Was ist eine "Kompromissstruktur"?

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Hi, nachdem SPD und Spartakusbund nacheinander die Republik ausriefen, obwohl formell der Kaiser noch nicht abgedankt hatte, herrschte die Gefahr der Anarchie. Meuterei der Kriegsflotte. Überall linksgerichtete und linksgeführte Arbeiter und Soldatenräte, Räterepublik in München (Eisner) usw. Da galt es, in Einvernehmen mit Regierung, Militär und Beamtentum die Ordnung zu wahren. Es wurde nach den ersten Wahlen eine "Weimarer" Verfassung ausgearbeitet, in Zusammenarbeit mit Militär, Beamtentum, Arbeitgebern und gemäßigten Arbeitnehmervertretern, sodaß ein kommunistischer Umsturz wie in Rußland vermieden wurde. Spartakusbund und radikalisierte USPD wurden "elegant" ausgeschaltet. Teilweise war das später auch dem "Bluthund" Noske (SPD) zu verdanken, der auch . Daher der Spruch der Linken: wer hat uns verraten? Sozialdemokraten, der selbst heutzutage noch gelegentlich skandiert wird. Diese Zusammenarbeit zwischen verantwortungsbewußten und verantwortungsbereiten Teilen des deutschen Volkes und der "Klassen" zur Schaffung einer neuen Reichsverfassung - so stelle ich mir das vor - ist eine Kompromißstruktur. Gruß Osmond http://www.welt.de/kultur/article2689636/Was-bei-der-Revolution-von-1918-versaeumt-wurde.html


osmond  10.10.2011, 23:04

Danke für den Stern, lgO

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Die führenden SPD-Vertreter, insbesondere Ebert, spürten die Last der Verantwortung. Sie wollten keine Revolution nach sowjetischem Muster. Vielmehr wollten sie die geordnete Rückkehr der Fronttruppen sicherstellen und das deutsche Volk vor dem Verhungern, vor Chaos und Anarchie bewahren. Ein weiteres Fortschreiten der Revolution hätte dieses Ziel gefährdet. Die deutsche Revolution von 1918/19 führte daher nicht zu einem radikalen Umbruch.

wenn der eine ein Eingeständnis macht um den anderen zu beruhigen und dieser sich dann bereit erklärt dafür auch etwas zu tun ist das ein Kompromiss, genau das will dein Lehrer:

  1. Ergebnisse des Ersten Weltkrieges: -Epochengeschichtlich: Ende des "langen 19.Jahrhunderts" -Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich) verlieren den Krieg. -17 Millionen Tote. -Territoriale Änderungen: Deutschland verliert: Elsass-Lothringen an Frankreich/Eupen-Malmedy an Belgien/Nordschleswig an Dänemark/ Teile Westpreussens+Teile Oberschlesiens an Polen/ Alle seine Kolonialen Besitzungen Togo,Deutsch-Südwestafrika, Deutschostafrika, Samoa, Papua Neuguinea, Tsingtau.

Österreich-Ungarn löst sich auf. Russland, obwohl formal Kriegsgewinner, verliert große Teile seines ehemaligen Reiches an Polen, Finnland, die baltischen Staaten.

2.Folgen: Politisch: Ende der Vormachtsstellung Europas in der Welt. -USA wird Weltmacht. -England kann sein Kolonialreich zwar wahren, verliert aber an Einfluss und Macht. Gleiches gilt für Frankreich. -Ende einer ersten Phase der "Globalisierung". (Abgesehen von der Reisegeschwindigkeit und den Kommunikationsmitteln war die Welt vor 1914 insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht sehr mobil, was den Zugriff auf Ressourcen sowie Absatzmärkte angeht.) Insofern sind wir(=Welt) in dem letzten drittel des 20. Jahrhunderts damit beschäftigt gewesen das Aufzuholen, was wir durch den 1.Wk verloren haben.

-Die drei alten Monarchien Europas (Russland, Österreich-Ungarn, Deutschland) sowie das Osmanische Reich gehen unter. (In Russland: Oktoberrevolution. Deutschland: Novemberrevolution; Weimarer Republik. Österreich: Österreichische Republik. Osmanisches Reich-> Türkei. )

-Frankreich und England verschuldet bei den USA. (Kriegshilfen)->Finanzielle Verstrickung Europas mit Amerika.

Insgesamt sehr schwierige Ausgangslage für die Weimarer Republik; Hetze von Links und Rechts. Mehrheit der Parteien antidemokratisch. Antidemokratischer Verwaltungsapparat. Nationale Demütigung, "Dolchstoßlegende" Alles später wichtig beim Aufstieg Hitlers (Dessen Kernpolitik Anfangs ja die Nichtigmachung des Versailler Vertrages war)

  • Gründung des Völkerbundes (Vorläufer der UN; internationale Gerichtsbarkeit)

-"Pariser Vorortverträge": (Für D: v.a. Versailler Vertrag) Große Gebietsverluste, Politische Isolation Deutschlands, Wirtschaftliche schwächung,

Militärisch: Militärische Besetzung (Linksrheinische Gebiete), Verbot von nennenswerter Rüstung (100.000 Mann Heer, 15.000 Mann Flotte, keine Panzer, Keine U-Boote, Keine Luftwaffe, Keine schwere Artillerie, keine Maschinengewehre, keine nennenswerten Munitionsvorräte) Reparationszahlungen in vorerst unbekannter Höhe. -Luftwaffe, U-Bootwaffe, Panzerwaffe entstehen als neue Waffengattungen/technologien.

Zusammenfassung: Aus heutiger Sicht stellt der Erste Weltkrieg den Beginn des 20.Jahrhunderts als das Jahrhundert der Weltkriege und Ideologien dar. Besonders im Englischsprachigen Raum sehen Historiker den Ersten Weltkrieg als "Urkatastrophe des 20.Jahrhundert" oder wenn man die Kontinuitäten noch stärker betonen will, als den Anfang des "Zweiten Dreißigjährigen Krieges" (1914-1945) Europa verliert pol.+wirtsch. Bedeutung. Alte Großmächte gehen unter, neue entstehen. Ausbreitung radikaler Ideologien die sich auf den Ersten Weltkrieg beziehen (Faschismus, Nationalsozialismus)

auch mal nach Versailler Freidensvertrag googeln!