Vor- und Nachteile der Mehrheits- und Verhältniswahl?

1 Antwort

Ich betrachte als Beispiel die Wahl eines Parlaments.

Bei der Mehrheitswahl ist pro Wahlkreis der Kandidat mit den meisten Stimmen gewählt.

Vorteile:

  • Wähler können Kandidaten ihres Wahlkreises persönlich kennenlernen.
  • Es kommt zu keiner Zersplitterung in viele (auch kleine) Parteien im Parlament.
  • Dadurch ist es einfacher, eine Regierung zu bilden. Beispiel: Bei reiner Mehrheitswahl gäbe es im Bundestag nur Direktmandate. Aktuell hat die CDU/CSU 231 Direktmandate, die SPD 58, alle übrigen Parteien zusammen 10. Die CDU/CSU könnte also allein regieren.
  • Die Gefahr, dass extreme Parteien ins Parlament kommen, ist geringer. Z. B. hat die AfD derzeit im Bundestag nur 2 Direktmandate.
  • Die Feststellung des Wahlergebnisses ist einfacher und leichter verständlich als bei der Verhältniswahl

Nachteile:

  • Das Wahlergebnis wird stark verzerrt. Gewinnt eine Partei z. B. jeden Wahlkreis mit knapper Mehrheit, so erhält sie alle Mandate und keine andere Partei ist im gewählten Parlament vertreten.
  • Eine Partei kann die Mehrheit im Parlament sogar ohne Mehrheit der Stimmen gewinnen. Beispiel: Wenn Partei A in allen 3 Wahlkreisen 100.000 Stimmen bekommt und Partei B in 2 Wahlkreisen 90.000, im dritten 130.000 Stimmen, so gewinnt A 2/3 aller Sitze im Parlament, obwohl sie 10.000. Stimmen weniger als B hat.
  • Kandidaten kleiner Parteien haben nur geringe Chancen gewählt zu werden.
  • Stimmen für kleinere Partei fallen unter den Tisch, werden also im Parlament nicht repräsentiert.
  • Für neue Parteien ist es sehr schwer, ins Parlament zu kommen, da sie anfangs meist klein sind.
  • Eine Stimme in einem kleinen Wahlkreis wiegt rechnerisch mehr als eine Stimme in einem großen Wahlkreis, da jeder Wahlkreis einen Abgeordneten wählt.
  • Das Wahlergebnis kann durch „geschicktes“ Ziehen der Wahlkreisgrenzen beeinflusst werden.

Bei der Verhältniswahl erhält jede Partei so viele Sitze im Parlament wie es ihrem Anteil an Stimmen entspricht.

Vorteile:

  • Der Wählerwille wird gut zum Ausdruck gebracht. Die Interessen von mehr Parteien und ihren Wählern werden im Parlament vertreten, auch die Interessen von Minderheiten.
  • Auch kleine und mittlere Parteien erhalten ein angemessenes politisches Mitwirkungsrecht.
  • Das Ergebnis der Wahl ist nur wenig durch den Zuschnitt der Wahlkreise zu beeinflussen.
  • Die Wahlbeteiligung ist tendenziell höher (z. B. weil es nun Sinn macht, auch eine kleinere Partei zu wählen).
  • Neue Parteien können leichter ins Parlament einziehen, da sie dazu keine Wahlkreise gewinnen müssen.

Nachteile:

  • Kleine Parteien üben als Teil von Regierungen oft mehr Einfluss aus, als ihnen nach dem Wahlergebnis zukäme.
  • Es kommt oft zu einer Koalitionsregierung, bei der es für die Wähler schwerer ist, die Leistungen einer einzelnen Regierungspartei nachzuvollziehen.
  • Koalitionsregierungen sind weniger stabil als Ein-Parteien-Regierungen.
  • Koalitionsregierungen sind langsamer/schwerfälliger, weil vor jedem Beschluss ein Kompromiss zwischen den Regierungsparteien gefunden werden muss
  • Der Wähler hat keinen direkten Einfluss darauf, welche Kandidaten einer Liste ins Parlament kommen, weil die Listen von den Parteien aufgestellt werden und die Reihenfolge der Kandidaten darauf von den Wählern nicht verändert werden kann.
  • Um eine Zersplitterung der Parteien im Parlament zu verhindern, wird meist eine Sperrklausel errichtet. Dadurch fallen Stimmen unter den Tisch.

Quellen:

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidaktisches Studium, Bundestagskandidatur, NGO

Miriam90er 
Beitragsersteller
 14.07.2023, 19:12

Ich danke vielmals für die Hilfe 🙏🏽😊

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