Was ist man wenn man nicht zur Firmung ging?

8 Antworten

Hallo Pingu24pinguin, wegen der wichtigen Bedeutung der Firmung für die Kirche und weil ich meine, in Deiner Frage ein wenig Sorge herauszulesen, gebe ich mir bei der Beantwortung viel Mühe. Ich hoffe, die Länge schreckt Dich nicht ab und ich kann Dir weiterhelfen. :)

Staatskirchenrechtlich wirst Du solange als Mitglied der katholischen Kirche geführt, bis Du durch eigene Willensbekundung diese Mitgliedschaft vor dem Staat als beendet erklärst (sog. Kirchenaustritt). Dabei ist die Taufe oder erfolgte Konversion ausschlaggebend für diese Mitgliedschaft - die Firmung spielt keine Rolle.

Kirchenrechtlich ist das erstmal ähnlich: Durch die Taufe (oder eben erfolgte Konversion) wirst Du der Kirche eingegliedert (c. 204 § 1). Weil aber die Taufe für die Kirche nicht bloß ein "Aufnahmeritual", sondern (wie die Kirche auch) sakramentale Wirklichkeit ist, lässt sich diese Eingliederung aus kirchlicher Sicht nicht einfach rückgängig machen. Weil die Taufe für die Kirche unwiderruflich (indelebilis, vgl. c. 849) ist, betrachtet die Kirche auch diejenigen als ihre Mitglieder, die vor dem Staat ausgetreten oder fort konvertiert sind. Heißt: Die "Mitgliedschaft" an sich ist in der katholischen Kirche nicht verwirkbar, egal was der Mensch tut.

Jetzt aber zu Deiner Firmung: Klar bist Du auch ohne Firmung Katholik, weil Du getauft bist! Jetzt gibt es aber eine kirchenrechtliche Unterscheidung, die notwendig ist: Wer sich z.B. willentlich von der Kirche durch Austritt oder Konversion entfernt, bleibt zwar der Kirche eingegliedert, steht aber mit ihr durch eigene Entscheidung nicht mehr in voller Gemeinschaft. Zunächst ist die Kirche eine Gesellschaft (theologisch: Volk Gottes). Wer sich einer Gesellschaft freiwillig entzieht, kann natürlich nicht völlig Teil von ihr sein. Darüber hinaus ist die Kirche sakramentale Wirklichkeit. Das drückt ein schönes Bild gut aus: Die Gläubigen sind Glieder und bilden den Leib, Christus ist das Haupt. Unter seiner Regie bauen die Gläubigen als Gesellschaft verfasst sichtbar in der Welt das Reich Gottes auf. "Sichtbar" vor allem durch Ehe und Familie, "unsichtbar" mithilfe der sakramentalen Mittel, die Christus der Kirche gegeben hat. Jetzt sind wir beim Glauben, der auch die Art der Kirchenmitgliedschaft betrifft: Zu der vollen Gemeinschaft mit der Kirche gehören die sog. drei Bande in Christus: das Glaubensbekenntnis, die Gemeinschaft der Sakramente und das geistliche Amt (vgl. c. 205).

Die Sakramentsgemeinschaft und somit die volle kirchliche Gemeinschaft kann von der Kirche durch Strafe zeitlich entzogen werden. Allerdings kann sich ihr auch jeder Gläubige selbst entziehen. Klar ist das nicht bloß der Fall, wenn jemand nicht regelmäßig zur Kommunion geht oder beichtet, denn diese sind eher "alltägliche" Sakramente, weil wichtige geistliche Mittel. Die Firmung hingegen ist etwas anders: Sie hängt ganz fest mit der Taufe zusammen. Früher waren Taufe und Firmung ein einziger Ritus zur Aufnahme in die Kirche. Diese Aufnahme wurde dann durch die anschließende Erstkommunion (vollkommene Vereinigung mit Christus)vervollständigt. Heute ist das immer noch so: Wenn sich Erwachsene taufen lassen, dann werden sie in einem Ritus getauft und gefirmt, danach feiern sie Eucharistie. In den orthodoxen Kirchen und den katholischen Ostkirchen werden auch kleine Kinder direkt nach der Taufe gefirmt. Nur in der lateinischen (West-)Kirche hat sich im Laufe der Zeit die Tradition entwickelt, die Firmung herauszulösen und später, im Jugendalter, zu spenden. Wie Du siehst, bilden Taufe, Firmung und (Erst-)Kommunion die Sakramente, durch die die vollständige und volle Aufnahme in die Kirche sakramental verwirklicht wird. Man spricht von Initiationssakramenten, also von Sakramenten des Christwerdens. Unsere westliche Firmpraxis hat einen schönen Vorteil: Jugendliche können so selbstbestimmt das Taufbekenntnis wiederholen, bestätigen und vergegenwärtigen (s. oben: Band des Glaubensbekenntnis), welches damals Eltern und Paten stellvertretend abgelegt haben. Dieses Taufbekenntnis ist Grundbaustein für die christliche Initiation und die volle Kirchenmitgliedschaft. Gott hat in und mit der Kirche den Täufling angesprochen und bejaht, jetzt hat der Firmling die Möglichkeit, auf dieses unbedingte Liebes-Ja Gottes selbst mir "Ja" zu antworten. Nachteil unserer westlichen Firmpraxis ist, dass sich die ursprüngliche und logische Reihenfolge der Initiationssakramente vertauscht hat: Taufe - Erstkommunion - Firmung statt Taufe - Firmung - Erstkommunion. Und durch den üblichen sog. Firmunterricht, der gut und sinnvoll ist und mir (als Firmling früher und Katechet später) immer Spaß gemacht hat, wird häufig der Eindruck erweckt, dass man sich die Firmung verdienen muss. Das stimmt aber nicht, die abweichende Praxis zeigt: In der Taufe hat Gott sehr liebevoll am Menschen gehandelt, in der Firmung gibt's einfach noch Nachschlag - umsonst. Aber um diese Liebe annehmen und an sich wirken lassen zu können, ist der Glaube daran, dass Gott diese Liebe sakramental in der Kirche ausgießt, absolute Voraussetzung. Deshalb das Glaubensbekenntnis in Verbindung mit dem Sakrament. Die Gnade, die in der Firmung vermittelt wird, ist eng auf die Taufgnade bezogen und lässt sich eigentlich nicht von ihr trennen. Man kann auch sagen: Die Firmung ist erneute Bestätigung der Bestätigung in der Taufe, deren Versiegelung. Das drückt die Salbung und das Firmwort ("Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist") aus. Deshalb ist die Firmung wie die Taufe unwiderruflich und unwiederholbar, weil Gott ohne wenn und aber zu seinem "Ja" und seiner Liebe steht.

Wenn jetzt aber ein Katholik wissentlich und überlegt dieses Angebot ausschlägt und damit seine eigene christliche Initiation unvollständig lässt, weist er die in der Sakramentsgemeinschaft vermittelte Gnade in freiem Willen zurück und damit auch die volle kirchliche Gemeinschaft. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben, zumal die Firmung meist in einem Alter gespendet wird, in dem diese Begriffe eher unwichtig erscheinen - völlig natürlich und in Ordnung. Ich selbst konnte bei meiner Firmung nicht so viel damit anfangen wie heute und habe Jugendliche erlebt, die die Firmung abgelehnt, später aber verstanden und freudig angenommen haben. Das ist leicht und völlig unproblematisch, denn ein solch unwiderrufliches Angebot bleibt natürlich unwiderruflich und gilt zu jeder Zeit! Katholischer Christ und gefirmt zu sein gehört m.E. theologisch absolut zusammen, obwohl das Kirchenrecht hinsichtlich der "Mitgliedschaft" einen Unterschied zwischen Firmung und Taufe kennt.

LG :)

Ja, man ist trotzdem katholisch, aber man ist nicht "vollständig" katholisch.

Wer nicht gefirmt ist, der kann z.b. nicht selber Firmpate werden oder Taufpate. Wer nicht zur Firmung gegangen ist, zeigt damit ja schließlich auch, was er davon hält.

Sobald du katholisch getauft wurdest, bist du katholisch. Du brauchst keine Firmung (meine Frau ist auch nicht gefirmt).

Erst wenn du aktiv aus der Kirche austrittst, bist du nicht mehr katholisch, kannst es aber natürlich, weil du ja schon getauft bist, jederzeit wieder werden.

Um katholisch zu sein auf dem Papier, brauchst du nur die Taufe. Aber wenn du auch praktizierender Katholik sein willst, brauchst du die anderen Sakramente genau so.