Warum fragt ein Psychologe sein Patient ob man ihn jetzt schlagen möchte und ihn beschimpfen möchte?

6 Antworten

Es geht in der Psychotherapie grundsätzlich darum, das Erleben des Patienten zu erkunden. Dazu gehören Gedanken, Gefühle und auch Handlungsimpulse.

In deinem Fall fragt er nach einem Handlungsimpuls.

Sowas verrät einem etwas darüber, was einem wichtig ist, was einen stört, wie man die Dinge verarbeitet usw.

Nehmen wir mal an, du hättest ihn tatsächlich schlagen wollen: Dann hätte er irgendwas angetriggert. Wahrscheinlich irgendein Bedürfnis frustriert.
Und man kann dem auf den Grund gehen, was das für ein Bedürfnis ist.

Zweitens kann es sein, dass es darum ging, eure Beziehung klären. Für eine konstruktive therapeutische Arbeit sollte eine vertrauensvolle Beziehung herrschen. Wenn der Patient aber Groll gegen den Therapeuten hegt und das nicht geklärt wird, dann kann es sein, dass das die therapeutische Arbeit behindert.

Ich vermute, du machst eine tiefenpsychologische Therapie (hatte ich auch aus deinen vergangenen Fragen so verstanden). Da arbeitet man ja sehr viel mit Übertragung und Gegenübertragung, d.h. man geht davon aus, dass der Patient bestimmte Beziehungsmuster gegenüber dem Therapeuten wiederholt. Und diese Muster verstehen wäre nach dieser Therapierichtung ein erster Schritt zur Lösung.


Magenta20 
Beitragsersteller
 27.07.2021, 20:50

Ja ich mache eine tiefenpsychologische Therapie. Und was schließt er dann daraus? Ich hab zu ihm dann gesagt das es nicht meine Art ist jemand zu schlagen oder zu beschimpfen. Aber das ich sauer auf ihn bin.

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blechkuebel  27.07.2021, 20:54
@Magenta20

Erstmal kann man daraus nicht viel schließen. Halt dass du sauer auf ihn bist und dass du Aggressionen nicht auslebst, indem du jemanden schlägst oder beschimpfst. Vielleicht war ihm das vorher nicht eindeutig klar, dass du sauer auf ihn bist.

Und dann müsste man als Therapeut eigtl. klären, was Dich so sauer macht (falls das nicht eh in der Situation bereits klar ist).

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Magenta20 
Beitragsersteller
 27.07.2021, 21:00
@blechkuebel

Ist das den schlimm wenn man Aggressionen nicht auslebt?

Er hat das nicht mit mir geklärt warum ich so sauer auf ihn bin. Er hat dann weiter gemacht und mich noch mehr verletzt.

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blechkuebel  27.07.2021, 21:05
@Magenta20

Nö, das ist nicht schlimm. Das kann im Gegenteil sogar für sozial kompetentes Verhalten sprechen. Die Frage ist nur, ob man jemand ist, der alles in sich hineinfrisst (das quasi versteckt oder nicht anspricht), oder ob man offen damit umgeht, dass man sauer ist. Denn wenn man das immer in sich hineinfrisst, kann das Nachteile für einen haben.

Hmm, das ist natürlich ein Problem, dass er das nicht mit Dir geklärt hat, und, wie du sagst, dich weiter verletzt hast. Vielleicht machst Du das in der nächsten Stunde zum Thema?

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Magenta20 
Beitragsersteller
 27.07.2021, 21:11
@blechkuebel

Ja ich bin so eine Person wo alles hin sich hineinfrisst und verschlossen bin. Vor allem ihm gegenüber. Ich will ihm irgendwie immer gefallen und ihm wichtig sein. Das ist ein großes Problem.

In meiner nächsten Stunde werde ich mal alles aufschreiben was mich so bedrückt und mit ihm und werde ihn dann den Zettel geben.

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blechkuebel  27.07.2021, 21:25
@Magenta20

Jaja, das ist ja ein normales menschliches Bedürfnis, anderen wichtig sein zu wollen. Und das kann natürlich auch mal im Konflikt damit sein, dass man mal was anspricht, was einen stört.

Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, ihm den Zettel zu geben. Erzähl ihm das doch in der nächsten Stunde direkt, vielleicht mit Hilfe des Zettels. Wie wäre das?

Meistens wollen Therapeuten (zumindest würde es mir so gehen, ich bin angehender Psychotherapeut, noch in Ausbildung) nicht unbedingt lesen, sondern es lieber direkt hören. Es sei denn, es geht nicht anders (dann würde ich vielleicht mal sowas lesen).

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Magenta20 
Beitragsersteller
 27.07.2021, 21:36
@blechkuebel

Weißt du wie oft ich das probiert habe, so oft und das geht nicht mit ihm persönlich zu reden. Weil ich mich so sehr dafür schäme das es so eine Rolle in meinem Leben spielt. Und dann denke ich mir er hat das gar nicht verdient das ich es ihm sage weil ich den Eindruck immer wieder mal habe er spielt mit mir und er nimmt das alles nicht so ernst und er verachtet mich und hasst mich.

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verreisterNutzer  27.07.2021, 23:14
@blechkuebel

Schließ nicht von dir auf andere.

Schreiben ist besser, wenn der Patient Kommunikationsprobleme hat. Du hattest bestimmt noch nicht viele Patienten, dir fehlt die Erfahrung.

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blechkuebel  27.07.2021, 23:23
@verreisterNutzer

Jaja, Kommunikationsprobleme, die so stark sind, dass das nicht gesagt werden kann, fällt für mich unter "es geht nicht anders" (hatte ja geschrieben, dass ich sowas lese, wenn es nicht anders geht).

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blechkuebel  28.07.2021, 00:27
@verreisterNutzer

Die Stichprobe ist jetzt nicht besonders groß, aber ich kenne einige Kollegen, die eine ähnliche Haltung wie ich vertreten.

Aus therapeutischer Sicht gibt es einen guten Grund, warum man den Patienten ermutigen sollte, es wörtlich mitzuteilen, bevor man den Brief liest: das könnte eine Übungssituation sein. Es kann durchaus ein Therapieziel sein, zu lernen, sich in Beziehungen authentisch mitzuteilen (natürlich kommt das auf den Patienten an, ob das ein Therapieziel ist). Der Patient soll ja Lösungen für das Leben außerhalb der Therapie entwickeln. Im "richtigen Leben" schreibt man sich ja auch nicht unbedingt Briefe, wenn man sauer auf jemanden ist.

Ich weiß nicht, was dieses "du hattest bestimmt noch nicht viele Patienten, dir fehlt die Erfahrung" sollte. Offenbar hat meine Haltung dich ganz schön getriggert.

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blechkuebel  28.07.2021, 00:31
@Magenta20

@Magenta: Ui das ist aber heftig, was Du für einen Eindruck von deinem Therapeuten hast (dass er dich verachtet und hast). Das sind alles Dinge, die Du thematisieren könntest. Was die Scham angeht: Verstehe ich, dass du dich schämst, aber wir sind nun mal Menschen mit sozialen Bedürfnissen. Insofern ist das ganz normal dass das so eine Rolle für dich spielt.

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Magenta20 
Beitragsersteller
 28.07.2021, 00:54
@blechkuebel

Ja was soll ich auch anderster denken? Bei meinem letzten Termin hat er mir gesagt das ich immer wieder mal ihm gegenüber vernichtete blicke zuwerfe das er das aber auch Reizvoll findest aber das er sich auch was besseres vorstellen kann. Er hat mich schon wieder abgelehnt!

Da gibt es noch viele solche Dinge

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verreisterNutzer  28.07.2021, 01:04
@blechkuebel

Ich kann nichts dafür, wenn du empathie- und verständnislose Kollegen hast.

Das geht völlig gegen die bedingungslose, positive Wertschätzung, die der Therapeut dem Patienten entgegenbringen sollte.

In dem Moment handelt der Therapeut nach seinen Bedürfnissen und Gefühlen, die da wären: "Uff, nicht schon wieder lesen. Wie anstrengend."

Warum denkst du Schriftliches wäre nicht authentisch? Man kann sich so vielleicht besser oder überhaupt öffnen und ist somit authentisch. Vor allem wenn es um Gefühle wie Scham geht, um auf die Fragestellerin zurückzukommen.

Natürlich ist es nicht gut Vermeidung zu unterstützen. Aber so wie du das ohne Erklärung deiner Motive geschrieben hattest, kam es so rüber, als wenn es dabei um deine Bedürfnisse und nicht um die deiner Patienten gehen würde:

Meistens wollen Therapeuten (zumindest würde es mir so gehen, ich bin angehender Psychotherapeut, noch in Ausbildung) nicht unbedingt lesen, sondern es lieber direkt hören. Es sei denn, es geht nicht anders (dann würde ich vielleicht mal sowas lesen).

Und offensichtlich habe ich dich auch getriggert, da du auch noch eine Stunde später einen zweiten Kommentar geschrieben hast. Dich beschäftigt das.

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blechkuebel  28.07.2021, 08:09
@verreisterNutzer

Jep klar hast du mich getriggert, so wie Du meine Position mit meiner mangelnden Erfahrung abgekanzelt hast. Das ist nicht fair. Da darf ich dich fragen: wie viel Erfahrung hast Du denn mit dem Therapieren?

Das geht absolut gar nicht gegen die bedingungslose positive Wertschätzung. Es ist ja nicht so, dass man das nicht hören will, sondern es hat gute therapeutische Gründe (wie gesagt). Bedingungslose positive Wertschätzung bedeutet nicht, dass man dem Patienten in absolut jedem Punkt entgegen kommt und absolut jedes Verhalten unterstützt. Als Therapeut muss man teilweise direktiv sein und Patienten fordern.

Und es ist auch nicht so, dass man absolut jedes Motiv zurückstellen muss. Echtheit ist ja auch ein wichtiger Aspekt der Beziehungsgestaltung.

Natürlich kann es in Einzelfällen sinnvoll sein, den Patienten das verschriftlichen zu lassen und das zu lesen, aber ich würde grundsätzlich den anderen Weg erstmal vorziehen.

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blechkuebel  28.07.2021, 09:13
@Magenta20

Ah, da kann man ja klären, was er mit "er kann sich was besseres vorstellen" meint. Für dich fühlt sich das wie Ablehnung an. Möglicherweise meinte er, dass er sich offene Kommunikation wünscht. Wer weiß! Jedenfalls ist das Material, das man in der Therapie besprechen kann, denn mit einem Therapeuten zusammenzuarbeiten, bei dem man das Gefühl hat, dass man abgelehnt wird, ist ja wirklich nicht schön.

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weil vielleicht diese Situation mit einem Schock zu tun hat

Dafür gehst du doch zum Psychologen, um mit ihm zu reden. Dann frag ihn doch einfach, was das zu bedeuten hat.

Er möchte wahrscheinlich deine Reaktion sehen.

Um dich besser verstehen zu können. Er kann doch nicht in deinen Kopf sehen.