Was meinte Karl marx damit?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist nur ein lustiges Wortspiel, weil 2x "Feuer" drin vorkommt. - Um zu verstehen was Marx meint lies einfach den Rest... 😉


Skeletor  19.05.2015, 13:36

Danke für den Stern!

0
Skeletor  18.05.2015, 12:48

Zitate haben meist eine Quellenangabe. Finde raus woher das Zitat kommt und lies die Quelle.

2
Emelya 
Beitragsersteller
 18.05.2015, 12:44

Welchen Rest? Ich habe leider nur das Zitat 🙈

0

Das hat Marx geschrieben, als er noch glaubte, Feuerbach für seine Ideologie gewinnen zu können. Feuerbach hat sich von Marx distanziert und danach Marx von Feuerbach. Feuerbach, selbst mal Hegelianer, hat erkannt, dass Marx den Hegel nicht wirklich auf den Kopf gestellt hat.

Die Textstelle wird im Zusammenhang etwas deutlicher. Sie steht am Ende eines 1842 geschriebenen und 1843 erschienenen kurzen Artikels eines Autors, der in der Veröffentlichung anonym („Kein Berliner.“ steht am Ende unten) bleibt (tatsächlicher Verfasser ist nicht Karl Marx, sondern Ludwig Feuerbach gewesen):

Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach. In: Anekdota zur neuesten deutschen Philosophie und Publicistik von Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach, Friedrich Köppen, Karl Nauwerck, Arnold Ruge und einigen Ungenannten. Herausgegeben von Arnold Ruge. Band 2: Zürich; Winterthur, Verlag des Literarischen Comptoirs, 1843, S. 206 – 208

 Es geht darin darum, wer in Bezug auf den Begriff des Wunders Recht hat, David Friedrich Strauß oder Ludwig Feuerbach. Strauß betrachte den Gegenstand noch als Theologe, darum befangen, sehe die Dinge an, wie sie in der spekulativen Theologie erscheinen, bringe es zu keinem entscheidenden Urteil über das Wunder. Feuerbach betrachte den Gegenstand als Nicht-Theologe, darum frei, sehe die Dinge, wie sie sind, sage, das Wunder sei die Realisation (Verwirklichung) eines natürlichen oder menschlichen Wunsches auf supranaturalistische (übernatürliche) Weise.

Als sehr gute Autorität, wie die Sichtweise der Religion ist, wird Martin Luther genommen, um zu einer Entscheidung zu kommen, wer Recht hat.

Luthers Worte seien eine Apologie (Verteidigung) der ganzen Feuerbach'schen Schrift (gemeint ist Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christenthums, 1841; eine anerkennende Buchbesprechung steht in dem Band S. 3 – 61: Arnold Ruge, Eine neue Wendung der deutschen Philosophie), der darin gegebenen Definitionen der Vorsehung, Allmacht, Creation (Kreation; Schöpfung, Erschaffen), des Wunders, des Glaubens. Die Fortsetzung lautet (S. 208):

„0 schämt Euch, ihr Christen, ihr vornehmen und gemeinen, gelehrten und ungelehrten Christen, schämt euch, daß ein Antichrist Euch das Wesen des Christenthums in seiner wahren unverhüllten Gestalt zeigen mußte! Und Euch, ihr speculativen Theologen und Philosophen, rate ich: macht Euch frei von den Begriffen und Vorurtheilen der bisherigen speculativen Philosophie, wenn ihr anders zu den Dingen, wie sie sind, d. h. zur Wahrheit kommen wollt. Und es gibt keinen andern Weg für Euch zur Wahrheit und Freiheit, als durch den Feuer-bach. Der Feuerbach ist das Purgatorium der Gegenwart.“

In den beiden letzten Sätzen ist ein Wortspiel mit dem Nachnamen des Philosophen Ludwig Feuerbach enthalten (in ihn wie auch im Fegefeuer steckt das Wort „Feuer“). Ein Purgatorium (eine lateinische Bezeichnung, deren gängige deutsche Wiedergabe „Fegefeuer“ ist) ist nach (christlicher) religiöser Vorstellung ein Zustand der Reinigung/Läuterung. Menschen, die zwar in göttlicher Gnade stehen, aber wegen Sünden, die (anders als Todsünden) keine völlige Abwendung von Gott bedeuten und nur zeitliche Strafen nach sich ziehen, nicht völlig rein und heilig sind und daher nicht sofort in den Himmel kommen können, müssen eine Reinigung/Läuterung durchmachen. Diese hat eine unangenehme und schmerzliche Seite (Reue, der Liebe und Gegenwart Gottes nicht ganz würdig zu sein), ist aber eine Durchgangsstation, von der aus der Weg weiter in die Seligkeit des Himmels führt.

Ludwig Feuerbach nimmt für sich in Anspruch, mit seiner Religionskritik (die Religion als Produkt des Menschen und Bezug des Menschen auf sein Wesen als Gattung versteht, also in eine Anthropologie wendet) den Weg zu Wahrheit und Freiheit zu weisen. Seine Theorie gilt ihm als notwendige Grundlage und Voraussetzung. Wer sich im Irrtum befindet bzw. nicht richtige Erkenntnis über Religion hat, hat in der Gegenwart – um zu Wahrheit und Freiheit zu gelangen - keine andere Wahl, als sich Feuerbachs Theorie zu eigen zu machen.

Feuerbach entwirft die Anthropologie als Theorie mit der Absicht, den Menschen spezifisch von seinem leiblichen, sinnlich-gefühlshaften und begehrenden Dasein her zu erschließen. Erkenntnis wird auf erlebnishafte, sinnlich-gegenständliche Anschauungen zurückgeführt, aus denen im Weiteren zum Denken aufgestiegen werden soll.

Feuerbach hat philosophisch mit starker Anlehnung an Georg Wilhelm Friedrich Hegel begonnen, sich aber nach einiger Zeit von dessen spekulativen Idealismus gelöst. Er bemängelt an Hegel vor allem, das bei diesem Denken von Sinnlichkeit/Leiblichkeit der denkenden Person selbst und der Du-Beziehung des Ichs als einer allererst zu einer konkreten anderen Person (Interpersonalität/Intersubjektivität) abstrahiert und so nicht das wirkliche Sein erfassen kann. Hegels Philosophie sei letztlich eine Form von Theologie, die Subjekt und Objekt, Denken und Sein, Gott und Wesen der menschlichen Vernunft gleichsetzt.


Albrecht  19.05.2015, 08:34

Religionskritik enthält Karl Marx, Zur Kritik der Hegel’schen Rechts-Philosophie, Einleitung (1843 – 1844 geschrieben, 1844 erschienen):

„Für Deutschland ist die Kritik der Religion im Wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.Die profane Existenz des Irrtums ist compromittirt, nachdem seine himmlische oratio pro aris et focis widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Uebermenschen suchte, nur den Wiederschein seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den Schein seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine wahre Wirklichkeit sucht und suchen muss.

Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, ausser der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produziren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr encyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.

Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jartmmeales, dessen Heiligenschein die Religion ist.

Die Kritik hat die imaginairen Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte, wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etabliren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.“

1
Albrecht  19.05.2015, 08:24

Karl Marx /Friedrich Engels. Gesamtausgabe (MEGA). Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Erste Abteilung: Werke, Artikel, Entwürfe. Band 1: Werke, Artikel, literarische Versuche bis März 1843. Apparat. Berlin : Dietz, 1975, S. 966 – 967 (Begründung, warum der Artikel nicht in die Ausgabe aufgenommen wurde)

S. 966: „Lange Zeit wurde angenommen, daß Marx kurz vor Fertigstellung der „Anekdota“ als Ersatz für die versprochenen Beiträge den Artikel „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach“ an Ruge gesandt habe […]. Diese Annahme wurde vor allem durch die Tatsache gestützt, daß Marx von Ruge für zwei Beiträge Honorar übermittelt bekam.Aus der fraglichen Zeit gibt es keine Aussagen von Marx, die die in dem Artikel „Luther als Schiedsrichter …“ getroffene Einschätzung wiederholen. Die unmittelbare Zusammenarbeit mit Bruno Bauer an der Fortsetzung der „Posaune …“ sowie Marx' Auffassung, die er in seinen ersten publizistischen Beiträgen und in den Briefen an Ruge darlegte, lassen es unwahrscheinlich erscheinen, daß Marx bereits zu dieser Zeit den materialistischen Konsequenzen der Feuerbachschen Hegelkritik folgte. Darüber hinaus deuten die wenigen Äußerungen von Marx über Feuerbach aus dieser Zeit sowie Bauers Hinweis, daß Marx im April 1841 Feuerbach kritisieren wollte (Bauer an Marx, 12. April 1841. […], darauf hin, daß Marx Feuerbachs Theorie nicht bedingungslos bejahte, wie dies in dem Beitrag „Luther als Schiedsrichter …“ geschieht."

S. 967: „Der endgültige Beweis, daß Marx den Beitrag „Luther als Schiedsrichter …“ nicht verfaßt hat, wurde durch neues Quellenmaterial über Feuerbach erbracht. Danach ist Feuerbach der Verfasser des fraglichen Artikels.“

1
Albrecht  19.05.2015, 08:22

Feuerbach bestimmt Religion als ein Verhalten des Menschen zu seinem Gattungswesen. Das göttliche Wesen sei nichts anderes das von den Schranken des individuellen Menschen gereinigte und befreite Wesen des Menschen, als ein anderes, von ihm unterschiedenes, eigenes Wesen angeschaut und verehrt. Damit versteht er Religion als ein Produkt des Menschen selbst (die Vorstellung der Unsterblichkeit entspringt z. B. einem sinnlichen Bedürfnis nach Fortdauer der Existenz, Gott einem Wunsch nach Allmacht und Vollkommenheit) Der Selbstbezug im Bereich der Religion werde allerdings nur indirekt bewußt. Der Mensch vergegenständliche sein Wesen und mache dann wieder sich zum Objekt dieses vergegenständlichten, in ein Subjekt verwandelten Wesens.

Das moderne Christentum beurteilt Feuerbach als geschichtlich überholte Kulturform. Die christliche Religion habe sich unumkehrbar in äußere, aufgestellte Gesetze und Dogmen (tote Objektivität) einerseits, einen Bereich reiner Innerlichkeit (bloße Subjektivität) andererseits aufgespalten. Das moderne Christentum fixiere in seiner Orientierung auf einen persönlichen, transzendenten Gott und auf die Unsterblichkeit der einzelnen Seele den Menschen auf sein abschließendes Personsein und trenne ihn damit von den anderen Menschen ab. Die Ausrichtung lasse den Menschen die diesseitige Welt verkennen und besiegele die tatsächliche Entfremdung.

Karl Marx hat philosophisch als Junghegelianer begonnen. Von Feuerbach gingen dann wichtige Einflüsse auf ihn aus. Die Religionskritik hat ihn stark beindruckt und er übernimmt davon die Auffassung, Religion sei ein Produkt des Menschen, die Inhalte eine Spiegelung/ein Wiederschein seiner selbst (Projektionstheorie). Marx deutet Religion als Ausdruck der Situation der Menschen, ein Versuch angesichts des Elends Trost zu finden, ein illusorisches Glück. Von Hegel stammt sein Gedanke einer Erlösung in der Geschichte. Der Erlösung entgegenstehende Formen der Entfremdung (beim Begriff der Entfremdung gibt es Anknüpfungen an Feuerbach) können als falsches Bewußtsein zerstört werden.

1842 hat Marx den junghegelianischen Grundansatz eines Idealismus noch nicht verlassen. Bei aller Anerkennung für Feuerbachs Religionskritik und seiner Bekämpfung von Auswüchsen des spekulativen Idealismus gibt es auch Vorbehalte gegen Feuerbachs Gedanken und Marx vertritt damals keinen sensualistischen Materialismus. Später bleibt er bei seinem historischen und dialektischen Materialismus in einer Hinsicht mit der Dialektik stark geprägt durch einen von Hegel übernommen idealistischem Gedanken.

David Rjasanow hat vermutet, der Artikel „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach" sei von Karl Marx geschrieben, und den Text in den ersten Band (1927 erschienen) einer begonnenen Marx-Engels-Gesamtausgabe aufgenommen. Manche Marx-Ausgaben haben dies dann übernommen.

Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, nicht Karl Marx, sondern Ludwig Feuerbach sei Autor von „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach":

Hans-Martin Sass, Feuerbach statt Marx : zur Verfasserschaft des Aufsatzes „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauss und Feuerbach". In: International Review of Social History 12 (1967), S. 108 - 119

Inge Taubert/Werner Schuffenhauer, Marx oder Feuerbach? Zur Verfasserschaft von „Luther als Schiedsrichter zwischen Strauß und Feuerbach". In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung : dem Wirken Auguste Cornu gewidmet ; Ansprachen und Vorträge auf dem festlichen Kolloquium, das die Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR am 20. September 1973 zu Ehren des 85. Geburtstages des korrespondierenden Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften der DDR Auguste Cornu veranstaltete. Herausgegeben im Auftrag des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR von Heinrich Scheel. Berlin : Akademie-Verlag, 1975 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Jahrgang 1973, Nr. 20), S. 32 - 54

Werner Schuffenhauer, Karl Marx und die philosophischen Quellen des Marxismus im Spiegel der Marx-Engels-Edition. In: Buchstabe und Geist : zur Überlieferung und Edition philosophischer Texte. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft philosophischer Editionen der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland herausgegeben von Walter Jaeschke Wilhelm G. Jacobs, Hermann Krings und Heinrich Schepers. Hamburg : Meiner, 1987, S. 147 – 157

2

Er befand die religionskritik von Feuerbach als eine Basis, auf die er seine Kritik aufbauen konnte. 

http://www.u-n-d.info/anzeige.php?p=RELIGIONSKRITIK&a=Gott%20als%20Projektion%20des%20menschlichen%20Wesens

Er sagte auch über Feuerbach:

"Feuerbach ist unser größter Prophet, es gibt keinen anderen Weg zur Wahrheit als durch den Feuerbach. Er ist das Purgatorium der Gegenwart." 

"Die Kritik der Religion ist in Deutschland durch Feuerbach im wesentlichen beendet." (1844)

Also Fegefeuer ist ja generell etwas negatives und "schmerzhaftes" aber danach kommt man ja auf jeden Fall in den Himmel - also ist es etwas negatives &danach wird aber auf jeden Fall etwas positives Folgen nehme ich an