Was ist der Unterschied zwischen wiener Mechanik und englische Mechanik?

4 Antworten

Der technisch korrekte Name für die umgangssprachlich so genannte englische Mechanik ist Stoßzungenmechanik, der für die Wiener Mechanik ist Prellzungenmechanik. Unter englischer Mechanik meint man meist die vollenglische (im Gegensatz zur halbenglischen) Mechanik, das ist eine Stoßzungenmechanik mit Repetierschenkel.

Die Prellzungenmechanik ist viel einfacher. Der Hammer ist dabei ein zweiarmiger Hebel, der in einer Gabel, der auf der Taste befestigt ist, drehbar gelagert ist. Diese Mechanik wurde bis etwa Ende des ersten Weltkrieges gebaut. Sie war nicht mehr zeitgemäß, da sie zu träge geworden war: Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Flügel immer größer, die Saiten stärker und daher die Hämmer schwerer (Massenträgheit). Die alten Hammerflügel (bis etwa 1850) hatten viel kleinere und zartere Hämmer, da wirkte sich die Masse kaum auf die Repetierfreudigkeit aus. Vorteil: genial einfach, wenig störungsanfällig.

Die englische Mechanik ist viel komplizierter. Der Hammer ist ein einarmiger Hebel, dazu gibt es ein Hebeglied mit Stoßzunge und Repetierschenkel. Auf Grund ihrer Kompliziertheit war sie lange Zeit viel störungsanfälliger als die Prellzungenmechanik. Erst mit der industriellen Massenfertigung etwa ab 1870 / 1880 hat sie sich durchgesetzt. Mit ihr ist ein präziseres und differenzierteres Spiel möglich. Diese Mechanik ist mittlerweile seit über 100 Jahren ausgereift und nahezu perfekt.

Die guten Marken-Flügel haben seit ca. 1945 nur noch RENNER-Mechanik.

https://www.youtube.com/watch?v=3n5hqvpFAvI

alles andere würde ich nicht kaufen.  L.g. mary