Tod - passende Worte für den Brief finden

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Entschuldige, aber das ist alles zu offen geblieben, um Dir einen konkreten Rat geben zu können.

Weshalb kommst Du auf die Idee, Deinem Vater einen Brief zu schreiben? Bist Du ausgewandert? Oder wohnst Du sonst weit entfernt, um halt nicht mal eben hinfahren zu können? Oder bist Du eigentlich zerstritten mit Deinem Vater? Fürchtest Du Dich vielleicht dann vor Selbstvorwürfen, dass man sich so wortlos und in Missverständnissen nicht einmal voneinander getrennt hat, sondern ergebnislos getrennt wurde?

Erstens: Da ich eine gewisse Distanz, die Du nicht erläutert hast, in Deiner Frage entdecke (und hoffe, dass ich nicht falsch liege), rate ich Dir zu einem Brief. Ein Brief kann unter bestimmten Vorzeichen mehr sein, als ein Besuch, der vielleicht Worte durch die Belastung erstickt, der vielleicht Handlungsweisen erzwingt, die Du eigentlich gar nicht erbringen kannst (und unter denen Du leiden müsstest!). Du musst kein OPFER bringen nur für den Seelenfrieden Deines Vaters, wenn es Dich zu tief schneidet und zerfrisst!

Zweitens: Sollte eine Vorbelastung zwischen Euch herrschen, so schreibe ihm ruhig von dem, was Dich quält, wenn er nun bald geht, ohne dass es eine echte Versöhnung zwischen Euch gegeben hat - oder was Dich quält, falls Euch einfach räumlich zu viel trennt! Warte nicht so lange mit dem Brief, bis es zu spät ist, dass er ihn noch lesen oder dass er ihn noch wenigstens vorgelesen bekommen könnte. Falls es Grund zu Vorwürfen gäbe, so wähle Deine Worte so, dass VORWÜRFE ausbleiben. Dennoch darfst Du von DEINEM Schmerz und von DEINER Qual schreiben. Das darf er dann ruhig wissen und damit darf er sich auch ruhig in Ansehung seines Todes auseinander setzen.

Der Tod ist ein Teil des Lebens und verdient deshalb nicht die Abschirmung des betreffenden durch eine Käseglocke der vorgegaukelten Glückseligkeit! Sondern auch ein solcher Mensch und GERADE ein solcher Mensch will als Mensch ernst genommen werden. Und wenn er vielleicht ein Leben lang einen Grund hatte (und sei es nur aus seiner Sicht, weil andere das stets anders gesehen haben mögen!), sich ausgegrenzt zu fühlen durch Unverständnis... Dann aber nötigenfalls in der Stunde des Todes noch einmal die Erfahrung schenken, den anderen ernst genommen zu haben! Das darf es doch wohl sein!!!

Trost musst Du nicht aussprechen, sondern wohl eher Deine Gedanken zu seiner Situation. Wie stellst Du Dir seine Qual vor - in Ansehung des Todes. Schreibe es ruhig. Und wenn Dich die Gedanken daran quälen: Schreibe es ruhig. Mehr Anteilnahme geht gar nicht!!!

Und die Frage, wie es geht, ist keineswegs unpassend. Motiviere ihn ruhig, Dich anzurufen oder ebenfalls Dir wiederum zu schreiben. Vielleicht zu schreiben von Tagen, an denen er in einer Verfassung sei, dass er nicht glauben könne, dass er sterben müsse - und andere Tage, in denen er den Tod schon geradezu herbei sehne, weil ihm Leben und Körper nur noch Qual sind. Genau DAS gehört dazu, den Menschen in seiner Lebenssituation ERNST zu nehmen!!!

So viel nur, denn wie oben geschrieben: Zu vieles ist uns unbekannt und bleibt in Deiner Frage offen, um näher darauf eingehen zu können.

Brief schreiben ist in solchen Momenten nicht angebracht. Wichtiger ist das Dasein, in der Nähe der bald sterbenden Person zu sein, ihm die Hand halten, ihm sagen, dass Du immer für ihn da bist und immer an ihn denkst, ihm evt. auch noch zärtlich über das Gesicht streichst. Das bringt der sterbenden Person viel mehr als ein geschriebener Brief. Hauptsache, Du bist da. Es ist zwar nicht einfach für Dich, aber wirklich das "Beste".

Ich nehme mal an, dass Du Deinen Vater wirklich magst -

ich kann Dir nur schreiben, was mir spontan durch den Kopf ging.

Schreibe ihm an was Du Dich erinnerst, als er dabei war ob er Dich mal getröstet hat wann er mal ganz schrecklich mit Dir geschimpft hat.... dass Du Dir keinen besseren Vater hättest wünschen können,

dass Du ihm dankst, dass er so geduldig, wenn auch evtl. manchmal streng .... oder halt seine Eigenschaften war

dass du ihn gern hast dass du - auch wenn er mal nicht mehr leben wird (da musst Du Deine Worte nehmen, kannst auch schreiben wenn er im Himmel ist, oder wenn er bei den Engeln ist... das kommt auf Euren Glauben und Eure Vorstellung an) dass Du in Gedanken bei ihm sein wirst du kannst ihn auch bitten, dass wenn er mal nicht mehr lebt, dass er als Schutzengel auf Dich aufpassen soll

ich glaube, da fällt Dir unglaublich viel ein, wenn du nur nicht verkrampfst und gezwungen etwas schreibst - denn dann lass es besser.

Wenn Du wirklich mal in Dich gehst und Dir selber die Frage beantwortest, was war / ist mein Paps eigentlich für mich, dann findest Du ganz automatisch die richtigen Worte, egal wie gut sie klingen, es ist ja ein persönlicher Brief!

Hat Dir das etwas geholfen???

Wenn aufgrund bestimmter Vorzeichen Dein Vater bald sterben wird, würde ich Dir davon abraten, ihm einen Brief zu schreiben, egal, was darin steht.

Denn ein Brief an einen bald Sterbenden bedeutet einen "Abschiedsbrief" im umgekehrten Sinne; eher kommt es vor, dass Menschen in der Gewissheit eines baldigen Todes einen Abschiedsbrief an die Hinterbliebenen schreiben.

Mein Tipp:

Finde passende und feinfühlende Worte für Deinen Vater in dieser schwierigen Situation. Überfordere ihn nicht und mache ihm auf keinen Fall irgendwelche Vorwürfe. Übertreibe auch nichts, sondern finde sanfte Worte, die Deinem Vater gut tun.

Ich bin zuversichtlich, dass Dir das gelingen wird.

Du schreibst Deinem Vater, der bald sterben muss. Warum besuchst Du ihn nicht. Zeig ihm, dass Du da bist. Was soll er mit einem Fetzen Papier?