Oberschicht und war höchstwahrscheinlich selbst ein Adliger (Aristokrat). Er setzte sich aber von Verhaltensweisen von Angehörigen seiner Schicht ab, die er für falsch hielt. Er besaß Ansehen bei vielen und war ein Mann, der sich durch Einsicht auszeichnete. Solon war jemand, auf den sich die verschiedenen Gruppen in einer Krise einigen und dem sie Vertrauen schenken konnten. Er war nicht auf der Seite einer der verfeindeten Gruppen an den Auseinandersetzungen beteiligt. Die Reichen sollen ihm vertraut haben, weil er wohlhabend war, die Armen, weil er rechtschaffen war.

Daher wurde Solon im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. zum Vermittler/Schlichter (διαλλακτής; Wieder-Ins-Lot-Bringer) und Gesetzgeber (νομοθέτης) bestimmt, in der Rolle eines Schiedsrichters (αἰσυμνητήρ und αἰσυμνήτης).

Solon selbst beurteilte schrankenlose und maßlose Gier von Aristokraten nach Reichtum, Respektlosigkeit gegenüber Tradition und Recht, Auswüchse des Machtstrebens und rücksichtslose Behandlung von Mitbürgern als Schuldsklaven als wesentliche Ursachen eines schlimmen Zustandes der Gesellschaft.

Bei der Suche nach negativen Aspekten kann am ehesten ein Blick auf Entwicklungen der Folgezeit, die nicht günstig waren, und ein Vergleich mit einem späteren politischen Systems Athen (mit der von Kleisthenes 508/7 v. Chr. herbeigeführten Staatsordnung, Isonomie (ἰσονομία [isonomia]) genannt, kam es zu einer Demokratie) helfen. Dann ergibt sich:

  • keine völlige Beseitigung von Machtkämpfen Adliger und keine Verhinderung der Entstehung einer Tyrannis in der Folgezeit (Peisistratos, dann seine Söhne Hippias und Hipparchos; allerdings war eine völlige Ausschaltung einer solchen zukünftigen Entwicklung auch kaum erreichbar)

  • keine Schaffung einer Demokratie, Abhängigkeit politischer Rechte vom Besitz/Einkommen: Die Verfassung Solons hat politische Rechten (darunter Zugang zu Ämtern und Wahlrecht für verschiedene Einrichtungen) und Pflichten nach Vermögensklassen abgestuft, also nach Menge des Besitzes/Einkommens festgelegt. Eine solche politische Ordnung ist später als Timokratie (τιμοκρατία) bezeichnet worden.

Als Oberbeamte, 9 Archonten (ἄρχοντες; Singular: ἄρχων [Archon]) waren jährlich nur die Fünfhundertscheffler (πεντακοσιομέδιμνοι [Pentakosiomedimnoi]; Angehörige der 1. Vermögensklasse, Ernteertrag über 500 Scheffel pro Jahr) wählbar, ebenso als Schatzmeister. Der Rat des Areopag bestand aus ehemaligen Archonten. Zu einen Rat βουλή [Boule]) der 400, der wohl eine Vorberatung übernahm, hatten wohl nur die 3 obersten Vermögensklassen, Fünfhundertscheffler, Reiter (ἱππείς [Hippeis]), Ernteertrag über 300 Scheffel pro Jahr) und Zeugiten (ζευγίτες, Ernteertrag über 200 Scheffel pro Jahr) Zugang, nicht die Theten (θήτες, Ernteertrag unter 200 Scheffel pro Jahr).

Solon hat eine Politisierung gefördert und die Entwicklung eines Bürgerstaates vorangetrieben. Sein Ziel bei den Reformen war ein Ausgleich. Davon abgesehen waren die politischen Verhältnisse damals noch nicht zu einer Entwicklung gediehen, in der sofort eine Demokratie nahelag (ein politisches Modell Demokratie gab es damals noch gar nicht) bzw. mit guten Aussichten entstehen konnte.


Albrecht  14.09.2011, 01:07

Bücher, die Darstellungen enthalten:

Jochen Bleicken, Die athenische Demokratie. 2., völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 1994, S. 22 – 25, S. 27 – 41, S. 44 – 46 (Die Entwicklung der politischen Ordnung Athens bis auf Perikles)

Michael Stahl, Gesellschaft und Staat bei den Griechen: Archaische Zeit. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 2003 (UTB : Geschichte ; 2430), S. 176 – 200 und S. 228 - 266

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Ich glaube, dass das 4-Phylensystem nicht so gut war, weil dadurch die Adligen immer noch mehr zu sagen hatten als dir Arbeiter. Erst Kleisthenes hat Attika neugeordnet und aus 4 Phylen 10 gemacht.

Dass er den Adel etwas geschwächt hat, ist doch nicht negativ.


noka666  13.09.2011, 19:20

du bist so schlaaaaau :D

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