Warum gibt es so viel Bürokratie in Deutschland?
Moin Leute,
Was ich mich schon immer mal gefragt habe ist, warum es denn so viel Bürokratie in Deutschland gibt. Und das ist ja schon seit fast einem Jahrhundert so (soweit ich das weiss). Woran liegt das und hat das irgendwelche historischen Wurzeln.
Freue mich auf eure Antworten.
Mfg und danke im voraus
5 Antworten
Weil man Angst vor Betrug hat...und zusätzlich einen unglaublich strengen, aber hinderlichen, Datenschutz.
Wenn Du einen Antrag z.B. auf irgendeine finanzielle staatliche Hilfe stellst, will man sichergehen, dass Du sie auch zurecht erhälst, also antragsberechtigt bist.
Läßt man einiges an Bürokratie weg, dann sieht man was passiert, z.B. bei Abrechnung der Corona-Teststationen (diese Struktur musst schnell geschaffen werden) etc.
Z.B. Bei der Krankenversorgung dürfen die ganzen Berichte, Befunde und andere Patientendaten nicht einfach an alle Ärzte weitergegeben werden, wegen dem Datenschutz. In anderen Ländern weiß praktisch jeder Arzt über deine digitale Krankengeschichte Bescheid. Das System ist natürlich anfällig. Was, wenn auf einmal die Staatsform wechselt und Menschen nach ihren Krankheiten sortiert...
Ich hoffe, die Digitalisierung bringt uns ein ganzes Stück voran.
Ich habe zwei Vermutungen:
Zum Einen die traditionelle (alt-)deutsche Art/Mentalität von wegen Ordnung, Genauigkeit, Pingeligkeit und Pünktlichkeit bzgl. der Arbeitsmoral.
Zum Anderen, weil die Bürokratie für beispielsweise Versicherungen sehr wichtig ist und auch im Rechtswesen entscheidend sind, weil falls etwas passiert, soll alles nachweisbar sein. (z.B. damit die Versicherungen etwas zahlt oder damit man sich nicht strafbar macht)
Prinzipiell kommt es von dem typisch deutschen Hang zum Perfektionismus: Alles muß irgendwie offiziell geregelt sein, irgendjemand muß immer verantwortlich sein, alle sollen gerecht behandelt werden. Durch die EU hat sich das Ganze noch potenziert, weil ein Wust von Verordnungen auf das deutsche Recht angepaßt werden müssen.
Und die Versuche, Bürokratie abzubauen, sind immer wieder zum Scheitern verurteilt, weil es da immer Ausnahmeregelungen und Ausgleichsmaßnahmen gibt, so daß zu jeder wegfallenden Verordnung ein paar neue dazukommen.
Fing alles nach dem 2. Weltkrieg an, als Deutschland (bzw. Westdeutschland bis 1991) wieder als Demokratie auf Einigkeit, Recht und Freiheit aufgebaut wurde. Deshalb wollte die Regierung unter allen Umständen diese Ziele fair erreichen, weshalb es für alles Mögliche seitenweise Gesetze und Regeln gibt. Liegt aber glaub ich auch einfach an der generellen deutschen Effizienz und Arbeitslust, wie es im Ausland schon zum Stereotypen wurde.
Die gibt es auch anderswo. Womit man sich schwer tut - aber das passiert nicht nur Deutschland - ist die Umsetzung dieser Bürokratie in's Digitale. Darum fällt es noch mehr auf.