"Umso freier die Wirtschaft umso sozialer ist sie auch" Erklärung?

9 Antworten

Ich bin Jahrgang 1924. Habe also die Kriegs-und Nachkriegszeit erlebt.

Der Gedanke der sozialen Marktwirtschaft war für die damalige Zeit ideal. Ich hatte damals von einem Durchschnittsgehalt noch keine 20% Abzüge. Die Mehrwertsteuer (damals Umsatzsteuer) lag unter 6%. Mit diesen Abgaben ist der Trümmerhaufen Deutschland wieder aufgebaut worden. Der Staat und die Versicherungen hatten Überschüsse erwirtschaftet. Von den Leistungen wurden Renten nicht nur an normale Rentner, sondern an Kriegsversehrte und Kriegerwitwen bezahlt.

Diese soziale Marktwirtschaft wurde im Verlauf der Zeit zu einer brutalen Marktwirtschaft. Die Politik hat versagt und wurde immer mehr den Lobbyisten und Bänkern hörig.


Unsinkable2  05.07.2013, 17:00

Der Gedanke der sozialen Marktwirtschaft war für die damalige Zeit ideal.

Der Gedanke einer "sozialen Marktwirtschaft" ist eine Utopie, Wolfgang11. Umso mehr, wenn man sie mit "Demokratie" verbindet.

Genauso, wie es kein "trockenes Wasser" und keine "ein bisschen Schwangeren" geben kann, ist die nachhaltige Umsetzung einer "sozialen Marktwirtschaft" nicht möglich.

Also, genau genommen IST sie möglich, aber nur - und ausschließlich - in einem totalitären System. Doch jede Abweichung vom allumfassenden Totalitarismus führt zwangsläufig zu Sollbruchstellen in der sozialen Marktwirtschaft der verschiedensten Arten und Härtegrade.

Ich hatte damals von einem Durchschnittsgehalt noch keine 20% Abzüge. Die Mehrwertsteuer (damals Umsatzsteuer) lag unter 6%. Mit diesen Abgaben ist der Trümmerhaufen Deutschland wieder aufgebaut worden.

Genau hier hast du dein Beispiel, warum "soziale Marktwirtschaft" nicht dauerhaft funktionieren kann. ;)

Unter den besonderen Umständen des "Neuanfangs" ist eine - Achtung! - NEUVERTEILUNG des Marktes möglich. Und solange der Markt noch nicht aufgeteilt ist, kann auch "soziale Marktwirtschaft" funktionieren.

In dem Augenblick allerdings, indem der Markt aufgeteilt ist und der Konkurrenz- und Verdrängungswettbewerb beginnt, sind Personalkosten eben vor allem KOSTEN.

Und Kosten sind Dinge, die möglichst andere bestreiten sollen. Ein guter Kapitalist will PROFIT und KEINE KOSTEN. Und nur gute Kapitalisten können sich in einem kapitalistischen Markt bewähren; denn sie haben, und hier schwimmen wir wieder auf der gleichen Welle, genügend Mittel zur Verfügung, um störende Kosten anderen überzuhelfen; notfalls durch den Zukauf von Lobbyisten.

Die Politik hat versagt und wurde immer mehr den Lobbyisten und Bänkern hörig.

Nicht "die Politik hat versagt". DU HAST VERSAGT, wolfgang11. Dir, deiner Generation und der Generation deiner Kinder verdanken wir, was wir hier und heute erleben. Es wäre an euch gewesen, jenen Parteien, die euch das Blaue vom Himmel versprechen, einen Denkzettel zu verpassen.

Aber deine "marktwirtschaftliche Habgier" hat dich, deine Generation und noch mehr deine Kinder und ihre Generation blind werden lassen. Es war ihnen egal, wohin es sich entwickelt, solange der PROFIT stimmte, nicht wahr?!

Wie heißt es so schön?

Wer alles will, bekommt am Ende nichts. (Volksmund)

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wolfgang11  05.07.2013, 23:35
@Unsinkable2

Bravo Unsinkable 2. So einen Unsinn kann nur jemand von einer undankbaren Generation von sich geben, der aus dem Schmalztopf lebt, den die Nachkriegsgeneration gefüllt hat. Ohne diese VERSGAERGENERATION die nach dem Krieg den Trümmerhaufen Deutschland wieder aufgebaut hat und zudem gemacht hat, was Deutschland heute ist und von dem die heutige Generation profitiert, würdest du in einem Armenhaus leben.

Ein altes deutsches Sprichwort sagt, wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis.

Versagt hat nicht nur die Politik. Sie hat mit Wahlgeschenken geködert und sich in eine Abhängigkeit der Wirtschaft begeben. Versagt haben aber auch die Generationen nach uns. Gab es in unserer Generation neben den Leistungen des Wiederaufbaus noch den Babyboom, so brachten die Folgegenerationen mit ihrer Kinderarmut das System ins wanken. Deutschland würde mit der Zeit aussterben, gäbe es nicht die Migranten. Wer würde euch wohl pflegen? Eure Renten aufbringen? Ich werde diese Zeit danach nicht mehr erleben.

Aber eines ist klar, die meiner Generation nachgefolgten Generationen haben den von uns gefüllten Schmalztopf geleert und verprasst. Dabei sind einige Bevölkerungsgruppen auf der Strecke geblieben, die heute in Armut.

Noch einen Rat eines alten Mannes. Nicht motzen und meckern, sondern zupacken und besser machen.

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Unsinkable2  06.07.2013, 01:46
@wolfgang11

Ohne diese VERSGAERGENERATION die nach dem Krieg den Trümmerhaufen Deutschland wieder aufgebaut hat und zudem gemacht hat, was Deutschland heute ist und von dem die heutige Generation profitiert, würdest du in einem Armenhaus leben.

Niemand hat gesagt, dass ihr "nicht fleißig" wart, wolfgang11. Ich sagt, ihr wart schlicht blind vor Habgier.

IHR habt euch von den Politikern, Lobbyisten und Bankern übers Ohr hauen lassen, als es noch eines Fingerschnippens bedurfte, um sie zur Räson zu bringen. Denn damals hatten sie noch Respekt vor dem Volk.

Ein Respekt, von dem ihr ihnen beigebracht habt, dass er unnötig ist, denn egal, was geschieht: Ihr wählt immer wieder die gleichen Parteien. Ganz egal, welchen Unfug sie anstellen. Ganz egal, welchen Mist sie bauen. Ganz egal, wie korrupt sie sind.

Ein altes deutsches Sprichwort sagt, wenn es dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis.

Und genau das ist euch passiert: Als es noch möglich war, habt ihr nichts getan. Und heute jammert ihr, wie sehr die ach so böse Politik doch versagt hat...

Aber WO WART IHR, ALS SIE VERSAGTE? Auf dem Mond? In Mexiko? ... Oder hier in Deutschland; samt der Tatsache, sie alle vier Jahre brav erneut zu legitimieren, ihr Versagen fortzusetzen, weil ihr einfach zu beschäftigt wart, euren eigenen, kleinen Vorgarten mit noch mehr Gartenzwergen zu füllen?

Versagt hat nicht nur die Politik. Sie hat mit Wahlgeschenken geködert und sich in eine Abhängigkeit der Wirtschaft begeben.

"Wahlgeschenke" waren und sind mit wachem Verstand stets und fast ausnahmslos durchschaubar. Hattest und hast DU einen wachen Verstand? Wenn ja, was genau ist nun deine Ausrede, wolfgang11?

Ich verrate es dir: Blinde Habgier war das Motiv. "Steuersenkungen versprochen? - Die wähle ich!" Das war die Motivation deiner Generation und die deiner Kinder. Brachial. Habgierig. Und blind den eigenen Enkeln und Kindern gegenüber.

Gab es in unserer Generation ... noch den Babyboom, so brachten die Folgegenerationen mit ihrer Kinderarmut das System ins wanken.

Noch so ein gedankenloser Unfug: In Deutschland sind rund 6 Millionen Menschen arbeitslos. Die Statistiker gehen von weiteren 2-5 Millionen aus, die in den Statistiken verschwinden. Das macht dann mal eben satte 8 - 11 Millionen Arbeitslose. Nur in Deutschland. Und trotz "Kinderarmut".

Nicht "Kinderarmut" ist unser Problem. Es ist die Tatsache, dass deine Generation und die deiner Kinder sich den Wanst vollgeschlagen hat und schwerfällig wurde. Gewerkschaften? Interessenvertretungen der Arbeitnehmer? Quatsch! Da muss man ja Farbe bekennen und hat nicht mehr so viel Zeit, zu raffen und zu sammeln.

Den Preis zahlen deine Enkel und die Kinder deiner Kinder: Niedriglöhne für fast 10 Millionen Arbeitnehmer. Mindestrenten für fast 60% aller ex-lohnabhängig beschäftigten Rentner.

Deutschland würde mit der Zeit aussterben, gäbe es nicht die Migranten. Wer würde euch wohl pflegen? Eure Renten aufbringen?

Abermals ein gedankenloser Witz, oder?! Das Volksvermögen steigt von Jahr zu Jahr rasant an. Trotz angeblicher "Kinderarmut".

Was dem Volk wirklich fehlt, ist das, was deine Generation sträflich versäumte: Eine Ordnung, in der nicht Wenige maßlos viel bekommen, und dafür Viele immer weniger haben. Eine Ordnung, in der ein starker Staat und starke Arbeitnehmerinteressen-Vertretungen existieren, um sich gegen die starken Arbeitgeber-Lobbys wehren und ihnen auf Augenhöhe begegnen zu können.

Aber eines ist klar, die meiner Generation nachgefolgten Generationen haben den von uns gefüllten Schmalztopf geleert und verprasst.

Auch das ist eine reine Schutzbehauptung: Deine Generation schuf den Sockel, auf dem sich die Wenigen der nachfolgende Generation bereichern konnten. HÄTTET IHR AUFGEPASST - und ich wiederhole: damals war es mit einem Fingerschnippen zu erreichen -, gäbe es diese Plünderungen gar nicht.

Doch jede nachfolgende Generation hat es schwerer, eure Fehler auszubügeln. Und insofern gebe ich dir in einem Punkt unbedingt Recht:

Nicht motzen und meckern, sondern zupacken und besser machen.

Wir sind gezwungen, die unzähligen kleinen und großen Fehler deiner Generation auszubügeln, so gut es geht, wenn wir unseren Kindern eine bessere Zukunft geben wollen.

Doch wir haben es nicht so leicht, wie ihr es noch hattet. Uns prügelt man wieder mit Tränengas und Gummiknüppeln auseinander. Uns überwacht man mit Rasterfahndung und Abhörprogrammen. Uns ignoriert man bei Demonstrationen und Petitionen.

Denn die Demokratie, die wir von euch erben, ist zutiefst marode und stinkt zum Himmel, wolfgang11.

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wolfgang11  06.07.2013, 10:00
@Unsinkable2

Großartig deine Meinung!! Für das, was du von dir gibst, wäre ich im KZ gelandet. Welche Lebenserfahrung hast du? Auch in den Ländern im Osten wärst du vor nicht allzu langer Zeit von der Bildfläche verschwunden.

Ich habe Zeiten erlebt, da gab es 6 Millionen Arbeitslose. Mein Vater war einer von denen. Ich selbst war nach dem Krieg 1 Jahr arbeitslos. Ich habe nicht auf dem Mond gelebt. Arbeitslosen ging es damals um einiges schlechter als heute Harzt IV Empfängern.

Den Deutschen ist es noch nie so gut gegangen wie heute. Ich kenne kein Land, in denen es den Menschen besser geht als in Deutschland. Wenn du eins kennst, steht es dir frei, in ein solches auszuwandern. Das ist Demokratie! Oder möchtest du eine neue Diktatur schaffen?

Fehlentwicklungen hat es schon immer gegeben. Hast du schon mal von der 68 Generation gehört? Oder der von der Hippi Bewegung? Die waren auch nicht mit der Demokratie einverstanden und haben einiges bewegt. Die heutige Demokratie ist nicht mehr das, was sie einst war. Aber große Reden schwingen, tatenlos zusehen und anderen die Schuld dafür in die Schuld schieben, das ist typisch für Besserwisser.

Noch ein altes Sprichwort: Undank ist der Welt Lohn!

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Barney123  30.07.2013, 12:31
@wolfgang11

Hallo Wolfgang,

Du hast wohl in Deinem Leben nicht viel dazugelernt! Du wirfst mit den gleichen floskeln um Dich, die Du in Deiner Jugendzeit verinnerlicht hast! Unsinkable hat zwar kritisch, aber doch logisch argumentierend vorgetragen, warum er eine soziale Marktwirtschaft für unmöglich hält!

Bravo Unsinkable 2. So einen Unsinn kann nur jemand von einer undankbaren Generation von sich geben, der aus dem Schmalztopf lebt, den die Nachkriegsgeneration gefüllt hat.

So ist das einfach nicht! Der Schmalztopf ist längst leer, wir sitzen auf einem riesen Berg Schulden. Den wer zurückzahlen wird? Die Generation Unsinkable! Und die ist nun sauer! Er/sie hat nämlich recht, wenn er schreibt:

Nicht "die Politik hat versagt". DU HAST VERSAGT, wolfgang11. Dir, deiner Generation und der Generation deiner Kinder verdanken wir, was wir hier und heute erleben. Es wäre an euch gewesen, jenen Parteien, die euch das Blaue vom Himmel versprechen, einen Denkzettel zu verpassen.

Denn als Ende der sechziger Jahre der Bleisatz bei den Äzeitungen durch den Fotosatz ersetzt wurde, gab es die erste Welle an Entlassungen. Damals, und das war lange vor dem Sigeszug des Computers, der Heute praktisch alles steuert und damit viele Arbeitsplätze unnötig macht. An einem Iphone z.B., das mehrere hundert Euro kostet, sind nicht mal ein Euro Lohnkosten drauf! Damals sprach man von Maschinensteuern, wenn durch die Rationalisierung die Arbeitsplätze vernichtet werden.

Tatsächlich hat man seit Anfang der 70er Jahre ein Konjunkturprogramm nach dem anderen aufgelegt, immer auf Steuerkosten. Die Wirtschaft hat sich teilweise schon darauf spezialisiert, nur noch die Dinge zu Machen, bei denen es staatliche Zuschüsse gibt. Gleich welcher Form. Habe selbst erlebt, wie Leute von der Rentenversicherung ihren Arbeitslohn erhalten haben, und an Eingliederungsprogrammen teilgenommen haben. Die haben perfekt gearbeitet, da gab es nichts auszusetzen, ab nach Ende der Einarbeitungszeit sollten sie nicht übernommen werden! Als das dann der Rentenversicherung gemeldet wurde, hat der betreffende einen Arbeitsvertrag fürt ein halbes Jahr bekommen, dann saß er auf der Straße. Toll. Von der Maschinensteuer hört Heute kein Mensch mehr etwas. Die Konjunkturprogramme waren alle jahrzentelang auf Pump. Der Schuldenberg ist nun riesig!

Warum hast Du nicht aufgemuckt, als es an die Schmalztöpfe ging? Hast Du Dich auch früher verrenten lassen, weil das ja gerade oppertun war, und man die Arbeitsplätze für die jüngeren brauchte? Das Ergebnis ist, dass die Leute immer länger arbeiten müssen!

Ohne diese VERSGAERGENERATION die nach dem Krieg den Trümmerhaufen Deutschland wieder aufgebaut hat und zudem gemacht hat, was Deutschland heute ist und von dem die heutige Generation profitiert, würdest du in einem Armenhaus leben.

Ja, ihr habt versagt, ihr habt gedacht, wenn ihr schön kuscht, und an der Front sterbt, dann bekommen die Deutschen neuen Lebensraum. Ihr habt geglaubt, ihr wärt die Herrenrasse, dic sich alles nur zu nehmen braucht. Davon wart ihr wie besoffen! Ja, damals war es so, dass derjenige, der den Mund aufmachte im Kz gelandet ist. Aber mal ehrlich: Wenn ihr von der Propaganda nicht so besoffen gewesen wärt, und gesehen hättet, dass das was da läuft, nicht in Ordnung ist, dann hättet ihr mit wesentlich weniger Menschenopfern diese Nazis zum Teufel jagen können. Aber ihr seid erst aufgewacht, als die Anderen sich gewehrt haten und Deutschland in Trümmern gelegt war. Geh mal nach Schweden, was da in den 30er-Jahren alles aufgebaut wurde. Ihr habt nur aufgerüstet und einen Großteil der Welt in Schutt und Asche gelegt! Es ist nur Recht und Billig, wenn ihr Euch da am Wiederaufbau beteiligt!

Versagt hat nicht nur die Politik. Sie hat mit Wahlgeschenken geködert und sich in eine Abhängigkeit der Wirtschaft begeben.

Wer hat denn die Wahlgeschenke auf Kredit gerne angenommen, und nicht durchschaut was da läuft? Die Heutige Jugend kann da nichts dafür. Die waren da nicht Wahlberechtigt. Aber ihr Alten hättet wissen müssen, dass ein Leben auf Pump in den Abgrund führt! Trotzdem habt ihr die immer wieder gewählt. In der Hoffnung es wird besser. Und die Zeche muss die in Deinen Augen „Versagergeneration“ bezahlen.

so brachten die Folgegenerationen mit ihrer Kinderarmut das System ins wanken.

Mal ehrlich, Du hast ja in der Vergangenheit hinter dem Mond gelebt! Heute ist doch offensichtlich, dass die grenzen des Wachstums längst erreicht sind, und eine weitere Bevölkerungsexplosion die Katastrophe unausweichlich macht!

Aber eines ist klar, die meiner Generation nachgefolgten Generationen haben den von uns gefüllten Schmalztopf geleert und verprasst.

Nein, Du lebst noch und bist noch Wahlberechtigt, aber das einzige was Du gelernt hast ist Mundhalten und wie schon vor 2000 Jahren Sokrates über die Heutige Jugend schimpfen. Wir leben in einer Demokratie, Du hättest Dich an der Meinungsbildung beteiligen können, und darauf hinweisen müssen, dass

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Barney123  30.07.2013, 12:32
@Barney123

und darauf hinweisen müssen, dass es so nicht geht! Das hat nicht die Heutige Jugend versäumt, die war da noch zu Jung! Das warst Du und Deine Kinder! Jedenfalls in Eurer Generation!

Noch einen Rat eines alten Mannes. Nicht motzen und meckern, sondern zupacken und besser machen.

Wie ich oben bereits beschrieben habe, hilft es nichts den Mund zu halten. Wer die Sache durchschaut, muss das Publik machen! Das war genau der Fehler, den Du gemacht hast! Ausserdem hat Undsinkable nicht gemotzt, sondern er hat sachlich auf Deine Denkfehler hingewiesen!.

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Eigentlich gibt es nur zwei Kontexte, in denen das gesagt worden sein kann. Dummheit oder Propagande.

Da Erhard aber wohl nicht dumm war, muß man annehmen, daß die Motivation eher in der Propagande gelegen hat. Ein gerüttelt Maß Naivität kommt aber auch hinzu.

Das Ziel einer freien Wirtschaft ist Profitmaximierung. Und in diesem Sinne werden Menschen zu Produktionsfaktoren reduziert. Sie sind Mittel zum Zweck, aber nicht Ziel des wirtschaftlichen Strebens.

Dieses Ziel beschränkt sich auf einen kleinen Kreis, der Anteil an den Produktionsmitteln hat und den Mehrwert der Produktion abschöpft.

Ronald Reagan definiert damals die "Trickle Down Economy". Der Gedanke dahinter ist, wenn die Reichen nur reich genug sind, werden für die Armen schon genug Brosamen vom Tisch fallen. Maggie Thatcher stieß in das gleiche Horn. Diesen beiden haben wir die aktuelle Version des Raubtierkapitalismus zu verdanken.

Das die Systemauseinandersetzung weg fiel, hat diesen Prozeß enorm beschleunigt.

Erhard hat sich der Naivität hingegeben, daß der Markt es schon richten wird. Aber die Realität straft ihn Lügen.


PeVau  05.07.2013, 11:11

DH!

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Ich denke, hier fehlt ein Buchstabe. Richtig müsste es heißen:

"Umso freier die Wirtschaft, desto asozialer ist sie auch."

Das Ziel des Wirtschaftens im Kapitalismus ist größtmöglicher Gewinn und nicht größtmöglicher Nutzen für (alle) Menschen. Eine völlig freie kapitalistische Wirtschaft wird alles daran setzen, gewinnschmälernde Umstände zu beseitigen. Derartige Umstände werden nur zähneknirschend hingenommen, wenn es gar nicht anders geht.

Deshalb war die sogenannte "Soziale Marktwirtschaft" nicht der Dritte Weg, sondern eine zeitweilige Besonderheit des Kapitalismus in der Bundesrepublik vor dem Hintergrund der Systemauseinandersetzung. Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers und dem Wegfall der Systemauseinandersetzung war das "Soziale" an der Marktwirtschaft (korrekt: Kapitalismus) unnötig und wurde deshalb abgeschafft.


earnest  05.07.2013, 06:45

@Pevau:
Angesichts dieser klaren Ansage kann ich es fast verschmerzen, daß meine Antwort - in der ich den Satz Erhards als "Unfug" bezeichnet hatte - inzwischen 2x gelöscht wurde. Einschließlich eines Kommentars, in dem ein anderer User die fast "biblische" Verehrung für Erhards Thesen anmerkte.

Wenn unsere Kritik an etwas anscheinend Sakrosanktem schon der Zensur durch den Support anheim fiel, dann wundert es mich, lieber PeVau, daß Dein Klartext immer noch hier steht.

Freundliche Grüße,
earnest

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Bauingenieur  05.07.2013, 07:26
@earnest

in dem ein anderer User die fast "biblische" Verehrung für Erhards Thesen anmerkte.

Och, das ist ja süß. :-)

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Nauticus  05.07.2013, 11:19
@Bauingenieur

Ja, schuldig :-) Ich bezog mich auf meinen Schulunterricht, in dem dies traurige Wahrheit darstellt. Erhard war ein kleiner Moses, der in Steintafeln die 10 Gebote gebracht hatte... nebenbei heute Zeugnisse bei mir in Hessen, habe mir in PW eine 3+ eingehandelt für meinen Widerstand ;)

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Bauingenieur  05.07.2013, 11:33
@Nauticus

Ach Du warst das. Dann nehm ich das natürlich zurück. :-)

eine 3+ eingehandelt für meinen Widerstand

Respekt. Das nenn ich Zivilcourage.

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earnest  05.07.2013, 11:41
@Bauingenieur

Sag Deinem Lehrer einen schönen Gruß von mir. Auch einen Glückwunsch für seine "Toleranz", mit der er Dir die wahrscheinlich verdiente 1 verwehrt hat.

Mach weiter so!

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Nauticus  05.07.2013, 11:59
@earnest

Danke euch beiden! Ich will mich jetzt nicht als Märtyrer darstellen, aber so etwas ist schon ärgerlich - in der betreffenden Klausur ein freundliches "Thema verfehlt" auf die "eigenständige Meinung" bekommen... naja, wir leben in einem freien Lande.

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Die Wirklichkeit beweist das Gegenteil.

Ganz, aber ganz ganz böse ausgedrückt. Wenn man der Wirtschaft keine Reglementierungen wie Mindestlöhne, oder Frauenquoten oder sonstigen sozialen Erscheinungen gibt. Für den Laien, dazu zählt Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeitsschutz, geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und noch so ein paar andere Kleinigkeiten. Nun egal, wenn die Wirtschaftsunternehmen also von solchen unangemessenen FOrderungen befreit wären, nun dan würde sie sozial agieren.

Soziales Engagement der Wirtswchaft kennen wir wirklich aus der Vergangenheit. Als es noch keine soziale Absicherung durch Staat, erkämpft durch Gewerkschaften gab.

Betriebsläden, da konnte der Arbeiter der Firma einkaufen und auch anschreiben lassen. Die Preise waren nicht niedriger als anderswo, doch der Laden konnte die angeschriebene Summe über das Gehalt einziehen.

Die Magarethen Höhe in Essen. Eine WOhnsiedlung für Arbeiter, die auf Bestrebungen der Industriellengattin Krupp entstand, Wirklich vorbildlich durchdacht, vorrausschauend für die Zeit. Eine enorme Steigerung im Vergleich zu den üblichen Lebensbeingungen. Positiver Nebeneffekt für die WIrtschaft. Bindung der Arbeiter an den Betrieb. Die Forderung nach angemessenem Lohn ist nur zaghaft, wenn man grade in diesem "Feudalen" Arbeiterhaus wohnt. Wußten die Bewohner, wie das Leben in der Villa Krupp war.

Wirtschaft ist niemals sozial, sondern Gewinn orientiert. Also ist der Satz ein Paradoxum. Wäre die Wirtschaft orientiert am Gemeinwohl und nicht an der Maximierung von Gewinn von Begünstigten, dann wären wir ein Staat in denen diejenigen, die den wirtschaftlichen Gewinn erst einmal erarbeiten, auch ma0geblich an der Verteilung desselben für soziale und Bprgernahe Zwecke beteiligt wären. Sozial heißt nicht Gewinnausschüttung sondern Investition in die Lebenswürdigkeit aller. ich befprchte, den letzten Satz verstehen die Angesprochenen nicht.


wolfgang11  05.07.2013, 13:20

Dies ist alles richtig für die Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Da gab es noch Unternehmer. Die Arbeiter waren oft ihr ganzes Leben lang bei einer Firma. Sie waren mit der Firma verwachsen. Die Unternehmer lebten nicht schlecht. Aber sie gaben an die Angestellten ab, indem sie Werkswohnungen, Krankenhäuser etc. bauten.

Heute sind aus den Unternehmern, die damals überwiegend in Privatpersonen waren, Aktiengesellschaften geworden, in denen die Aktionäre befriedigt werden müssen. Zudem müssen Managern horrende Gehälter gezahlt werden. Reichen die Einnahmen nicht, geht man zur Bank und macht Schulden. Das hat die Banken neben den Lobbyisten zu einer 3. Macht im Staat werden lassen. Das Wachstumsdenken hat weiter zu unsozialem Denken beigetragen.

Da wäre die Politik gefragt, etwas zu verändern. Die ist aber den Lobbyisten und Bänkern hörig. Ein Teufelskreis, der nichts mehr mit der sozialen Marktwirtschaft gemeinsam hat, wie sie von dem "Mister Wirtschaftswunder" eins gedacht war.

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Unsinkable2  05.07.2013, 16:38
@wolfgang11

Ein Teufelskreis, der nichts mehr mit der sozialen Marktwirtschaft gemeinsam hat, wie sie von dem "Mister Wirtschaftswunder" eins gedacht war.

Vorsicht! Tatsächlich dachte Erhard einfach nicht so weit. Ihn interessierte schlicht das "oberflächliche Gegenmodell" zum dräuenden Sozialismus, den damals sogar die westdeutschen Sozialdemokraten forderten (und der bis heute in ihren Programmen vegetiert).

Jeder, der sich auch nur auf Grundschulniveau mit Kapital-Wirtschaft auseinander setzt, weiß, dass Kapital-Akkumulation das einzige und zugleich höchste Ziel und mithin der Motor jeder entsprechenden Wirtschaft ist. Platt ausgedrückt: "Wenn es mir Profit verspricht, dann versuche ich es."

Die logische Folge davon ist ZWANGSLÄUFIG eine entsprechende Kapitalakkumulation, die sich in immer größeren Unternehmen und schließlich in Konzernen ausdrückt.

Und auch der Lobbyismus war Erhard nicht fremd, denn ihn gab es zu allen Zeiten - auch er selbst steckte mittendrin.


Erhard hat also nicht "nicht intendiert", sondern "bewusst ignoriert"; wohl wissend, dass die Probleme erst nach seinem Tod eintreten würden.


Im Übrigen ist "Mister Wirtschaftswunder" ein, wie earnest und Nauticus bereits feststellten, rein religiös intendierter Ausdruck. Mit dem gleichen Recht könnte man Frau Merkel zur "Miss Wirtschaft" erklären, schafft sie es doch mit bewundernswerter Kontinuität, die Krise gegen alle Widerstände auch nach Jahren nicht zu beenden.

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