Warum eigentlich leben?

2 Antworten

Du hast ein Problem, das gar nicht so ungewöhnlich ist - du hast Menschen (unbewusst) dazu "erzogen", dich als die Starke wahrzunehmen, die immer gibt. Von der erwartet man das dann auch. Man kommt gar nicht auf die Idee, dass es ihr auch schlecht gehen könnte, weil sie ja immer für jeden zur Stelle ist.

Der andere Aspekt der Situation ist, dass in einem Umfeld, das du beschreibst, JEDER überfordert ist, JEDER hat seine Probleme und kann eigentlich keine weiteren mehr aufnehmen. KEINER hat den Kopf frei, um zu bemerken, wenn es anderen schlecht geht und wenn jemand das tut, erzeugt es oft eher Druck und Schuldgefühle, weil man eben keine Kapazität hat, zu helfen und man verschließt dann eher die Augen und wendet sich ab.

Sagen wir, du liefest jahrelang auf 110%, also 10% über deiner Kapazitätsgrenze. Du wurdest also immer weiter ausgelaugt. Menschen in deiner Umgebung, die diesen "Helfermindset" nicht hatten, die vielleicht ihren Stress noch stärker spüren als du, liefen ebenfalls auf 110% oder sogar 120% und ihnen war im Gegensatz zu dir emotional bewusst, dass sie gar keinen Krümel Kapazität für andere übrig haben, sie hatten ja noch nicht mal für sich genug.

Beide Aspekte zusammen führen jetzt dazu, dass man sich nicht bedankt, weil man anderes im Kopf hat und der andere ja sowieso "die Helferpersönlichkeit" hat, für den ist das selbstverständlich, für einen persönlich nicht!

Oft führen solche Situationen dazu, dass die "Helferpersönlichkeit" irgendwann austickt, schreit, für sie würde sich ja nie jemand interessieren oder den Kontakt abbricht.

Auf der anderen Seite kann es für das Umfeld auch schwer sein, wenn die Helferpersönlichkeit irgendwann die Hilfe einstellt mit dem Hinweis auf die eigene Kapazität. Das wird dann nicht verstanden, das wird als Provokation verstanden oder diskutiert, wie es sein kann, dass sie plötzlich nicht mehr das gleiche macht wie Jahre vorher, was hat man denn getan, was ist denn mit ihr los?!

Oft gibt es für so etwas in der gewählten Gruppe (Familie, Freundeskreis, Kollegen) keine Lösung, jeder geht über den anderen frustriert und wütend auseinander.

Man könnte aber versuchen, sich gemeinsam hinzusetzen und zu erzählen, wie es einem geht, mit dem betonten Hinweis darauf, dass die anderen nicht Schuld an den Gefühlen sind, die haben einen schließlich gefragt und nicht zum Helfen gezwungen, dass man sich aber jahrelang übernommen hat und jetzt nicht mehr kann. Dass man auch ein Danke erwartet hätte. Dass man vielleicht geholfen hat, weil man selbst ein Defizit in der Anerkennung durch andere hatte und auch ein Danke hoffte, also doch nicht so selbstlos war, wie man sich dargestellt hat.

Wichtig wäre noch zu betonen, dass in dieser Konstellation JEDER gerade überfordert ist und die Lösung nicht sein kann, dass einer sich zusammennimmt und etwas tut, damit es den anderen wenigstens ein bisschen gut geht, sondern dass jeder sich Anlaufstellen sucht und versucht, herauszufinden, was man ändern könnte, damit es JEDEM etwas besser geht. Wie man das System so ändern könnte, dass man bspw. professionelle, fremde Ansprechpartner bei Problemen hat und jemanden, der mit einem den Alltag so organisiert, dass man ihn mit minimaler oder ohne Überforderung bewältigen kann.

Oft ist das Fazit - "na ja, wenn sich einer nicht mehr aufopfert, müssen alle leiden oder er opfert sich weiter auf oder es opfert sich jemand anderer auf, aber alle können halt nicht gleichzeitig zufrieden sein und ihre Aufgaben bewältigen!"

Oft würde ein Blick von außen, durch einen Berater, Psychologen etc. helfen, doch eine Lösung zu finden, wie alle so weiterleben können, dass es ihnen gut geht und sie nicht überlastet werden.

Schwierig wird es oft, den eigenen Anspruch herunterzufahren. Wer in einer Situation wie deiner ist hat oft den Anspruch an sich, Sachen mit 110%iger Leistung zu erledigen und rutscht da immer wieder rein.

Auch Self-Care wäre wichtig, dich weitgehend unabhängig vom Lob und Dank anderer zu machen oder etwas mit Freunden zu unternehmen, bei dem man sich automatisch immer mal wieder gegenseitig lobt, ohne, dass sich einer für den anderen extrem reingehängt hat.

Vielleicht auch die anderen mal zu bitten, hin und wieder zu überlegen, was man für sie tut und das dann mal verbal anzuerkennen. Wie gesagt: es ist für die anderen oft schwierig, wenn man ihnen vermittelt hat, dass das für den Helfenden selbstverständlich, eine Freude, keine große Sache war!

Du musst dringend lernen NEIN zu sagen und aufhören dich für andere aufzuopfern.
Ist natürlich im Job nur bedingt möglich, aber selbst dort muss man nicht zu allem Ja und Amen sagen.
Momentan wirst du (und deine Hife) als zu selbstverständlich wahrgenommen. War ja immer so.
Hau auf den Tisch und du wirst viel respektvoller behandelt.


GeckohneSinn 
Beitragsersteller
 11.08.2023, 18:58

Ich sage nein , hab ich selbst beschlossen, ändert aber nix, deswegen ist ja Kontakt Abbruch bei einigen, weil es keinen Sinn hat, im Gegenteil, dann wird gelogen und Dinge verdreht,das man regelrecht merkt, das ist nie wirklich eine Freundschaft gewesen. Weil viele immer sagen, für Freunde muss man etwas tun, nein, meist weiß es eh nur ausgenutzt.

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