Warum ziehen Männer sich zurück, wenn sie krank sind?

1 Antwort

Ich wünsche euch beiden alles, alles Gute für diese unglaublich schwere Zeit!

Ist er denn in psycho-onkologischer Betreuung? Das ist eine heftige Situation, mit der er da umgehen muss. Das kann wohl keiner alleine und einfach so schultern.

Kannst du etwas mit dem Ansatz anfangen, dass er möglicherweise nicht möchte, dass du ihn leiden siehst? Vielleicht hat er von sich das Bild des starken, unverwundbaren Mannes im Kopf und dem kann er jetzt nicht mehr gerecht werden. Oder er möchte sich dir nicht in diesem Zustand zeigen bzw. zumuten?

Schau, dass du Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe für Angehörige Kontakt aufnehmen kannst. Der Austausch mit anderen Betroffenen liefert dir möglicherweise auch gute und wichtige Impulse für deinen eigenen Umgang und der Bewältigung mit der Situation. Und scheue auch nicht davor zurück, selbst für dich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Alles, alles Gute für euch!!!


liebhexe2 
Beitragsersteller
 10.12.2020, 22:29

Ich hoffe eigentlich darauf, dass er im Rahmen der Reha am Ende der Behandlung eine psychologische Betreuung angeboten bekommt.
Ich will ihm ja auch nicht das Gefühl geben, dass er "Hilfe braucht", weil er allein sein möchte und ich verstehe genau das, was du zuletzt gesagt hast, dass man manchmal einfach mit sich selbst allein sein möchte, wenn man krank ist.
Ich bemerke nur, dass ihn inzwischen allein duschen derart anstrengt, dass ich die Autofahrt eigentlich für Wahnsinn halte.

Ja, ich habe ihm mehrfach angeboten, ihn zu fahren, aber das möchte er nicht. Er ist der Ansicht, dass er selbst entscheiden kann, was er sich zumuten möchte.
Es ist momentan wirklich schwierig und ich habe schon überlegt, ihm vorzuschlagen, die ambulante Reha an seinem Wohnort zu machen, in den drei Tagen von dort aus zu arbeiten (auch wenn das logistisch nicht ganz so einfach wäre) und dann selbst nach Hause zu fahren. Dann könnte er allein sein und die Fahrt würde für ihn entfallen.

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liebhexe2 
Beitragsersteller
 10.12.2020, 22:16

Vielen Dank. Die psychoonkologische Betreuung wurde ihm in der Uniklinik Köln angeboten, aber da hatte er die Diagnose erst seit kurzem und sollte für den Psychologen erst mal einen vierseitigen Fragebogen ausfüllen. Sein Kommentar: das ist mir zu blöd, ich hätte lieber mit ihm gesprochen - was ich vollkommen verstehen kann.

Über das Allein-Leiden habe ich schon viel nachgedacht und er hat sogar mal gesagt, dass er zu Hause besser "rummemmen" kann, aber ich finde es einfach traurig, nicht bei ihm zu sein, wenn er sich nicht gut fühlt. Ein paar Tage allein sein kann ich nachvollziehen. Unmittelbar nach der letzen Infusion eine 1,5 stündige Autofahrt absolvieren, bei immer neuen und unerwarteten Nebenwirkungen finde ich einfach unvernünftig.

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LisaAusPisa  10.12.2020, 22:22
@liebhexe2

Hast du die Kraft und die Nerven, nochmal nachzuhaken, ob es eine unbürokratischere Möglichkeit für die psychologische Betreuung gibt? Würde mich als völlig gesunde Person auch deutlich anpissen, mit einem blöden Fragebogen zu hantieren. Wie muss es da jemandem gehen, der gerade so eine Diagnose vor den Latz geknallt bekommen hat... Manche Krankenhäuser sind da echt total bürokratisch. Eigentlich eine Frechheit.

Das mit der Autofahrt finde ich auch bedenklich. Könntest du dir vorstellen ihm einen Kompromiss vorzuschlagen? Z. B. dass du ihn fährst oder er sich zumindest ein Taxi nimmt? Ich finde das echt nicht ohne. Ich habe das mehrfach aus der erweiterten Zuschauerperspektive mitgekriegt. Den Patienten ging's da nicht so richtig gut.

Ich kann dir mal meine ganz persönliche Perspektive mitgeben: Wenn ich krank bin (also ganz harmlose Dinge), kann ich keine Gesellschaft ertragen. Ich will da mit mir und meinen Wehwehchen alleine sein. Es raubt mir einfach den letzten Nerv, wenn mich da wer betüddeln will. Geht nicht. Ich mein das überhaupt nicht böse. Aber ich bin da mit mir selbst so am Kämpfen und beschäftigt, dass mich jede weitere Person einfach nur anstrengt.

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