Was sollte man mit seinem aggressiven Bruder tun?
Ich (F21) schreibe auf dieser Seite, weil ich wirklich nicht mehr weiß, was ich noch tun soll. Jeder der Geschwister hat, kennt die Streitereien und auch mal die Prügelein. Dass das als normal angesehen wird, finde ich in manchen Fällen schon echt komisch. Aber so sind vermutlich die älteren Leute gestrickt.
Was aber, wenn das aggressive Verhalten schlimmer wird? Wenn die Ausdrücke immer heftiger wurden. Ich habe einen 3 Jahre jüngeren Bruder. Er ist mittlerweile 18. Mein ganzes Leben ging es darum, dass er mich ja nur "ärgert" und es normal für Geschwister ist, dass man sich so streitet.
Ich war immer ein ruhiges Kind. Habe mir viel angehört und versucht alles so gut hinzunehmen wie es geht.
Er hat mich einfach mal mal so gewürgt bis ich keine Luft mehr bekommen habe, hat mich geschlagen sodass ich überall am Körper blaue Flecke hatte, hat mich beleidigt und mit den Tod gewünscht, meine Tür demoliert weil er wieder aggressiv wurde und ich wirklich Angst um mein Leben hatte. Als er und ich älter wurden und er größer und stärker wurde, konnte ich kaum noch was gegen ihn unternehmen. Er hat angefangen unsere Eltern zu beleidigen. Unsere beiden älteren Brüder hielten aber stets zu ihm. Alle in meiner Familie haben immer gesagt, dass er Konsequenzen bekommen wird. Aber ich kann mich nicht an ein einziges mal erinnern. Stattdessen bekommt er sehr teure Geschenke und wird immer wieder in Schutz genommen. Er wurde mit ADHS diagnostiziert. Das kann ein Grund für sein Verhalten sein und unsere Eltern haben damals versucht mit ihm in Therapie zu gehen, aber er hatte darauf "keinen Bock" und alles wurde schlimmer.
Nachdem ich mit 19 endlich ausziehen konnte, ging es mir zum ersten mal besser. Vor einem Jahr ist mir der Kragen mit ihm geplatzt als ich meine Eltern besucht habe. Er wohnt noch bei ihnen, daher mussten wir uns irgendwann über den Weg laufen.
Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben:
"Ich versuche wirklich schon länger zu verstehen, warum man dich mögen sollte. Vor allem als Familienmitglied habe ich mir diese Frage oft gestellt. Das einzig Gute, was dich ausmacht, ist dein Humor. Mehr konnte ich bisher nicht auffassen. Egal, an welche Situation ich mich erinnere. Sei es an MEINEN Geburtstagen, an denen du ebenfalls Geschenke bekommen hast und dich in Rampenlicht stellen musstet, an Feiertagen oder einfach so. Grund, weshalb ich an meinen letzten nicht hier war, sondern lieber bei meinem Freund und seiner Familie. Deine unausstehliche Art, wenn etwas nicht nach dir geht, dein absolut respektloser Umgang mit unseren Eltern oder auch mit mir. Kritik ist nichts, was Wutausbrüche oder aggressives Verhalten hervorbringen sollte. Ich wundere mich wirklich, warum unser Bruder das nicht kritisiert. Anfangs dachte ich das wäre nur eine Phase durch den Einstieg in die Pubertät, aber das geht jetzt schon so lange und ich will das unseren Eltern nicht antun. Wenn du wüsstest, was alles ohne dein Wissen passiert. Du solltest dich langsam mal fragen, wer für dich sorgt, wer dich wo hinfährt, wer seinen letzten Nerv raubt, damit sie dir was Gutes tun. Ich für meinen Teil habe genug, du bist für mich als Bruder gestorben. Habe nur zwei Brüder, egal wo ich das erzählen soll. Ich toleriere das nicht länger. Du bist der einzige Grund, weshalb ich das Leben hier mehr gehasst habe als alles andere. Weshalb ich hier wegwollte und so selten da bin. Weshalb mein Freund nach fast 2 Jahren Beziehung hier nur einmal zu Besuch war, und das an dem Wochenende an dem du zufälligerweise auch nicht da warst. Kann dir egal sein, mir aber nicht. Du bist die schlimmste Person, die ich jemals kennenlernen musste und ich nicht einfach aus meinem Leben verbannen kann. Geh zur Hölle."
Ich weiß, dass diese Nachricht sehr hart klingt und einen echt fertig machen kann. Seitdem hat mich meine Familie nicht mehr beachtet. Ich wurde all die Jahre von meinen kleinen Bruder gemobbt, angegriffen und habe mich deswegen selbst verletzt. All das wurde nie beachtet und ich wurde nie ernst genommen. Ich habe ein einziges mal nach Hilfe gefragt, aber es wurde abgetan und mir wurde gesagt, dass ich mich nur in die Opferrolle drängen will. Ich bin so kaputt und fertig. Ich wollte mir schlimme Dinge in meiner Kindheit antun. Einfach nur damit ich nicht mehr mit meinem Bruder zusammenleben muss. Ich weiß, dass das schon lange her ist und ich vermutlich keine Anzeige mehr stellen kann. Dass meine Familie es nur als geschwisterliche Neckerei ansieht und dass ich für alle verantwortlich gemacht wurde. Der Terror geht immer weiter und ich habe zum ersten Mal keine Ahnung mehr was ich machen soll.
Meine Frage ist also:
Was sollte ich jetzt am besten tun?
Ich danke jedem, der sich meine Nachricht zumindest durchgelesen hat und hoffe auf wirklich konstruktive Antworten. Jeder der sowas durchmacht sollte nicht allein sein.
LG
7 Antworten
Hallo,
Mein Sohn, mittlerweile 30, hat auch ADHS. Ab seinem 9. Lebensjahr bekam er Ritalin. In seinem 2. Lehrjahr als Koch hat er dann beschlossen die Medikamente abzusetzen. Für Eltern ist es wahnsinnig schwer damit umzugehen. Die ältere Schwester und der jüngere Bruder haben auch gelitten. Er hat sie immerwieder gebissen und geschlagen oder an den Haaren gerissen. Die Kinder in der Schule haben sich von ihm entfernt und Psycho genannt. Weil er von allen abgelehnt wurde hat sich daraus ein Selbstwertgefühl von einem Gummiringerl entwickelt.
ADHS Patienten haben eine hohe Neigung zu diversen Drogen zu greifen um sich selbst und der Realität zu entfliehen. Auch dass haben wir durchgemacht.
Ich habe mich dann intensiv damit beschäftigt wie ich ihm helfen kann. Es war unglaublich anstrengend, denn man muß sehr konsequent sein.
Jetzt hat er selbst ein Kind, ist ein liebevoller Vater, Sohn und Bruder. Er hat immer noch manchmal gewisse Aussetzer, vor allem in Verbindung mit Alkohol, wird aber selbst da nicht mehr gewalttätig.
Leider bleiben, wenn nicht rechtzeitig darauf geachtet wird, psychische Schäden. Bei deinem Bruder währe es unbedingt notwendig sich psychologische Hilfe zu suchen.
Auch du solltest dir Hilfe suchen. Da bleiben Traumata zurück die unbedingt aufgearbeitet werden müssen um zu verstehen: DU BIST NICHT SCHULD! Eltern solcher Kinder wollen manchmal nicht sehen wie ihre Kinder wirklich sind und verschließen davor die Augen. Es ist ihr Kind und sie lieben es. Kinder wie du bleiben da zurück und es wird vorausgesetzt das sie das ja verstehen müssen.
Ich finde es sehr mutig von dir zu deinem Bruder Abstand zu halten. Von Menschen die einen krank machen, ob körperlich oder sehlisch, muss man sich trennen um nicht selbst unter zu gehen. Das gilt leider auch für die Familie.
Vielleicht kannst du deine Eltern ja wirklich zu dir einladen. Eine gute psychatrische Hilfe kann dir dabei helfen deine Standpunkte auch Ihnen zu vermitteln ohne dass es zu einem Zerwürfnis kommt.
Ich wünsche dir alles Gute
Solche Lebensberichte findet man auf hilferuf.de ständig, und die Standard-Antwort ist:
da Du sowieso nicht mehr dort wohnst und nicht auf die Familie angewiesen bist, stell alle Kontakte ein, ghoste sie einfach. Da Deine Eltern auf seiner Seite stehen, gilt das auch für die. Der große böse Witz daran ist nämlich, wenn er Dich nicht mehr als Prügelknaben hat, wird er seinen Wahn an den anderen, einschließlich Eltern auslassen, dann müssen sie ihn nämlich jeden Tag ertragen oder irgendwann zum Teufel jagen wenn er nicht mehr erträglich ist.
Du kannst das alles einfach aus der Distanz aussitzen. Laß einfach mal ein paar Jahre völlig ohne Kontakt drübergehen, und dann erst schau mal, wie es sich weiterentwickelt hat. Ich wette, nicht gut.
Leb Dein eigenes Leben, mach es so wie Du willst, aber schau erst mal überhaupt nicht zurück, auch nicht wenn sie irgendwann bei Dir betteln kommen. Denn was Besseres als früher hast Du dann auch nicht zu erwarten, also säge sie am besten gleich komplett ab.
Schicke ihm einen Brief, wie du geplant und brich den Kontakt ab.
Ich habe selber eine verwöhnte, bevorzugte Stiefschwester, die alles von ihren Vater bekommen hat. Da blieb mir nur der Kontaktabbruch mit ihr übrig. Seitdem ist mein Leben entspannter.
Er scheint ein Prinz zu sein. Ich habe selber ADHS, und bin damit zu einer Gruppentherapie gegangen. Du glaubst gar nicht, wie viele Prinzen und Prinzessinnen mit Aggressionsproblemen es dort gab. Aus meiner Sicht war dort ADHS das kleinere Problem. Ich glaube sogar, dass das Versagen in der Erziehung der Eltern häufig auf ADHS geschoben wird. Jeder dieser Prinzen wird nur irgendwann den harten Schlag der Realität spüren. Er wird nie echte Freunde kriegen, schnell seine Arbeit verlieren und vielleicht sogar selber auf jemanden treffen, der es nicht gut mit ihm meint und ihn zurückschlagen wird. Er wird nie lernen, alleine Probleme zu lösen und irgendwann wird er eben alleine etwas ohne Hilfe bewältigen müssen.
Um ehrlich zu sein... Ich würde den Kontakt zu deiner Familie beenden. Vorher einen Brief für alle schicken, damit sie es verstehen. Ihnen aber die Chance geben, sich bei dir zu melden, wenn sie sich bessern wollen und ihr Verhalten bereuen. Glaube das macht dich so nur kaputt. Ich weiß, dass das schwer ist, weil es eben die eigene Familie ist. Du musst mit der Sache ja auch irgendwie abschließen
Da sich solche Leute kaum jemals bessern, sondern sich nur den alten Prügelknaben zurückwünschen um selber aus der Schußlinie zu kommen, sollte man diese "Chance" lieber nicht geben. Sonst kriegt man nur viele billige Versprechen, die sowieso nicht gehalten werden.
Ich würde wohl den Kontakt komplett abbrechen. Auf sowas in der Familie kann man gerne verzichten.
Auch mit deinen Eltern würde ich wohl den Kontakt abbrechen. Ist ja nicht normal das sie nicht zuhören und nichts dagegen machen.
Alleine das man ihn an deinen Geburtstag was schenken muss finde ich sehr fraglich. Ohne dich oder deine Eltern angreifen zu wollen. Aber die haben auf ganzer Linie versagt bei deinen Bruder. Das nehme ich natürlich nur aus deinem Text jetzt raus.