Vorläufer des Jazz

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Ein Überblick über die Jazzgeschichte von Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt)

1. Definition und Etymologie

Der Jazz ist eine aus dem Zusammentreffen afrikanischer und afro-amerikanischer sowie europäischer Musiktraditionen entstandene Musik vornehmlich improvisatorischen Charakters. Seine direkten Wurzeln liegen in geistlichen und sekulären Musizierformen des 19. Jahrhunderts. Der Jazz entwickelte sich im 20. Jahrhundert von einer im Brauchtum verwurzelten mehr oder weniger regional bedeutsamen Musik (New Orleans) über seine Funktion als Popularmusik (Swing) hin zu einer Kunstmusik mit mehr oder weniger breitem Publikumsverständnis (Bebop, Free Jazz). Die unterschiedlichen Stilrichtungen innerhalb dieser Entwicklung weisen einzelne musikalische und ästhetische Charakteristika auf, die sie als Stile des Jazz identifizieren. Solche Charakteristika sind beispielsweise: Improvisation, swing (zum Unterschied zwischen Swing und swing s.u.), eine spezielle Art der Tonbildung und Instrumentenbehandlung, stilistische Individualität einzelner Musiker, sowie ein Traditionsbezug auf vorhergegangene Stile der Jazzgeschichte. (...)

2. Vorformen des Jazz

Der Jazz hat sich sich aus verschiedenen Formen afro-amerikanischer Volksmusik entwickelt. Deren Wurzeln sind sowohl in Afrika als auch in Europa zu finden. Die aus Afrika verschleppten Sklaven brachten eigene Kulturformen und Rituale mit, die sie auch in der Neuen Welt beibehielten. Je nachdem, wieweit solche Kulturtraditionen von Sklavenbesitzern unterdrückt wurden, können bis ins 20. Jahrhundert hinein direkte Traditionsstränge von Afrika nach Amerika nachgewiesen werden (vgl. Dauer 1985, Kubik 1999). Die afrikanische Kultur ist eine orale Kultur. Entsprechend sind ihre in Amerika erhaltenen Traditionen oraler Natur: Überreste afrikanischer Kultur finden sich im Geschichtenerzählen, im Tanz und in der Musik: in Liedern, Feldgesängen, Jodelrufen u.ä. (...)

Zu den frühesten Beispielen einer ausgeprägt afro-amerikanischen Musik im 19. Jahrhundert zählen Spirituals, Work Songs und Field Hollers. Vor allem in den Spirituals findet man dabei sowohl Elemente aus europäischer Musik (Hymnen) als auch solche afro-amerikanischer Provenienz (spezielle Tonbeugung, Vortragsart). Als deutlichste Beziehung zur afrikanischen Musik weisen die meisten afro-amerikanischen Musizierformen des 19. Jahrhunderts die Aufteilung in Vorsänger und Chor, Prediger und Gemeinde (congregation) auf – entsprechend dem afrikanischen master drummer und den untergeordneten Trommlern, und entsprechend dem call and response im Blues und im späteren Jazz. Neben den geistlichen und Arbeitsgesängen findet sich im 19. Jahrhundert eine ausgeprägte Tanzmusik der amerikanischen Schwarzen, die sich oft an europäischen Volksmusikformen orientiert (z.B. am irischen jig, am schottischen reel oder an der französischen quadrille, die ihrerseits in den amerikanischen square dance Eingang findet). (...)

Ist der Blues eine der "ländlichen" Vorformen des Jazz – wobei der Blues selbstverständlich auch neben dem Jazz existiert und sich weiter entwickelt hat –, so ist eine der wichtigsten urbanen Einflüsse auf diese Musik der Klavier-Ragtime. Die auskomponierten Stücke dieses Genres orientieren sich an europäischer Salonmusik. Formales Grundmuster ist der Marsch, von Einfluß außerdem verschiedene Tanzformen, z.B. Walzer, Tango, Mazurka. Ragtime-Komponisten fühlen sich der europäischen Tradition und der europäischen Ästhetik verbunden. Afro-amerikanische Traditionslinien finden sich vor allem in rhythmischen Besonderheiten, in Synkopierungen und Kreuzrhythmen oder der Betonung gegen den Taktgrundschlag (secondary rag). Blueselemente sind im Ragtime eher selten, kommen erst in einzelnen Beispielen aus dem frühen 20. Jahrhundert vor, nachdem der Blues auch in den Städten seine Anhängerschaft gefunden hatte und die Musikindustrie – also auch die Ragtime-Komponisten – auf die Nachfrage reagierte.

usw.

Da findest du eine wissenschaftlich abgesegnete knappe, aber präzise (soweit das geht) Geschichte des Jazz:

http://www.jazzinstitut.de/history/Jazzhistory-1.htm

Gospel als die Form afroamerikanischer semisakraler Musik, die wir heute mit dem Wort verbinden, ist jünger als Jazz, guck mal bei Wikipedia nach.

Der Jazz hat sich sich aus verschiedenen Formen afro-amerikanischer Volksmusik entwickelt. Deren Wurzeln sind sowohl in Afrika als auch in Europa zu finden. Die aus Afrika verschleppten Sklaven brachten eigene Kulturformen und Rituale mit, die sie auch in der Neuen Welt beibehielten. Je nachdem, wieweit solche Kulturtraditionen von Sklavenbesitzern unterdrückt wurden, können bis ins 20. Jahrhundert hinein direkte Traditionsstränge von Afrika nach Amerika nachgewiesen werden (vgl. Dauer 1985, Kubik 1999). Die afrikanische Kultur ist eine orale Kultur. Entsprechend sind ihre in Amerika erhaltenen Traditionen oraler Natur: Überreste afrikanischer Kultur finden sich im Geschichtenerzählen, im Tanz und in der Musik: in Liedern, Feldgesängen, Jodelrufen u.ä.

Mehr und ausführlich unter: http://www.jazzinstitut.de/history/Jazzhistory-2.htm

Also das ist eine super lange Geschichte. Heute singt Diana Krall in ausverkauften Häusern. Angefangen hat das Ganze jedoch sehr viel früher. Bei der Feldarbeit in den USA sangen Schwarze Sklaven Lieder. Blues, Jazz etc. Daraus entwickelten sich Dixiland Jazz Bands in den Südstaaten. Marschkapellen bei Umzügen. In New Orleans. Es wird entwickelt und Menschen wie Armstrong spielen im Süden. Das ganze weitet sich aus. Die schwarze "Sklavenmusik" wird immer populärer. 1920 gründet Duke Ellington eine Amateuer Tanz Kapelle. Das war die Zeit der großen Big Bands. 1922 holt King Oliver Louis Armstrong nach Chicago. -> Bands wie Creole Jazz Bands kann man übers Radio hören. 1927 ist das ganze keine schwarze Angelegenheit mehr. Paul Whiteman der damalige King of Jazz. Er meint der damalige Jazz wäre zu zahm. Stellt weiße Musiker wie Bix Beiderbecke und Frankie Trumbauner ein. 1930 in Zeiten der Weltwirtschaftskrise erleidet auch die Musikentwicklung einen Rückgang. Kein Geld da, keiner gibt mehr Geld fürs Tanzen aus. Die Musiker werden arbeitslos oder versuchen sich in anderen Bereichen. 1932 tritt der Schwarze Bill "Bojangles" Robinson in Broadwayfilmen mit Steptanz auf. 1933 Jimmie-Lunceford Band. 1937 verbreitet sich die Juke Box und Cab Calloway hat viel zu tun neue Lieder zu produzieren. Ab den 40iger Jahren entsteht die Musikrichtung des Swings. Größen wie Ben Webster, Charlie Parker, Miles Davis treten auf. Aus dem Swing entsteht der Bebop, der Cool Jazz, Hard Pop, Free Jazz bis heute Amy Winehouse auftritt und teilweise noch gute Songs geschrieben hat. So hat sich der Ruf und Antwortgesang der ehemaligen Feldarbeiter und Sklaven im Laufe der Zeit entwickelt.


Thelema  01.01.2012, 16:09

Da stimmt einiges* nicht. Wo haste das denn her?

.* Kurz: Die Zeit der Bigbands kam richtig erst in den 30ern; gerade Whiteman hat saccharinsüßen "Jazz" gemacht - als "King of Jazz" haben ihn ganz sicher keine Jazzer bezeichnet; die ökonomische Krise des Jazz kam erst in den 40ern, in denen sich einige Bigbands auflösten; die große Zeit des Swing waren die 30er; Ben Webster ist ein Swing-Musiker, Parker ein Bebopper der ersten, Miles eher der zweiten Generation, relevant aber eher im Cool Jazz und dann Hard Bop ... Für heutigen Jazz stehen eher John Zorn, Steve Lehman, Nils Petter Molvaer als gerade Amy Winehouse; Diana Krall macht, na ja, schon Jazz, aber eher dem Bild entsprechend, das die Medien vom Jazz entwerfen, als was in der Jazzszene tatsächlich geschieht.

Diese Popjazz-Sängerinnenschwemme der letzten Jahre ist ein Medienprodukt und hat mit der Jazzszene kaum etwas zu tun.

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