Warum sind (unsere heutigen) Religionen noch so jung?

9 Antworten

Das wird in vielen Religionen unterschiedlich begründet. Dazu könnte ich viel schreiben, aber ich möchte mal von meiner Religion sprechen. Als Buddhist sage ich folgendes:

Die Wahrheit des Buddhismus liegt nicht in Buddha oder in irgendwelchen Schriften, sondern in der Welt. Sie geht mit den Naturgesetzen einher & wurde nur vor 2500 Jahren entdeckt. Theoretisch hätte sie auch erst vor 100 Jahren entdeckt werden können. Und ehrlich gesagt bin ich mir sehr sicher, dass man sie schon vorher entdeckt hat. Allerdings war vor der Zeit von vor 2500 Jahren die Welt noch nicht vernetzt genug, als dass sich Informationen dementsprechend gut über Generationen halten konnten. Bzw war es schwieriger & mit viel mehr Glück verbunden.

So kann man das nicht sagen. Es gab auch schon früher Religionen, vielleicht auch Religionen, die viel länger präsent waren als die, die wir heute kennen. Der Unterschied: die Schrift.

Von diesen alten Religionen wissen wir nichts mehr, weil nichts überliefert wurde, da es damals (noch) keine Schrift gab. Erst ab ca. 4.000 v. Chr. (also vor ca. 6.000 Jahren) entwickelt sich eine erste Schrift.

Das Judentum besteht schon über 3.000 Jahre. Auch der Hinduismus blickt schon auf 3.500 Jahre zurück. Der Buddhismus hat auch schon 2.500 Jahre auf dem Buckel.

Auch die Wurzeln des Judentums liegen anfangs in der mündlichen Überlieferung. Erst König David fing an Erzählungen verschriftlichen zu lassen bzw. bestehende Schriften zusammen zu fassen. Da waren schon Jahrhunderte Glaubenserfahrung rum. Selbst im Christentum hat man anfangs nur mündlich tradiert. Bis die Evangelien aufgeschrieben wurden sind Jahrzehnte vergangen. Erst als die erste Generation langsam ausstarb, dachte man sich, dass man das mal notieren könnte, was die mit Jesus erlebt haben.

Zeit. Einfach Zeit.

Aber schau dir z.B mal die alten Griechen an.

Es gibt Religionen, die wesentlich älter als 2000 Jahre sind. Und es gab Religionen, die auch wesentlich älter waren.

Ja, im Wesentlichen liegt es daran, dass die Schrift erst vor 5000 Jahren erfunden wurde. Seitdem sind Götternamen, Mythen und theologische Erwägungen bekannt (zumindest bei den Kulturen von denen Schriftquellen überliefert sind)

In noch früherer Zeit kann man nur die archäologischen Funde interpretieren, und das ist nicht so klar fassbar. Kultbauten (Göbekli Tepe ist 10000 Jahre alt), Darstellungen (Höhlenmalerei), Kunstwerke (Löwenmensch von Ulm, Venus von Willendorf etc) und Begräbnisse belegen spirituelle Vorstellungen unserer Vorfahren. Aber wie deren Religionen genau aussahen, das wissen wir nicht.

In meiner Tradition (Animismus/Polytheismus) ist es normal, dass man sich an die Geister eines Ortes wendet und Naturkräfte verehrt. Ich glaube schon, dass ich damit in einer langen Tradition stehe.

Aber letztlich habe ich nur dieses Leben hier und heute. Es ist eigentlich egal, wie jung eine Religion ist, solange die für die Lebenden heute bedeutsam und nützlich ist, oder?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft