Warum Hexenzirkel beitreten?

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Ich kann Dir meine Erfahrungen aus erster Hand berichten, da ich selbst Mitglied in etwas ähnlichem wie einem Hexenzirkel war. Offiziell waren wir ein Hexen-Clan… aber ich beginne lieber von vorne.

Erzogen wurde ich im christlichen (evangelischen) Glauben, aber wirklich zu mir gesprochen haben der Gott der Christen oder Jesus nie zu mir. Bis Anfang zwanzig war das aber vollkommen in Ordnung für mich, vielleicht war ich einfach nicht wichtig genug für Gott oder meine Fragen an ihn waren ohne Bedeutung.

Ich hatte mich aber schon immer auch für andere Dinge interessiert, die weit weg vom christlichen Glauben lagen, wie z.B. Tarot, Runenorakel oder Pendeln. Außerdem störte mich allmählich die Vorstellung, dass alles auf dem männlichen Prinzip beruhte. Das ist meiner Meinung nicht richtig, da alles was sich mehren will, den männlichen und weiblichen Samen benötigt. Außerdem fühlte ich mich schon immer zur Natur und zum Wald hingezogen und sagte mir, wenn ich mal heirate, dann nicht in einer Kirche, sondern draußen.

Die Antwort auf meine Suche nach dem Weiblichen und der Natur fand ich schließlich im Heidentum (Paganismus) und im „Wicca“. Es gibt hier viele Götter – und Göttinnen. Außerdem ehren die Heiden die Mutter Erde und feiern mit den Jahreskreisfesten die Natur und den Lebenszyklus von Göttin und Gott. Hier fühlte ich mich zum ersten Mal verstanden und zu Hause.

Bei einem Vortrag einer Kulturanthropologin zum Thema „Göttin“ erfuhr ich, dass es den Glauben an die Göttin (Matriarchat) schon lange vor dem Patriarchat gab. Lange vor dem Christentum. Lange bevor die Männer begannen, die Frauen zu unterdrücken. Ich erfuhr von weisen Frauen und Hexenverfolgung. Und da wusste ich auf einmal, dass das Christentum voller Grausamkeiten steckte und dass ich solch einer Religion nicht mehr angehören wollte. Ich trat aus der Kirche aus. Aber nicht wegen des Geldes, sondern aus Überzeugung.

Weil ich Gleichgesinnte treffen wollte, ging ich zu Hexen- und Heidenstammtischen und stellte fest, dass es viele von „uns“ gab. Ich probierte auch verschiedene Lerngruppen aus, weil ich alles über das Heidentum, Hexen und Magie lernen wollte. Ich gründete auch eine Ritualgruppe und wir feierten gemeinsam die 8 Jahreskreisfeste.

Das war mir aber alles zu unbeständig und nicht zufriedenstellend, bis ich die Hohepriesterin und einige Mitglieder des Hexen-Clans, dem ich später beitrat, auf einem Mittelaltermarkt kennenlernte. Von der Hohepriesterin ging ein gewisser Reiz aus. Durchaus war ihre Erscheinung auch ein wenig düster, aber alles in allem faszinierte sie mich und ich war beeindruckt von ihrem großen Wissen und ihrer Fähigkeit, den „Nagel auf den Kopf“ zu treffen. Also folgte ich ihrer Einladung und wir feierten unser erstes gemeinsames Jahreskreisfest.

Es war Mittsommer und überwältigend. Alle waren total nett und es wurde ein lustiger Abend. Ich lernte, dass Lachen ein wichtiger, magischer Impuls ist. Die Atmosphäre war total entspannt und nach dem Ritual lud man mich ein, am nächsten „Lerntreffen“ teilzunehmen. Ich nahm die Einladung gerne an.

Der Hexen-Clan wurde allmählich zu meiner Familie. Wir lernten sehr viel über Runen, Handlesen, Tarot, Ogham, Kräuterkunde, Steinheilkunde, Pendeln, etc. Wir profitierten vom Wissen unserer Hohepriesterin und auch vom Wissen der anderen Mitglieder. Jeder hatte etwas Wertvolles zur Gemeinschaft bei zu tragen.

Der Grund, warum ich in dem Hexenzirkel beigetreten bin:

Ich fühlte mich dort wohl, ich wollte nicht alleine sein und ich wollte möglichst viel lernen.

Und ich war fasziniert von der Hohepriesterin ;-)


BlackAngel44 
Beitragsersteller
 20.02.2014, 20:44

Vielen dank, deine antwort(en) halfen mir sehr weiter. Dürfte ich das evt in einem referat verwenden? Habe mich entschlossen pluspunkte zusammeln und zur auswahl standen nur emo rock und hiphop >< was mich nicht so sehr interessiert wie dieses thema. Wäre es vielleicht möglich das du mir da ein paar antworten geben könntest?

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Sandscho1  20.02.2014, 21:01
@BlackAngel44

Klar, gar kein Problem :-) Ich hab es mir zu Aufgabe gemacht, wenn jemand ernsthaft am Heidentum und an Hexen u. Wicca Interesse hat, auch ernsthafte Antworten zu geben und Irrtümer über diese Glaubensrichtung aufzuklären. Es hilft dem Heidentum und den Hexen nichts, wenn sie sich verstecken. Leider sehen das einige meiner Brüder und Schwestern anders weil sie Angst vor Ablehnung haben...

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BlackAngel44 
Beitragsersteller
 02.03.2014, 14:49
@Sandscho1

Es ist leider häufig das Problem, dass man zu wenig über andere Kulturen lernt...

ich Danke dir, das wenigstens du so offen bist :)

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Sandscho1  20.02.2014, 10:45

Noch etwas (die Zeichenanzahl ist hier begrenzt, darum konnte ich nicht alles in meinem ersten Beitrag schreiben):

Das Wichtigste was ich dort gelernt habe, ist jedoch folgendes:

1) Wir können durch unsere Gedanken, durch unser Tun und Handeln gewisse Abläufe beeinflussen, beschleunigen, bremsen oder gar ganz beenden. Wenn wir nichts glauben, wird auch nichts geschehen. Aber wenn wir fest davon überzeugt sind und uns nicht beirren lassen, dann können wir die Welt verändern. Dies ist unsere Magie.

2) Lange vor unserer Zeitrechnung glaubten die Menschen schon an verschiedene Göttinnen und Götter und überall auf der Welt haben die Menschen ihnen andere Namen gegeben. Aber alle Götter sind letztendlich Aspekte und Energien eines einzigen göttlichen Wesens. Und alle Göttinnen sind eine einzige Göttin.

3) Akzeptiere, dass sich nicht jeder mit demselben Glauben identifizieren kann. An etwas anderes zu glauben ist keine Sünde oder falsch oder ein Grund für einen Krieg. Niemand darf sich anmaßen zu glauben, sein Glaube sei die einzig wahre Religion – denn die einzig richtige Wahrheit oder Religion gibt es nicht. Niemand darf sich anmaßen, über die Götter der anderen Religionen zu urteilen – denn den einzig wahren Gott gibt es nicht. Niemand darf die Glaubensgrundsätze der anderen Religionen niedermachen oder verspotten – denn die einzig wahre Religion ist die, in der ich mich wiederfinden und an die göttliche Liebe glauben kann.

4) Egal welchen Glauben du hast oder welcher Religion du angehörst: Solange du glücklich damit bist und deinen Glauben aus tiefstem Herzen leben kannst, finde deinen Frieden damit. Denn solange du dir der Liebe deines Gottes oder deiner Göttin gewiss sein kannst, glaubst du an die richtige Sache. Verspotte niemanden, nur weil er anders ist oder an andere Dinge glaubt.

Das sind jedoch alles Dinge, die unsere Hohepriesterin nicht verstanden hatte. Der Clan löste sich nach einer Weile auf und jeder ging seine eigenen Wege. Aber im Herzen sind wir alle noch verbunden. Und ich habe die Göttin und die Mutter Erde in mein Herz aufgenommen.

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Mir ist noch eine Gegenfrage eingefallen: Warum treten Menschen, die in einem anderen Glauben erzogen werden, einer bestimmten Glaubensgruppe bei?

Antwort: Weil sie Gott (oder im Falle des Hexenzirkels: der Göttin) näher sein möchten und weil sie Gleichgesinnte suchen. Weil sie sich in der Religion, in der sie erzogen wurden, nicht wiederfinden konnten, weil sie dort keine Antworten gefunden haben. Und weil sie in dem anderen Glauben etwas entdeckt haben, das ihnen Kraft gibt.

Ein Hexenzirkel ist im Grunde nichts anderes als eine Glaubensgemeinschaft, nur ohne Mitgliedsbeitrag oder Kirchensteuer.

Man darf sich einen Hexenzirkel nicht vorstellen, wie es in vielen Spielfilmen gezeigt wird. Das ist alles Fantasy...