Warum ging die römische Republik unter?

4 Antworten

Zu dieser Frage gibt es einer reichhaltige Fachliteratur. Eine übersichtliche Darstellung, die auch auf Deutungen der Gründe für den Niedergang und das Ende der römischen Republik eingeht, ist z. B. Karl Christ, Krise und Untergang der römischen Republik. 5. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt, 2007. ISBN 978-3-543-20041-2

Die Rückwirkungen der erfolgreichen Expansion auf Rom selbst (wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch) sind eine Erklärung für den Untergang der Republik.

Die These von der Überforderung Roms als Weltmacht bezieht sich auf eine ältere Theorie, nach der die politische Ordnung Roms (vor allem die Institutionen) als die eines republikanischen Stadtstaates nicht mehr wirklich geeignet für das Beherrschen und Regieren eines Weltreiches war. Sie ist in einer verhältnismäßig sachlichen Form z. B. in der Caesar-Biographie von Matthias Gelzer anzutreffen (nach dessen Ansicht erkannte Cäsar klar die Unfähigkeit und wollte in Klarheit seines überlegenen Leistungsvermögens die politische Ordnung an die Bedingungen eines Weltreichs anpassen). Diese Deutung trifft allerdings nicht die Ursachen in ihrer Komplexität und allen Wurzeln und Verzweigungen voll und ist nicht ausreichend, den Untergang der Republik zu erklären. Denn die außenpolitische Lage war keineswegs so schlecht, um einen Wechsel des politischen Systems einfach als einzigen Ausweg herbeizuführen

In der politischen Führungsschicht gab es schon seit Beginn der Republik einen Wettstreit um Ehre und Konkurrenz. Dies hat auch lange Zeit mit guten Ergebnissen für die Republik funktioniert, weil hervorragende Leistungen für den Staat Aussichten auf Ruhm, Ehre, Macht und Autorität brachten.

Korruption tritt nicht nur im politischen Bereich, sondern auch bei wirtschaftlichen Geschäften auf.

Der politische Ehrgeiz der Führungspersonen führte erst zu größeren Schwierigkeiten für die Republik, als die Möglichkeiten, viel Reichtum und Macht zu gewinnen, stark gewachsen waren. Damit war ein Ausbalancieren der Kräfte in der Konkurrenz gefährdet und die Auswirkungen des Machstreben und Spannungen darüber, wer bei welcher Gelegenheit wie weitgehend sein eigenes Interesse verfolgen durfte und wer sich für welches Ziel auf Zustimmung in der Volksversammlung stützte (hier gab es einen Gegensatz zwischen sogenannten Optimaten und Popularen) führten zu Desintegrationsprozessen in der politischen Führungsschicht.

Kollegialität und Vetomöglichkeiten (intercessio = Dazwischentreten) gehörten zu den republikanischen Prinzipien. Die römische Republik war im Wesentlichen eine Aristokratie (trotz einiger anderer Verfassungselemente). In dieser war eine grundsätzliche Gleichberechtigung der führenden Familien (die Nobilität) wichtig. Die politischen Institutionen sollten eine zu starke Machtkonzentration bei einem Einzelnen verhindern. Eine Alleinherrschaft war unerwünscht. Rasches und wirkungsvolles Handeln ist bei stärkerer Kontrolle vielleicht etwas schwieriger zu organisieren, aber mit dieser politischen Ordnung ist Rom der Aufstieg zur Weltmacht gelungen und auch in der späten römischen Republik kamen weitere Eroberungen hinzu.

Für Wahlen wurden auch finanzielle Mittel eingesetzt. Vor allem als Statthalter konnten Politiker Gewinne erzielen und damit ihre Ausgaben hereinholen. Das Achten auf einen eigenen Profit und kurzfristiges Ausrichtung (bis zum Ende der eigenen Amtszeit) schadete einer guten Provinzverwaltung, stellte aber nicht die Weltmachtstellung in Frage.

bei Wahlen zu den führenden Ämtern konnten Leistungen, Geld und Beliebtheit eine Rolle spielen. Doch die Herkunft war sehr wichtig (Ansehen der Familie, zum größten Teil geerbter Reichtum, Klientel und Beziehungsnetzwerk). Auf diese Weise kamen auch mittelmäßige und wenig fähige Leute in Spitzenpositionen. Aber daran allein scheiterte die Republik nicht. Senatoren und Ritter standen sich nicht in ständiger Feindschaft gegenüber. Es gab Streitpunkte, wer in welchen Einrichtungen vertreten ist (z. B. Gerichte) und eine besondere Gruppe der Ritter, die Steuerpächter (publicani), begünstigte Politiker, die bei dem System der Besteuerung in den Provinzen ihre Interessen stark vertraten. Eine grundsätzliche Feindschaft bestand aber nicht.

Bei dem Punkt "Ausbreitung des Großgrundbesitzes" geht es um einen Mangel an Soldaten, die noch selbst ausreichend Besitz hatten. Mit der Heeresreform des Marius wurde eine bezahlte Berufsarmee eingeführt. Das Beherschen und Sichern eines Weltreiches und weitere Eroberungen erforderten viele Soldaten, die lange Zeit weit weg von ihrer Heimat tätig waren. Wieviel Beute sie bekamen und wie sie als Veteranen am Ende der Dienstzeit versorgt wurden, hing stark von ihrem Feldherrn ab. Die Soldaten entwickelten oft eine größere Loyalität zu ihrem Feldherrn als zu dem Senat oder einer abstrakten Größe wie "Republik".

Für wichtige und schwierige Aufgaben der Weltmacht konnten außergewöhnliche Kommadogewalten (imperia extraordinaria) nützlich erscheinen. Damit erhielten aber Einzelne die Möglichkeit, ein Machtinstrument (Heeresklientel) aufzubauen, das am Ende den politischen Rahmen sprengte.


dingsvomdach  18.03.2009, 09:44

ein Däumchen für die Mühe!Das ist ja ein vollwertiger Aufsatz,also wenn das dem Fragesteller nicht ausreicht,weiß ich auch nicht...

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Ein wichtiger Punkt ist die schnelle Expansion Roms. Ein Stadtstaat in Mittelitalien, dessen politische Organe sich für die Verwaltung einer Stadt herausgebildet hatten wurde durch die Siege gegen die Karthager, Phyrros von Epirus, die Keltiberer, die Makedonen und die Seleukiden innerhalb von 150 Jahren zur Weltmacht. Die politische Organisation hat sich wohl nicht schnell genug mitentwickelt.

Beispiel Militär. Etwas polemisch könnte man sagen, die Heere wurden von den beiden Bürgermeistern von Rom, also den Konsuln geführt. Das war superdemokratisch aber eben oft auch supererfolglos. Weil die demokratisch legitimierten Heerführer oft gnadenlos versagten, so etwa die heerführer im Kimbernkrieg bekamen einzelne brillante Feldherren wie Sulla, Marius, Pompeisu und Caesar überproportionale politische Macht. Die ersten 3 wollten diese macht noch nicht dauerhaft zur Sprengung der Republik einsetzen, Caesar dann schon.

Ein Stichwort hast du selbst schon genannt: Korruption. Wer seine politische Karriere vorantreiben wollte, brauchte viel Geld, und musste sich dann natürlich den politischen Wünschen seiner Geldgeber beugen. Das führte dann auch dazu, dass nicht gerade die fähigsten Köpfe an die höchsten Ämter kamen, sondern die beim Volk beliebtesten, weil sie z.B. die spektakulärsten Spiele ausrichten ließen (was noch mehr Geld verschlang, und sie noch bestechlicher machte). Das System mit zwei Konsuln als höchste Beamte, die ihre Entscheidungen gegenseitig aufheben konnten, war dann auch nicht das Gelbe vom Ei. Cäsar hat das ganze dann ausgenutzt und sich zum Imperator gemacht, also Ende der römischen Republik. War ja noch nicht das Ende des römischen Weltreiches. Buchvorschlag zum Thema: Die SPQR-Reihe von John Maddox Roberts.

Weil ich hier gerade zufällig reinschaue und mir die Antworten einiger meiner Vorkommentatoren so gar nicht recht gefallen, möchte ich nun auch meinen Senf dazugeben: Gründe für den Untergang der Republik (und nicht das Ende Roms überhaupt, das war ja doch für Westrom erst ein halbes Jahrtausend später) lassen sich sehr wohl angeben. Freilich ist das eine oder andere in der Forschung umstritten, aber der Grundtenor ist doch meist der selbe. Überblicksdarstellungen gibts hier im Netz wie Sand am Meer, so dass man sich nicht gleich ein ganzes Buch kaufen muss (auch wenn das natürlich nicht die schlechteste Idee ist). Z.B. die Zusammenstellung bei Gottwein; oder:

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/165128.html