Was haltet ihr von der Theorie, dass die besten Chefs nie Chef sein wollen?

3 Antworten

Diese Frage Stelle ich mir selbst oft, weil ich in Projekten immer zum inoffiziellen Chef ernannt werde, der sagt wo es langt geht. Natürlich bin ich in einem Projekt nicht der richtige Chef meiner Kollegen, aber ich bin trotzdem immer die erste Anlaufstelle, wenn es um Fragen oder Probleme geht.

Ich denke Chefs sind sich ihrer Aufgabe wesentlich bewusster als ihre Mitmenschen bzw. Kollegen. Um Chef zu werden, muss man erstmal eine Leidenschaft für etwas entdeckt haben. Mit dieser Leidenschaft und dem Bewusstsein folgt ein (teils auch unterbewusster) Wille nach Perfektion. – Das sind so die Basics, die alle Chefs teilen.

Hinzu kommt der Wesen an sich, wie man sich als Chef präsentiert. Dazu zählen z.B. Selbstbewusstsein und Ausstrahlung oder auch wie wir uns selbst behandeln. Solche Dinge. Leider haben wir keinen Einfluss darauf, wie wir uns selbst präsentieren, weil wir, um Chef zu werden, viele automatisierte unterbewusste Prozesse im Alltags ändern müssten. Wer in einer unpassenden Firma oder Abteilung arbeitet, aber Chef werden will, wird es niemals erreichen. – Bzw. Nicht jeder Chef ist geeignet, um woanders auch der Chef zu sein.

Abseits des Wesen selbst gibt es immerhin etwas, was wir beeinflussen können und zwar dem Charakter. Im Sinne von motivieren etc. Ein guter Chef weiß nunmal welche Fäden er bei wem ziehen muss, um die Person anzuregen motiviert mitzuarbeiten ohne dabei zu manipulieren. Das war's dann aber auch.

In meinem Ausbildungsbetrieb habe ich mehrere Abteilungen und unterschiedliche Chefs kennengelernt. Einige sind Impulsiv und stürzen sich mit dem Team in die Arbeit, in anderen Abteilungen ist es Hierarisch aufgestellt und ganz woanders begegnet man sich auf Augenhöhe als wäre man gerade bei einer Freizeitbeschäftigung. Alle haben zu ihren Abteilen, die sie geleitet haben, gepasst, weil deren Team nunmal darauf am besten reagiert hat.

All das macht jemanden zu einem guten Chef. Leidenschaft, Wesen, Charakter und die Zugehörigkeit am richtigen Ort mit dem richtigen Team.

Deswegen kommt es sehr oft vor, dass beliebte Mitarbeiter, die zugleich Arbeitstiere sind und nicht daran denken Chef werden zu wollen, trotzdem Vorgesetzte werden. Es fängt bei kleinen Projekten mit Leidenschaft und einem kleinen Team an und das steigert sich immer weiter, bis man die Gruppe leitet.

Es macht außerdem keinen Sinn jemanden zum Chef zu befördern, wenn es schon einen gibt. Also etwas Glück wird da schon dabei sein müssen, außer man ist selbstständig.

Das ist meine persönliche Spekulation :)

Vielleicht sind Chefs, die unbedingt Chef sein wollen einfach besessen von der Macht, weil sie unbedingt ihre Macht ausspielen wollen.

Chefs, die nicht unbedingt Chef sein wollen, können sich vielleicht besser in andere Leute versetzen, weil sie keine Macht wollen und auch nicht ausleben wollen.

Das ist so weil sie schlau sind und schlaue Leute wollen nicht die Zielscheibe sein.