Unterschied der Glückskonzepte von Epikur und dem Hendonismus?

2 Antworten

Nun ist Deine Verwirrung verständlich. Was soll man schreiben, wenn Epikur eigentlich kein Glückskonzept sondern eine Lebensphilosophie hatte, was ein großer Unterschied ist und wenn der Hedonismus, der uns noch immer als christlich und idealistisch geformter Popanz an die Wand gemalt wird, so gar nicht existiert hat. Verschwiegen wird dabei, dass alle antike Philosophie bis zur Machtübernahme des Christentums eine diesseitige Lebensphilosophie war. Allen, von Sokrates bis Marc Aurel ging es um die Frage, wie man zu einem gelingenden Leben kommt und zu persönlichem Glück. Die Unterschiede liegen in den grundsätzlichen Einstellungen, ob man wie Platon, Aristoteles oder die Stoa an einen eher geschlossenen, durch eine höhere Macht geordneten Kosmos glaubte oder an ein offenes Weltbild, an ein ewiges Sein (Parmenides), das sich in ewigem Wandel (Heraklit) aus sich selbst heraus entwickelt wie Epikur. Eine unterschiedliche Betonung der Rolle geistiger und körperlicher Empfindungen war auf beiden Seiten vorhanden.

Da ist zu beachten, dass der als Hedonist verschrieene Aristipp von Kyrene ein langjähriger Schüler des Sokrates war. Und der meist übersehene Eudoxos von Knidos soll sogar die platonische Akademie geleitet haben, vertrat aber in der Ethik eine hedonistische Position, die die des Aristipp und erst recht die des Epikur übertraf. Es geht also ziemlich durcheinander, und wenn man den Sokrates nach Xenophon liest, wird man ganz verrückt, weil von diesem Sokrates alles Idealistische des Platon abfällt und ein sachlich orientierter Lebensratgeber vor uns steht. Prinzipiell scheint mir, dass als Hedonismus immer noch ein christlicher Popanz der vermaledeiten Lebenszugewandtheit an die Wand gemalt wird, Fresser und Säufer, die das Gefängnis unseres Leibes immer noch gut finden und dem höheren Geist verschlossen sind. Das passt aber nun gar nicht auf den Platonfreund Eudoxos. Das passt auch nicht auf den brillanten Geist Aristipp, ausgenommen, dass er kein Kümmergeist in einer Eremitenhöhle war.

Mir scheint, dass auch Eudoxos keinen platten Hedonismus gelehrt hat, dass es den platten, verzerrten Hedonismus in der Philosophie nie gab. Epikurs Ethik ergibt sich aus seiner gesamten Lebensphilosophie. Diese hat er in dem tollen Satz zusammengefasst: "Es ist nicht möglich, in Freude zu leben, ohne einsichtsvoll, weise und gerecht zu leben, ebenso wenig, einsichtsvoll, weise und gerecht zu leben, ohne in Freude zu leben.“ Hier wird als fortwährende Schwingung sich gegenseitiger Befruchtung beschrieben, wie individuelles und soziales Verhalten sich austaxieren sollen, um zu einem gelingenden Leben zu kommen und mit der Erfahrung daraus die Gelassenheit entsteht, dass das möglich ist.

Was den Hedonismus des Aristipp von Kyrene angeht, dessen Tochter immerhin von ihrem Vater zur ersten uns bekannten Philosophin ausgebildet wurde, die wohl nach ihm sogar die Kyrenäische Schule geleitet hat, so finde ich seinen Spruch klasse: Man soll immer darauf achten, dass man nicht von den Dingen beherrscht wird, sondern dass man selbst immer ihr Herr bleibt. Das ist heute noch cool und eine gute Einstellung gegen jedwede Abhängigkeit.


berkersheim  27.04.2017, 01:05

Zum Spruch von Aristipp ist zu beachten, dass er eben nicht die Lust bis zum Umfallen lehrt sondern eher das leichte, lockere Surfen über den Wellen des Lebens aber immer in der Aufmerksamkeit, dass man auf dem Surfbrett bleibt und nicht darunter begraben wird. Solche Luftikusse und Lebenskünstler werden natürlich von den moralsauren Selbstquälgeistern und Dauerbüßern gehasst.

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  1. https://alex-rubenbauer.de/persoenlichkeitsentwicklung/1299/kurz-notiert-epikurs-gluecksvorstellungen/
  2. Den 1. kurzen Absatz von diesem Link: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hedonismus

Du solltest beides Lesen, ca 5 Min. Dann erkennst Du die Unterschiede. 

Mach Dir ggf. beim Lesen Notizen ... was sagt Epikur genau? ... Wie gilt die Definition von Hedonismus (psychologischer).


Das ist zu schaffen.

🙋


SamboZockt 
Beitragsersteller
 26.04.2017, 22:46

ich erkenne kein unterschied außer das der hedonismus egoistisch ist und epikur sagt, dass man soziale Beziehungen haben soll 

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verreisterNutzer  26.04.2017, 22:57
@SamboZockt

Und: 

  • Im Gegensatz zu dem philosophischen Verständnis wird im alltagssprachlichen Gebrauch mit dem Begriff Hedonismus häufig eine nur an momentanen Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung bezeichnet. 
  • In diesem Sinne wird der Begriff Hedonismus oft abwertend gebraucht und als Zeichen der Dekadenz interpretiert. 
  • Unter der Bezeichnung „psychologischer Hedonismus“ wird tatsächlich verstanden, dass der Mensch im Allgemeinen einzig nach Lust bzw. Freude strebt.
  • Nach Epikurs Meinung besteht Glück in der Empfindung von Lust. Lust ein angenehmer Zustand des Wohlbefindens. Epikur liegt in seiner Ethik daran, Unlust Schmerz und Leid zu vermeiden (ihre Abwesenheit ist Ziel und der Hedonismus insofern von der negativen Seite her aufgezogen). Angestrebt wird aufgrund mit Einsicht getroffener Entscheidungen ein Zustand der Seelenruhe, die Ataraxie („Unerschütterlichkeit“, griechisch ἀταραξία). Der Weg besteht in einer Konzentration auf die wirklich notwendigen Bedürfnisse (aber kein Leben ohne Bedürfnisse). Einsicht und Übung sollen zu einem vernünftig reflektierten Genießen mit einer anhaltenden Daseinsfreude führen.https://www.gutefrage.net/frage/epikur-immanuel-kant-jeremy-bentham-und-john-stuart-mill


Schau bitte ggf. noch hier, habe leider keine Zeit, weiter detailliert zu helfen, hoffe aber, dass Du weiter kommst:

🙋


Danke für Dein Kompliment 💐

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berkersheim  27.04.2017, 01:13
@SamboZockt

@SamboZockt

Sorry, aber ein egoistischer Hedonismus ist moderner Quatsch von geistigen Halbseitsgelähmten. In der Antike jedenfalls war allen Philosophen die Einstellung des Aristoteles eine Grundeinsicht, dass der Mensch ein gesellschaftliches Wesen ist. Einen Egoismus heutiger Zeit konnte es in den Sozialstrukturen der Antike gar nicht geben, da es keine heutigen sozialen Absicherungen gab. Da waren der (Zwangs-)Familienverbund und der Freundeskreis eine existenzsichernde Einrichtung. Den meisten hier ist doch gar nicht klar, dass wir uns unseren isolationistischen Egoismus nur in einem Wohlstands- und Rundumversorgerstaat leisten können.

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verreisterNutzer  27.04.2017, 09:18
@berkersheim

@berkersheim

ggf. solltest Du Dich noch einmal sorgfältig einlesen. Deine überführende Interpretation in die Neuzeit war nicht gefragt, ist - nach Deinen Worten "Quatsch von geistigen Halbseitsgelähmten" und beantwortet die Frage somit nicht.

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