Warum muss ich weinen bei Fotos/Videos aus meiner Kindheit?
Mein Papa hat als ich zwischen 0-6 Jahre alt war alles mögliche fotografiert und gefilmt. Wir haben uns die Fotos/Videos angesehen und ich habe so einen Heulkrampf gehabt. Ich würde nicht sagen aus Trauer, sondern eher aus Dankbarkeit.
Da ich jedoch meine Kindheit teilweise auch sehr negativ in Erinnerung habe (häusliche Gewalt, Mutter wurde zur Alkoholikerin, Vater ist ein Workaholic) frage ich mich ob ich mich "falsch" zurückerinnere. Für mich sind nämlich die negativen Ereignisse viel prominenter im Kopf (vielleicht weil es mir erst später bewusst wurde was nicht alles schief läuft?). Eigentlich wurde mir nur durch die Foto- und Filmmaterialien bewusst, dass ich anscheinend doch eine gewisse Zeit sehr geliebt wurde ... (wirkt zumindest so auf den vielen Fotos und Videos)
2 Antworten
Hi.
Du schreibst, es sei Dankbarkeit. Du wurdest geliebt.
Manchmal ist es auch Trauer über das, was man vermisste. Bei deinem Text fällt mir das noch ein. Wenn ein Elternteil Alkoholkrank ist, verwischen die Rollen. Du als Kind erlebst eine erwachsene Person, die sich in einigen Berichen völlig unreif verhält. Da verschieben sich die Rollen, Kinder werden oft zu verantwortlichen für Bereiche, die Eltern übernehmen müssen. Vater "flieht" in die Arbeitssucht. Du hast eine Kindheit erlebt, in denen vermutlich vieles nicht kindgerecht war. Das kann prägen. Co-Abhängigkeit ist oft die Folge davon. Auch liebende Eltern vernachlässigen ihre Kinder, wenn Sie an Sucht erkranken.
Deiner Selbstanalyse ist nichts hinzuzufügen.
Und wie es "wirklich" war, - das ist verweht. Gehe nicht davon aus, dass man sich "richtig" erinnern könnte. Mit jeder Minute, die nach einem Ereignis vergeht, verändert sich auch die Erinnerung daran.