Warum wird man heute noch Mönch?

15 Antworten

Es gibt einige Berufe, wo die Entscheidung diesen Beruf zu wählen jenseits von monetären Vorteilen und sozialem Ansehen liegt. Wer wird heute noch Krankenschwester, Lehrer, Kindergärtner oder Arzt, bei letzterem denkt man sicher noch an das Ansehen, was dieser Beruf genießt, aber wirklich profitabel ist er nicht mehr, man ackert sich zu Tode für einen (auf die Stunden bezogenen) Hungerlohn...

Viel anders sehe ich das bei Mönchen und - mit Einschränkungen - bei Pfarrern/Priestern auch nicht, vor allem der Ordensbruder entsagt aber auch einem weltlichen Leben, d.h. man bleibt besitzlos hat keinen Partner und Kinder, ordnet also sein Leben völlig einer Berufung unter, ohne die der ganze 'Beruf' keinen Sinn macht.

Ich habe das lange nicht verstanden, obwohl meine Großtante - der eigentliche Grund warum ich nie aus dem Christentum raus kam - der für mich beste Beweis eines gottbestimmten Lebens war und ist. Sie wählte die Kirche/Stift vor Ihrem eigenen Leben und blieb als evangelische Stiftsangehörige Ihr gesamtes Leben ohne Mann und Familie. Die Frau war herzensgut ohne Ausnahme, Ihr Jesus und Ihre Kirche haben Ihr alles das gegeben was sie zum Leben brauchte. Auch als Tante, Cousine und Schwester war sie immer die, die für alle da war, so einen Menschen habe ich überhaupt kaum jemals wieder kennengelernt mit einer Ausnahme...

Pater Florian begegnete ich bei einem ökumenischen Gottesdienst in Tigoni bei Nairobi. Sein Deutsch war brüchig und er stotterte, auch beim Gottesdienst, obwohl alle Menschen so an seinen Lippen hangen, dass man denken konnte der Mann wäre ein rhetorisches Genie. Fakt ist, dass ich wenig Menschen kennengelernt habe dessen Lebensweg und Energie ich mehr bewundere, die auf mich zu 100% authentisch und inspirierend wirken. Diesen Eindruck erweckte der schüchterne Benediktiner erst in unserem persönlichen Gespräch, sobald er über seine Mission in Illeret berichtete leuchteten seine Augen und die schüchterne Stotterei wich einer Rede, die von Präzision und Begeisterung beflügelt wurde. Ich kann kaum beschreiben wie dieser Mann das Leben der Menschen an den Ufern des Turkanasees verändert hat, ein wenig von diesem Eindruck gewinnt man, wenn man sich sein Buch

Weil es etwas Größeres gibt, mein Leben in Afrika

http://www.amazon.de/Weil-etwas-Gr%C3%B6%C3%9Feres-gibt-Afrika/dp/3451331926

mal durchliest. Ich tue das manchmal noch heute, immer wenn ich sauer oder betrübt bin, brauche ich lediglich ein Kapitel aus diesem Buch und mein eigenes Leben spielt auf einmal eine sehr untergeordnete Rolle. Wenn man das tut was er tut, dann opfert man Stück für Stück sein eigenes Leben, weil man nicht aufhört wenn es weh tut, oder man sich in Gefahr begibt. Dafür lieben Ihn die Menschen in und um Illeret, er tut es aber nicht um geliebt zu werden, sondern er leistet das im Überfluss, was uns Jesus im NT gebietet

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst, auch wenn er z.T. die Eigenliebe vergisst...

Es gibt viele tausend Pater Florians in dieser Welt, seien es Franziskaner, Benediktiner oder Ordensschwestern, wir sollten diese Menschen ungeachtet Ihres Glaubens und Religion still bewundern, unsere Bewunderung macht sie nur verlegen und manchmal auch wütend. Wir wissen ganz tief in uns drinnen, das wir viel zu wenig für die Armen und Benachteiligten dieser Welt tun. Deswegen wünsche ich mir, dass es immer wieder Menschen geben wird, die wie mein Lieber Pater Florian Ihr Leben in den Dienst der Menschen stellen, ich habe es nicht geschafft, obwohl ich immer wieder pro bono gearbeitet habe, war mir mein kleines weltliches Leben immer wichtiger und ich bin deswegen dankbar solche außergewöhnlichen Menschen zu treffen und sie irgendwie zu unterstützen...


HektorPedo  28.10.2011, 23:36

Schöner Text. DH.

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Der Glaube ist manchmal nur vorgeschoben: Es gehen Manager ins Kloster, durchgedrehte Emanzen zeitweilig in die Klausur (hier im Block angekündigt). Diese Leute sind im Stress, wenn sie dann auf dem berühmten Sofa landen, bekommen sie den Rat " abschalten vom Alltag, völlige Endspannung suchen usw." Wo kann man das am besten tun, im Kloster. Alle bleiben zwar nicht für immer, aber ein Grund dahin zu gehen, ist es allemal. Sogar Karl V, König von Spanien, ist freiwillig ins Kloster gegangen.


HektorPedo  28.10.2011, 11:37

Nein nein, Du meinst "Kloster auf Zeit" - Angebote. Das bieten Klöster denen Leuten an, die Du so unsympathisch darstellst. Auch spirituell Suchende oder seelisch Erkrankte gehen zu solchen "Einkehrwochen" ins Kloster; keineswegs mit der Absicht, ein Ordensleben zu beginnen.

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zetra  28.10.2011, 19:20
@HektorPedo

In Brandenburg besteht bis heute ein Kloster. Früher waren hier nur die überschüssigen Damen des Adels untergebracht, sie störten bei der Erbfolge und waren im Wege, somit hatten die Adligen ihre Ruhe, und das Kloster ein gesichertes Einkommen,.Das war nur ein Beispiel, die Motivation in ein Kloster zu gehen, ist so vielfältig wie das Leben selber. Geht man noch weiter zurück, trifft man auf die aggressiven Verbreiter des Glaubens, diese Mönche haben ohne Rücksicht auf Verluste, mit dem Kreuz vorneweg, die einheimischen Bewohner vieler Länder zum Christentum gezwungen. Das Kloster ist also nicht nur ein Ort der Ruhe und Besinnung, sondern auch der Ausgangspunkt der Eroberungen anderer Länder durch diverse Potentaten.

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Ich kann dir nur sagen, warum es für viele Mädchen weltweit sehr attraktiv ist, Nonne zu werden: Sie können zur Schule gehen, bekommen Kleidung und Essen, haben ein lebenslanges sicheres Zuhause, können einen Beruf lernen, sind nicht kündbar, sie müssen sich nicht als Hausangestellte einem Mann unterordnen, der sie nicht für voll nimmt und sich irgendwann eine Jüngere nimmt, in einem Missionsorden kommen sie um die ganze Welt, im Alter sind sie nicht allein. Wahre Gemeinschaft - das alles ist heute viel wert und vielleicht auch für manche Männer ein Grund.

Wegen seines Glaubens und seiner Überzeugung, um sich bewusst den materialistischen Dingen NICHT stellen zu müssen,

Zum einen wird eine tiefe Gläubigkeit eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Zum anderen ist ein Kloster ja ein geschützter Raum - wer im Kloster lebt, wird auch im Alter und in Krisensituationen nie alleine sein. Auch die Grundversorgung ist gesichert. Es gibt einen geregelten Tagesablauf und nur wenige Versuchungen, Süchten aller Art zu erliegen.