Warum hatten Cäsar und Sulla Streit bzw. warum hassten sie sich?

2 Antworten

Es hat mehrere miteinander zusammenhängende Gründe für Streit und Abneigung zwischen Lucius Cornelius Sulla und Gaius Iulius Caesar gegeben:

  • gegensätzliche politische Richtung (Optimaten gegen Popularen)
  • durch Heiraten entstandene Verwandtschaftsbeziehungen Caesars mit politischen Gegnern Sullas (Gaius Marius und Lucius Cornelius Cinna)
  • durch den Diktator Sulla bewirkter Verlust des Priesteramtes eines Flamen Dialis, wozu Caesar vorher bestimmt war
  • Forderung des Diktators Sulla an Caesar, sich von seiner Ehefrau Cornelia scheiden zu lassen
  • zeitweise Bedrohung Caesars, Opfer der Proskriptionen zu werden

Lucius Cornelius Sulla gehörte zur politischen Richtung der Optimaten, Gaius Iulius Caesar zur politische Richtung der Popularen. Als Optimaten werden Vertreter und Anhänger einer auf den Senat gestützten Politik mit Vorherrschaft der Nobilität (politische Führungsschicht aus vornehmen Familien) bezeichnet. Die Bezeichnung »Optimaten« gibt wieder, daß sie sich selbst für »die Besten« halten (ähnlich ist der Ausdruck boni = die Guten, die Gutgestelltem, die Gutgesinnten). Die entgegengesetzte Richtung, Vertreter und Anhänger einer Politik, die dem Volk etwas mehr Gewicht geben möchte, wird Popularen genannt (populus = Volk; popularis = volkstümlich). Beide Richtungen sind keine Parteien im modernen Sinn (mit festgefügter Organisation und politischem Programm) gewesen. Die führenden Vertreter beider politischer Richtungen waren Angehörige der Nobilität.

Caesars Tante Iulia war mit Gaius Marius verheiratet. 88 v. Chr. war ein Bürgerkrieg ausgebrochen, als durch Abstimmung einer Volksversammlung der Oberbefehl im Krieg gegen König Mithridates/Mithradates VI. von Pontos an Marius übertragen und damit dem Konsul Sulla entzogen wurde. Sulla verweigerte die Übergabe des Heeres und marschierte gegen Rom. Sulla siegte und zog dann in den Krieg. Bei wieder aufbrechenden Machtkämpfen in Rom griff der zurückkehrende Marius ein nahm als Sieger Rache, wurde 86 v. Chr. noch einmal Konsul, starb allerdings bald danach. Sein gleichnamiger Sohn Gaius Marius wurde auch ein bedeutender popularer Anführer im Bürgerkrieg und starb 82 v. Chr. Gaius Iulius Caesar hat 85 oder 84 v., Chr. Cornelia geheiratet, Tochter des damals führenden popularen Politikers Lucius Cornelius Cinna (84 v. Chr. im Bürgerkrieg von meuternden Soldaten erschlagen).

85 oder 84 v. Chr. wurde Caesar aber dazu bestimmt/ausgewählt, höchster Jupiterpriester (Flamen Dialis) zu werden. Dieser mußte Patrizier und mit einer Patrizierin verheiratet sein. Caesar trennte sich von seiner Cossutia, mit der er vorher in seiner Kindheit von seiner Familie verlobt worden war, und heiratete Cornelia, Cinnas Tochter (Sueton, Divus Iulius 1, 1; Plutarch, Caesar 1, 1). Caesar ist höchstwahrscheinlich nicht mehr offiziell in das Amt des Flamen Dialis eingesetzt (inauguriert) worden. Nach Sueton Divus Iulius 1, 1 – 2 wurde er vom Diktator Sulla mit Verlust des Priesteramtes bestraft. Velleius Paterculus 2, 2, 1 erzählt, Caesar sei von Marius und Cinna zum Flamen Dialis gewählt worden (creatus) und habe das Priesteramt durch den Sieg Sullas verloren.

Der Diktator Sulla forderte von Caesar, sich von seiner Ehefrau Cornelia scheiden zu lassen. Vermutlich ging es ihm um eine Trennung von einer aus seiner Sicht unerwünschten politischen Verbindung, wobei Sulla im Fall einer Scheidung Caesar einen geachteten Platz in der aristokratischen Gesellschaft eingeräumt hätte. Caesar verweigerte trotz Versprechungen und Drohungen eine Scheidung. Sulla ließ Cornelias Mitgift einziehen.

Lucius Cornelius Sulla hat als Sieger im Bürgerkrieg und Diktator eine Verfolgung von Gegnern durch Proskrpitionslisten durchgeführt. Nach der Überlieferung sollen einige ihn gebeten haben, ungeregelte Gewaltexzesse auf mehr geordnete Bahnen zu führen. Proskriptionslisten (lateinisch proscribere = „öffentlich aufschreiben“, proscriptio = „öffentliche Bekanntmachung") mit Namen wurden öffentlich auf dem Forum ausgehängt. Wer aufgeschrieben wurde, war geächtet. Sie durften straflos getötet werden, ihr Vermögen wurde eingezogen und zu Gunsten des Staates versteigert. Wer zur Ergreifung beitrug oder jemand tötete, erhielt eine Belohnung. Die Proskriptionslisten waren also Listen mit Namen von Todeskandidaten. Kinder und Enkel der Geächteten wurden vom Wahlrecht ausgeschlossen. Die erste Liste enthielt 80 Namen, am nächsten Tag erschien eine weitere Liste mit 220 Namen und weitere Listen folgten. Anscheinend wurden auch nachträglich Namen auf Listen gesetzt, nicht einmal Rechtssicherheit war gegeben.

Caesar war nach seiner Weigerung, sich von seiner Ehefrau Cornelia scheiden zu lassen, bedroht. Er floh aus Rom in das Sabinerland. Um einer Festnahme zu entgehend, war Caesar genötigt, fast jede Nacht sein Versteck zu wechseln. Ihm ging es gesundheitlich schlecht, er litt unter Malaria. Es wird erzählt, einmal hätten ihn Soldaten Sullas gefunden und Caesar habe mit dem Angebot, eine Summe von 2 Talente zu zahlen, seine Freilassung erreicht. Bitten der Vestalinnen und von Verwandten, die als Optimaten angesehene Männer auf der Seite von Sulla waren (vor allem Gaius Aurelius Cotta und Mamercus Mamercus Aemilius Lepidus), führten schließlich zu einer Begnadigung Caesars durch Sulla (Plutarch, Caesar 1; Sueton, Divus Iulius 1).

In Büchern in Bibliotheken gibt es Biographien mit Informationen, z. B.:

Karl Christ, Sulla : eine römische Karriere. 3. Auflage. München : Beck, 2005. ISBN 3-406-49285

Werner Dahlheim, Julius Caesar : die Ehre des Kriegers und die Not des Staates. Paderborn ; München : Wien ; Zürich : Schöningh, 2005. ISBN 3-506-71981-5

Jörg Fündling, Sulla. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010 (Gestalten der Antike). ISBN 978-3-534-15415-9

Matthias Gelzer, Caesar : der Politiker und Staatsmann. Mit einer Einführung und einer Auswahlbibliographie von Ernst Baltrusch. Neudruck der Ausgabe von 1983. Stuttgart : Steiner, 2008 (Alte Geschichte). ISBN 978-3-515-09112-1

Martin Jehne, Caesar. Originalausgabe, 4., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe : C. H. Beck Wissen ; 2044). ISBN 978-3-406-41044-4

Wolfram Letzner, Lucius Cornelius Sulla : Versuch einer Biographie. Münster ; Hamburg : London : Lit, 2000 (Schriften zur Geschichte des Altertums ; Band 1), ISBN 3-8258-5041-2

Christian Meier, Caesar. Ungekürzte Ausgabe, 3. Auflage. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1993 (dtv : Wissenschaft ; 4596). ISBN 3-423-04596-5

Wolfgang Will, Julius Caesar : eine Bilanz. Stuttgart ; Berlin ; Köln ; Mainz : Kohlhammer, 1992 (Urban-Taschenbücher ; Band 448). ISBN 3-17-009978-7

Wolfgang Will, Caesar I. Historisch. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band, 2: Ark – Cis, Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 909 - 916

Wolfgang Will, Caesar. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2009 (Gestalten der Antike). ISBN 978-3-534-15417-3

Caesar war zur Zeit Sullas irrelevant. Er war nur ein politischer Gegner Sullas, weswegen dieser Caesars Tod forderte.

Caesar lässt sich außerdem in das politische Lager der Populares einordnen, während Sulla den Optimaten angehörte.

Auch war Caesar verwandt mit Marius, Sullas größtem Feind.