Warum studieren so viele Leute Kunst, Germanistik oder ähnliches?

9 Antworten

Na ja, es ist indiskutabel, es sei denn du meinst Freie Kunst.

Germanistik hat keinesfalls schlechte Berufsaussichten,w eil die deutsche Sprache noch drei "Stämme" hat und es immer Lehrer notwenidig sind.

Die freie Kunst dagegen ist sehr kompliziert, andere Arten der Kunst kann man selbst lehren und der Kunstlehrer ist ja auch nicht ausgestorben. Der freie Künstler allerdings, kann nicht unbedingt so einfach einen auftrag bekommen, aber gerade deshalb ist es für viele Interessant, denn ohne Kunst würde die Welt untergehen, so würden die Künstler es betrachten und so ersucht man die Kunst wieder zu erwacken, denn sie schläft nur, ich meine Kunst kann ja nicht tot sein, sonst würden wir ja nur noch forschen, keien Filme mehr gucken oder ähnliches. Das ist ja alles Kunst. Und wnen nun jemand freier Künstler ist kann es möglich machen oder den Weg bereiten für spätere Künstler, es ist immer nur eine Frage der Zeit bis etwas wieder "in" ist!

ich finde, da ist viel Prestigedenken dabei. "Künstler".. das macht doch was her, oder? Auch wenn´s MÜLL ist, was viele fabrizieren! Germanistik, weiß ich nicht. Weil man sich die Hände nicht schmutzig machen muß? Hochtrabende Gespräche über Worte, usw...

erschreckend, dass noch keiner geantwortet hat "weil es spaß macht und mir liegt" ?? Ich studiere doch nicht Physik oder Mathe, nur weil es bessere Berufschancen gibt, wtf.

Sehen die Leute das denn nicht?

Nein weil es auch nicht wahr ist. Geb mir ne seriöse Statistik die nicht älter als zwei Jahre ist die belegt was du behauptest. Bis du eine gefunden hast, poste ich mal ein paar:

Bereich: Lehramt

Während die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch sowie Kunst, Sozialwissenschaften, Physik, Musik, Hauswirtschaft, Französisch und Informatik hervorragende Beschäftigungsmöglichkeiten bieten, stehen für Biologie, Geschichte, Geographie, katholische und evangelische Religion sowie Textilgestaltung voraussichtlich auch dauerhaft deutlich mehr Lehrkräfte zur Verfügung, als rechnerisch benötigt werden

http://www.schulministerium.nrw.de/ZBL/Chancen/Prognosen.pdf

Dasselbe gilt auch für Berufsschulen in Bayern.

Bereich Wirtschaft:

Die Berufsfelder im Bereich Wirtschaft sind ja bekanntlich vielfältig. Um jetzt hier mal nicht alles einzeln auflisten zu müssen beziehe ich mich auf die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit für den Juli 2011. Die Statistik kann man sich auf deren website raussuchen. Demnach waren im Juli insgesamt 1591 Sprachwissenschaftler arbeitslos, und 2890 arbeitssuchend (wer jetzt den Unterschied zwischen arbeitslos und und arbeitssuchend nicht weiß - keine Bange, ich musste auch erst mal googlen: Arbeitslos: jemand der ohne Tätigkeit ist oder zumindest nicht mehr als 15 Std die Woche arbeitet - Arbeitssuchend: jeder der sich beim Amt meldet um Arbeit zu finden, dass kann jemand sein, der eigentlich noch arbeitet, aber den Chef wechseln will, oder der kurz vor der Kündigung steht.).

Und wer sich darunter immer noch nichts vorstellen kann, mal ein paar Daten zum Vergleich: Arbeitslose insgesamt: 2.939.248, Arbeitssuchende insgesamt: 5.175.797, arbeitslose Physiker: 2161 (arbeitssuchend lass ich jetzt mal weg), arbeitslose Elektrotechniker: 1140, arbeitslose Informatiker (Fachkraft): 3169.

Es ist nicht alles eitel Sonnenschein in der Germanisitk und in den Geisteswissenschaften allgemein aber diese Mär vom arbeitslosen Taxifahrer sollte nach all den Jahren der Klischeehascherei endlich einmal aufhören. Wie in jedem Fach gibt es Berufsbereiche wo es gut, und wo es weniger gut läuft (könnte ich auch aufzählen, lasse ich aber fürs erste - Kritikern soll gesagt sein, dass ich natürlich weiß dass man in einige Bereiche nur über Vit B reinkommt), im Endeffekt gibt es aber nur wenige Sprachwissenschaftler die länger als ein Jahr nach nem Job suchen. Die sind vllt nicht so gut bezahlt wie Jobs die für Ingenieure ausgeschrieben sind, aber man verdient (von Ausnahmen mal abgesehen) immer noch mehr als jemand der "nur" eine Ausbildung gemacht hat. Außerdem sind gerade Geisteswissenschaftler bekannt dafür dass sie das Fach nicht studieren um damit später mal den dicken Reibach machen zu können, sondern weil sie den Studiengang und seine Inhalte lieben.

Es gibt vieles was ich hier jetzt noch zu Problemen und Chancen der Geisteswissenschaften (und auch den Naturwissenschaften, da sieht es in einigen Fachbereichen auch nicht besonders gut aus) noch sagen könnte, bevor mein Roman hier aber noch länger wird will ich nochmal betonen wie sehr mich das schlechte und unverdiente Image meines Faches ankotzt und dass ich auch in Zukunft versuchen werde dieses Image wieder gerade zu rücken.


Kristall08  22.08.2011, 18:04

An den Schulen, die ich kenne, herrscht ein eklatanter Mangel an Religionslehrern. Insofern würde ich auch diese Statistik mit gemischten Gefühlen betrachten. Ansonsten kann ich Dir nur zustimmen. Vor allem, wenn ich sehe, wie hier vielfach geschrieben wird, weiß ich, dass der Bedarf an Sprachwissenschaftlern eher steigt als sinkt. ;-)

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Mandava  22.08.2011, 18:56
@Kristall08

Naja du musst halt beachten dass das nur für NRW war. Ich habe keine Lust gehabt jetzt jedes einzelne Bundesland rauszusuchen. Aber ich hätte da noch was anderes: Laut Statistik der ZEIT fehlen bis 2030 170.000 Sprachwissenschaftler - und das sind sogar mehr als Naturwissenschaftler (140.000). Kann in Heft 2 (März/April) 2011 nachgelesen werden. Bei den Lehrern sind es übrigens 480.000 (wobei da natürlich sämtliche Fächer über einen Kamm geschoren wurden)

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Mandava  23.08.2011, 18:58
@Mandava

Heute bin ich zufällig über noch eine gestolpert :)

Auch im Jahr 2010 setzte sich das Beschäftigungswachstum fort. Mit Ausnahme der Elektroingenieure und einzelner kleiner Ingenieursgruppen, verzeichneten fast alle großen Akademikergruppen gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs an Arbeitsplätzen. Allerdings fiel das Plus teils recht unterschiedlich aus. Überdurchschnittlich stiegen die Beschäftigtenzahlen von Naturwissenschaftlern wie Biologen, Geografen und Geowissenschaftlern, Geisteswissenschaftlern sowie Sozialarbeitern und –pädagogen.

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Die Naturwissenschaftler wiesen mit 41 Prozent immerhin einen für Akademiker überdurchschnittlichen Anteil auf. Zugleich konnten sie gegenüber dem Jahr 2000 mit einem Plus von neun Prozent an Wissenschaftlerinnen zusammen mit den Geisteswissenschaftlerinnen die größten Zuwächse unter den akademischen Gruppen verzeichnen.

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Die unterschiedliche Betroffenheit spiegelt die Struktur der Krise wider. Aufgrund der Abhängigkeit vom Export bekamen die Rezession in erster Linie das Verarbeitende Gewerbe und hier insbesondere der Maschinen- und Anlagenbau, die Metallindustrie und die Automobilindustrie zu spüren. Diese Branchen sind die wichtigsten Arbeitgeber für Ingenieure, Informatiker, Physiker und Chemiker – Berufe, in denen die Arbeitslosigkeit vergleichsweise stark anstieg

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Letzteres nur als Beispiel dafür dass auch die Physiker nicht Krisensicher sind

http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-Broschueren/Arbeitsmarkt-fuer-Akademiker/Generische-Publikationen/Broschuere-Akademiker-2010.pdf

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Das ist so nicht richtig. Gerade für Germanisten bieten sich vielfältige Perspektiven in der Erwachsenenbildung, den Medien (z.B. im Bereich Journalismus), der Kultur (z.B. in Museen, Bibliotheken, Vereinen und Verlägen) und der Forschung. Menschen, die diese Fächer studieren, müssen Flexibilität, breitgefächtere Interessen, Bereitschaft zu Praktika und ein Talent zur Selbstvermarktung mitbringen, können dann aber durchaus einen guten Beruf erlangen. Die Gehälter sind natürlich geringer als bei Absolventen des Wirtschaftsingenieurswesen oder der Medizin, aber man sollte seine persönlichen Interessen nicht vernachlässigen, da das Rentenalter immer höher gesetzt wird und man heute sehr lange arbeitet, also nach Möglichkeit auch einen beruf ergreifen sollte, den man gerne macht. Im Übrigen hat z.B. auch Jura sehr schlechte Perspektiven (30 bis 40 bewerber auf eine Stelle) und trotzdem wählen viele dieses Studium, ohne sich dabei Kritik oder Häme anhören zu müssen.


Physicist 
Beitragsersteller
 21.08.2011, 19:57

Vielfältige Berufschancen gut und schön, aber die hat beinahe jedes Fach (Ausnahme z.b. Jura). Es geht auch nicht um das Gehalt, aber "reine" Germanisten werden so gut wie gar nicht gesucht. Statistiken zeigen, dass viele Studenten dieses Faches jahrelang arbeitslos sind und sich in eine andere Richtung weiterbilden müssen, um überhaupt was zu finden.

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Mandava  21.08.2011, 23:06
@Physicist

Natürlich werden Germanisten nicht gesucht, das liegt aber daran dass Stellen seltenst direkt für Germanisten ausgeschrieben werden. Häufig wird die allgemeine Bezeichnung "Sprach - oder Kulturwissenschaft" verwendet, oder sogar nur "Geisteswissenschaft", oder auch "Literaturwissenschaft" - gesetz dem Fall dass tatsächlich nach Studiengang gesucht wird, dass ist aber meistens nicht so (am häufigsten kommt das noch beim Bund vor). In den meisten Fällen wird nur ein "abgeschlossenes Hochschulstudium" verlangt, manchmal noch mit dem Zusatz "im relevanten Bereich" womit dann je nach Branche wieder so ziemlich alles gemeint sein kann (je nachdem WER für WAS sucht). Die meisten Stellen werden jedoch durch Praktika und/oder Volontoriate vermittelt, oder man rutscht eben irgendwie so rein. Ich hatte selbst hier auf GF schon ne Anfrage einer sehr netten Userin, ob ich ihr und ihrem Mann nicht bei deren Zeitung aushelfen könnte - das jetzt nur einmal als Beispiel dafür dass man an Jobs auf die vielfältigste Art und Weise kommen kann.

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