Was hat iwan der schreckliche alles angestellt das man ihn so nennt?

1 Antwort

Der Beiname „der Schreckliche“ (engl. The Terrible, franz. le Terrible) ist nicht die genaue Übersetzung der russischen Bezeichnung. Iwans Beiname lautet im Russischen grosny. Dieses Wort stammt von grosa (Gewitter) ab und bedeutet sinngemäß der „Bedrohliche“, „der Furchteinflößende“. Doch schon zu Lebzeiten Iwans verbreitete sich an westeuropäischen Höfen sein Ruf, der zur Übersetzung „der Schreckliche“ führte. Seit einer aufgedeckten Bojarenverschwörung gegen seine Mutter war Iwan mit einem krankhaften Misstrauen gegen fast jedermann erfüllt. Schon als Kind zeigte sich bei Iwan der Hang zum Choleriker und Sadismus gegenüber Tieren, gefördert durch die grausame und unmenschliche Behandlung seitens der Bojaren nach dem Tod seiner Mutter.

Berichtet werden diverse Beispiele seiner Grausamkeit, speziell in der zweiten Hälfte seiner Herrschaft. So ließ er am 25. Juli 1570 auf dem Hauptplatz in Moskau (dem Vorgänger des heutigen Roten Platzes) eine Massenhinrichtung vornehmen. Große Teile der Bevölkerung hatten aus Angst das Weite gesucht, so dass die Straßen wie ausgestorben wirkten. Seinen getreuen Kanzler Iwan Michailowitsch Wiskowatyj (russ. Ива́н Михай́лович Вискова́тый) ließ er bei lebendigem Leibe von den Opritschniki unter ihrem Anführer Maljuta Skuratow (russ. Малю́та Ску́ратов) zerstückeln. Die Anklage lautete auf dreifachen Hochverrat, im Zuge dessen der Angeklagte den polnischen König Sigismund II., den türkischen Sultan Selim II. und einen weiteren Herrscher, Devlet I. Giray, den Khan der Krim, um Hilfe gebeten und ersterem den Besitz von Nowgorod und den anderen Zutritt in das Land gewährt haben soll, was der ehemalige Kanzler als Verleumdung zurückwies. Sein Freund, Iwans Schatzmeister Nikita Funikow (Ники́та Фу́ников), wurde solange mit kochendem und eiskaltem Wasser begossen, bis sich das Fleisch von den Knochen löste. Nach vier Stunden waren 200 Menschen auf ähnlich grausame Art und Weise vor den Augen der verbliebenen Moskauer, die den Zaren aus Angst hochleben ließen, getötet.[8]

Im Juli 1564 stieß er dem jungen Fürsten Dmitri Obolenski selbst ein Messer ins Herz, als dieser einige tadelnde Worte sprach.[9] Peter Petrejus, ein deutsch-schwedischer Reisender und Russlandhistoriker des 17. Jahrhunderts, überlieferte: „Einmal ließ er einen Fürsten in ein Bärenfell einnähen und auf das Eis bringen. Als seine großen Hunde den vermeintlichen Bären in Stücke rissen, belustigte der Zar sich so sehr, dass er vor Freude nicht wusste, auf welchem Bein er stehen sollte.“[10] Einen Bojaren, der sich vor ihm in ein Kloster geflüchtet hatte, ließ er fesseln, auf ein Pulverfass setzen und in die Luft sprengen: „So kommt er dem Himmel und den Engeln näher!“, sagte Iwan.

Iwan soll Gefallen daran gefunden haben, sich besondere Foltermethoden auszudenken und dem Todeskampf seiner Opfer zuzusehen. Auch seine Bediensteten brachte er nach Lust und Laune um. Pervertierter Großmut zeigte sich darin, dass er Wünsche seiner Untertanen in einem Korb sammeln ließ, um sie dann nicht zu erfüllen; ein zeitgenössisches Sprichwort lautet daher „Leg deinen Wunsch in Iwans Korb“. 1570 ließ er Nowgorod von den Opritschniki einschließen und alle Bürger von Ruf niedermetzeln. Frauen und Kinder wurden gefesselt in den Wolchow geworfen, jene, die nicht ertranken, wurden von Iwans Schergen mit Äxten erschlagen oder unter die Eisdecke gedrückt. Seit diesem Ereignis begannen seine Untertanen, ihn „Grosny“ (den „Strengen“) zu nennen, möglicherweise ein Euphemismus. Nach anderen Quellen sei der Name bereits während seiner einzigen militärischen Erfolge, der Eroberung der Khanate Kasan und Astrachan, aufgekommen, in der Form des „Furchteinflößenden“ gegenüber seinen Feinden – nicht als „Schrecklicher“ gegen sein eigenes Volk.[11]

Von seinen Grausamkeiten berichtet auch Andrei Kurbski, der Iwan den Schrecklichen aus dem Exil bekämpfte und ihm anklagende Briefe schickte, die Iwan regelmäßig ausführlich beantwortete, indem er sich als von Gott eingesetzter Herrscher jede Kritik verbat und absolute Unterwerfung forderte. Sie gelten als bedeutende Quelle für die Herrschaft Iwans des Schrecklichen, auch wenn einige Historiker ihre Authentizität bezweifelt haben. Beide zitieren häufig die Bibel (und antike Autoren), und Iwan beklagt sich in einem der Briefe über seine traumatische Kindheit. Es gibt auch einen eigenhändigen Brief Iwans an die Königin Elisabeth I. von England von Oktober 1570, der in ähnlich grobem und beleidigendem Ton ist, in dem er sich über bäurische nur auf Profit bedachte englische Kaufleute beschwert (wie schon in einem Brief ein Jahr zuvor), die sie als Berater hätte, und Verärgerung darüber ausdrückt, dass Elisabeth ihm Asyl in England nur auf eigene Kosten gestatten wollte. Vermutlich schlug er ihr um diese Zeit auch eine (von Elisabeth zurückgewiesene) Heirat vor, obwohl er damals selbst noch verheiratet war.[12]

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_IV._(Russland)#Beiname_%E2%80%9EDer_Schreckliche%E2%80%9C