Warum war der Vietnam Krieg für die Amis so schlimm?

3 Antworten

Hi Beats, am Anfang möchte ich dir sagen das 95% der amerikanischen Bevölkerung möglicherweise etwas übertrieben ist was du sicher selbst weißt. Ich möchte dir in meinem Text ein Paar Punkte zum Vietnam Krieg näher bringen. Wichtig zu Anfang ist, dass für die USA dieser Krieg besonders schlimm war, da es ein Sieg verwöhntes Land war und dies die erste große Niederlage war. Viele der Soldaten und große Teile der Bevölkerung sahen desweitern im Verlauf des Krieges immer weniger einen Sinn hinter diesem Krieg, zudem war die Stimmung der 60er und 70er Jahren nach Frieden ausgerichtet (Make love not war, die Hippie Bewegung usw..). Da jedoch keiner der damaligen Präsidenten eine Niederlage einstecken wollte wurde er weiter geführt, obwohl es im Verhälniss zu hohe Verluste gab und zu wenig Erfolge. Zuletzt war der Vietnam Krieg einfach gesagt ein "Stellvertretterkrieg", indem die USA nur ihre Stärke unter Beweis stellen wollten. (Hat ja gut geklappt..) Ich hoffe das hilft dir. <3


Fraganti  12.06.2014, 08:01
und dies die erste große Niederlage war.

Es gab ein Waffenstillstandsabkommen, in dem Nordvietnam zusicherte wieder Grenzen einzuhalten und dass es freie Wahlen in Südvietnam geben würde.

Daraufhin zogen Südkorea und die USA ihre Truppen ab, übergaben Stützpunkte und ihr Material an die südvietnamesische Armee. Der Krieg war vorbei. Das Ziel, worum es ging, war erreicht: Südvietnam war vor einer feindlichen Übernahme bewahrt worden, behielt seine Unabhängigkeit, Demokratie war gesichert. So sah es jedenfalls aus.

Als alle draußen waren, brach Nordvietnam erneut die Verträge und begann eine Neuauflage des Kriegs, den Südvietnam 1976, über 3 Jahre nach Abzug der Internationalen Truppen (Australien, Neuseeland, Philippinen, Thailand und Republik China - nicht rote Volksrepublik - gehörten auch dazu) alleine verloren hat.

Der Norden hatte hoch gepokert und darauf gesetzt, dass die Ausländer nicht wieder kommen, weil es sie noch mal Unsummen kosten würde und die Hilfsbereitschaft gegenüber der Südvietnamesen in den letzten 10 Jahren stark abgenommen hatte. Und so war es auch.

obwohl es im Verhälniss zu hohe Verluste gab

Die Aussage ist "ein wenig" übertrieben. In fast 10 Jahren Vietnam weniger Verluste als 1944 binnen 10 Monaten! In einem halben Jahr 1. Weltkrieg, an dem die USA aktiv teilnahmen (Sommer - November 1918) hatten sie exakt doppelt so viele Verluste, wie in Vietnam in fast 10 Jahren! In den USA starben jährlich in etwa so viele Menschen bei Verkehrsunfällen, wie in fast 10 Jahren Vietnamkrieg.

Die Bevölkerung wäre dem Thema auch ohne einen einzigen Verlust überdrüssig geworden. Das ist mit jedem Thema so. Irgendwann kippt das Interesse und die Leute wollen nichts mehr davon hören.

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Baaaldur  12.06.2014, 22:22
@Fraganti

Du scheinst dich besser als ich auszukennen! Tut mir leid sollte ich etwas falsch wiedergeben haben. Aber war es nicht offensichtlich, dass die Vertäge gebrochen werden würden? Und warum spricht man dann im Zusammenhang mit aktuellen und weniger aktuellen Kriegseinsätzen der USA teilweise von einem zweiten Vietnam?

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Fraganti  13.06.2014, 04:17
@Baaaldur

Vietnam war in erster Linie ein Medienspektakel, wie es das noch nie zuvor gegeben hat und auch nie wieder gab. Mit den Auswirkungen lässt sich bis heute für die Medien Geld verdienen. Egal ob morgens, mittags oder abends, praktisch rund um die Uhr auf jedem Sender liefen Videoaufnahmen und Berichterstattungen rauf und runter. Vietnam machte bei fast allen Sendern über 50% der Sendezeit aus, bei manchen sogar über 70%. Es ist unglaublich, wie viel dort gefilmt wurde! Von dem bisher ungesichteten Material in den Archiven, würde man wohl noch über 50 Jahre durchgehend weiter Berichte ausstrahlen können.

In Bangladesch gab es zu dieser Zeit eine Flutwelle, die binnen 24 Stunden über 500.000 Menschen töte. Wer erinnert sich daran? Wer nahm das damals wahr? Es ging vollends unter in den Medien, es wird nicht mal mehr in Jahresrückblicken erwähnt, weil man es vergessen hat oder keine Videoaufnahmen in den Archiven findet. Vietnam war allgegenwärtig und ist es aus diesem Grund auch heute noch.

Was hatte man für eine Option in Vietnam? Hätte man den Waffenstillstand ablehnen und sich vor aller Welt zum Buhmann machen sollen? Akzeptieren, denn das ist genau das, was man all die Jahre als Ziel verfolgt hat, hoffen dass der andere sich dran hält und sich selbst dran halten (also Abzug binnen 60 Tagen, wie vereinbart).

Das Problem beim ganzen Vietnamkrieg war, dass die Politiker von einer regulären Art des Kriegs ausgingen. 3:1 Übermacht und technischer Fortschritt reicht dann locker, um Ruhe reinzubringen. Die Situation in Vietnam war eine ganz andere. Technischer Vorteil brachte zwar etwas gegen die regulären Truppen des Nordens, nicht aber gegen die Vietcong und Viet Minh, die auf Hinterhalte, Fallen, Tunnelsysteme, schnelle kleine Angriffe und schnelle Rückzüge setzten, auf Versorgungsrouten über das Ausland, auf (teils erzwungene) Versorgung aus der Bevölkerung... Technischer Vorteil bringt da wenig, es bräuchte eine Übermacht von 15:1 um alles dauerhaft zu sichern. Die Zahl bekam das Militär aber nicht und die politischen Berater meinten es sei vollkommen unnützen. "3:1 reicht, mehr gibt es nicht."

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Baaaldur  13.06.2014, 15:37
@Fraganti

Ich danke dir für die Aufklärung über den Waffenstillstand!

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Beats1996 
Beitragsersteller
 11.06.2014, 22:06

thx :)

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Das Stichwort lautet: Posttraumatische Belastungsstörung = PTBS

Folgender Artikel empfiehlt sich

http://www.t-i-z.de/trauma-info/traumata-überblick/vietnamkrieg/

Weiterhin gibt es speziell zu PTBS einen Wikieintrag

Unter "Vietnamtrauma" finden sich weitere Einträge im Web.

Damals, bevor überhaupt irgendwer behandelt wurde, bzw. zeitlicher Abstand bestand, waren es nach verschiedenen Studien 27-30%. Wobei übrigens nie geklärt wurde, bei wie vielen das auch im Zusammenhang mit Drogenkonsum stand.