Tonmeister-Studium zeitgemäß und sinnvoll?

7 Antworten

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Hola, ich habe seinerzeit auch mein Diplom als Tontechniker an der SAE absolviert und muß im nachhinein sagen, das Geld war zum Fenster rausgeschmissen. Zwar arbeite ich seitdem als Tontechniker, aber was ich gelernt habe, mußte ich mir in jahrelanger Praxis aneignen. Die SAE vermittelt nicht viel mehr, als es ein gutes Buch auch getan hätte.

Was den Markt betrifft, muß ich deine Befürchtung bestätigen, der ist nämlich ordentlich überfüllt. Hätte ich keinen eigenen PA-Verleih, käme ich nicht über die Runden. Selbst meine Studioarbeit ist eher ein teures Hobby, als ein Broterwerb.

Kleines Beispiel; Vor ein paar Monaten bekam ich eine Anfrage eines Berliner Labels, die die Produktion mehrerer Kammermusik-CDs umfasste. Man sagte mir es gäbe schon einen Stammtechniker, der aber auf Dauer zu teuer sei, weswegen man nach einem anderen Ausschau hielte. Nun ist mir über dubiose Wege eine Rechnung des Kollegen in die Finger Geraten; 280,- Tagessatz incl. Equipment und Studio! Und das ist ein hochqualifizierter Tonmeister, kein "Rock`n'Roll Mischer". Ich habe seine Arbeiten gehört, absolut amtlich.

Soviel zur Marktlage. Und seitdem das Arbeitsamt in üblich weltfremder Manier mit teuren Ausbildungsplätzen an der SAE um sich wirft, wird es immer hässlicher. in Leipzig verdient im Livebetrieb ein Rigger (Traversenbauer, Lampenaufhänger, Ausbildung braucht ein paar Tage, soweit ich weiß) inzwischen mehr, als ein Tontechniker.

Viel Glück, wenn du´s trotzdem versuchst, is ja auch ne herrliche Arbeit. Aber Finanziell stehen die Chancen sehr schlecht.


IQFreak 
Beitragsersteller
 26.10.2010, 15:56

Hallo AllMighty666,

vielen Dank für die informative Einsicht in Dein Berufsbild.

Darf ich demzufolge daraus schließen, dass es eigentlich schier egal ist, ob man eine Ausbildung zum Tontechniker, Audioproduzenten oder Tonmeister (inkl. Notenkenntnisse) hat, um am Markt an Jobs heran zu kommen, da man letztendlich ohnehin von potentiellen Auftraggebern gehaltsmäßig "gedrückt" wird?

Zählen prinzipiell nicht letztendlich vorzeigbare Referenzen aus der Praxis mehr als irgendwelche Zertifikate und Diplome sündhaft teurer und ominöser Institutionen? Haben es doch nicht auch schon viele in der Musikbranche ohne jegliches Aufsuchen solcher Schulen geschafft! Und da "Tonmeister" ohnehin keine geschützte Berufsbezeichnung ist, kann sich quasi doch jeder Audiofreak, der Apple Logic + Pro Tools vernünftig produktiv bedienen kann und damit produktiv ist, nennen!? Schließlich interessieren sich die A&R's renommierter Labels letztendlich nur für die Qualität der eingesandten Demos und fragen nicht nach dem persönlichen Qualifikationen!?

Ich bin im Übrigen auch der Meinung, dass die ARGE zunächst einmal die Marktlage und offene Stellenangebote prüfen sollte, bevor sie willkürlich Gutscheine an SAE & Co. verteilt. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt in meiner Region weist zumindest gegenwärtig keinerlei Stellen auf, dass Unternehmen händeringend nach Tonechniker suchen. Und nach seiner Ausbildung gelegentlich nur freiberuflich tätig zu sein, birgt sicher doch auch irgendwie gehaltstechnisch ein nicht minderwertes Risiko!?

MfG

AlMighty666  26.10.2010, 16:21
@IQFreak

Hallo nochmal, jein, ich meine, das sind schon komplett andere Berufsfelder, allerdings sind alle 3 überlaufen. Am ehesten punkten kann man noch als Tonmeister, denn da trauen sich die ganzen "halbgaren" ncht wirklich ran, bzw. wird hier ein fachlicher Mangel sehr schnell offenbar. Aber, wie gesagt, selbst hier wird gedumpt.

Live sieht es am schlimmsten aus, da hier fast ausschließlich der Preis entscheidet. Man sagt sich, das Publikum merkt doch eh nicht, daß der Mann hinterm Pult nichts kann, also warum das doppelte zahlen.

Sicher zählen die Referenzen mehr, als ein Schein. Ich kenne auch einige sehr gute Tontechniker, die nie eine Schule besucht haben. Mein Diplom hat noch keinen anderen Zweck erfüllt, als gut auf der Visitenkarte auszusehen. Allerdings ist er dann von Belang, wenn man es (z.B. beim Radio) mit Leuten zu tun hat, die fachlich gar nicht die Kompetenzen besitzen, dein Können einzuschätzen.

Was die ARGE betrifft; daß ein Tontechniker eine Festanstellung bekommt, ist ein seltenes Glück. Das weiß jeder, nur eben die ARGE nicht.

Lernen ist immer gut! Versuche öffentliche Bildungsstätten zu finden, die nicht auf Dein Geld aussind. Dass man keine Chance mit dem gewählten Beruf hat, hat man in den 70ern u.a. Lehrern gesagt. Für Dich als Musiker kann ein tieferes Verständnis der Technik nicht schaden.

Schnapp Dir ein Uni, Tu, Theaterwissenschaft)Vorlesungsverzeichnis und schau ob darin etwas angeboten wird, das Dir nützen könnte.

Habe selber die SAE gemacht. Danach habe ich ein Praktikum in dem wahrscheinlichen größten Studio in Hamburg angefangen. Bin mittlerweile fest in diesem Studio angestellt und sehe immer wieder wie wenige aus meinem Studium überhaupt etwas gefunden haben. Ich denke, dass der Markt ziemlich gesättigt ist und ich nur Glück hatte.

Solltest du so etwas ernsthaft anstreben, dann behalte lieber dein Geld bei dir und wirf es nicht irgendwelchen Instituten in den Rachen die dir das große Los versprechen.


IQFreak 
Beitragsersteller
 26.10.2010, 16:00

Hallo Taliq, danke für Deine Meinung! Stimme Dir da voll und ganz zu! Dir dennoch weiterhin frohes Schaffen! :) MfG

Ein richtiges Tonmeisterstudium bedeutet, dass Du auch alles lernst, was für die Aufnahme eines Sinfonieorchesters nötig ist, auch Partiturlesen. So lernst Du dann auch vieles, was für Aufnahmen von Rockbands oder Produzieren von Radio Jingles nicht relevant ist. SAE ist in der Tat umstritten.

solltest nicht etwas studieren, was du dir grad so vorstellst., oder weil dich darin verliebt hast. denke an deine zukunft, du arbeitest im idealfall mehrere jahrzehnte bis zur rente in dem beruf. schau auf deine stärken, interessen, qualifikationen, qualitäten, wa sdir liegt, was dir freude machen könnte für weitere berufsleben. schau auch auf die berufsaussichten und behalte den wandel der arbeitswelt im kopf, man muss flexibler werden, weiterbilden. ich weiß nicht, welcje perspektiven ein tonmeister haben, siche rein begrenztes feld, die branche ist überschaubar, bist dann sehr festgelegt, hast kaum alternativen.