Tipps gegen Stottern?

3 Antworten

"Der Graf" ( Unheilig) hat das Stottern über das Singen und die Arbeit in der Öffentlichkeit weg bekommen. Vielleicht ist sine Biografie hilfreich zu lesen?

Ich kenne auch jemand anderenn nicht berühmten, der kaum einen Satz zuende rechen kann. Aber beim Singen stottert er nie.

Vielleicht wäre eine Art melodisches Sprechen eine Möglichkeit?


BVSS - Stottern & Selbsthilfe  06.04.2017, 10:07

Zum Thema "Singen" noch die Anmerkung, dass niemand beim Singen stottert. Das liegt daran, dass beim Singen die Gehirnareale anders miteinander "arbeiten" als beim Sprechen. Es gab mal einen tollen TV-Beitrag dazu, bei dem dies mittels MRT-Aufnahmen verdeutlicht wurde. Leider ist der online nicht mehr verfügbar (war aus der Sendung Galileo).

"Der Graf" hat sein Stottern übrigens nicht in dem Sinne "weg bekommen". Er hat durch seine künstlerische Tätigkeit einen anderen Umgang damit erlernt und eine andere Haltung seinem Stottern gegenüber eingenommen. Inzwischen ist sein Stottern (zumindest in der Öffentlichkeit, privat weiß man es natürlich nicht) meist kaum hörbar, für die meisten Menschen sogar gar nicht. So entsteht der Eindruck von "weg".

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob "weg" denn immer die Lösung sein muss... Wichtig ist, dass man seinen persönlichen Weg mit Stottern findet - ohne sich deswegen selbst auszugrenzen, ohne von anderen deswegen benachteiligt zu werden. Das ist auf jeden Fall immer ein gutes Stück Arbeit, aber es lohnt sich und, vor allem, ist es machbar, auch im Erwachsenenalter. Und in diesem Sinne hat sich "Der Graf" wohl tatsächlich davon "befreit".

Wer Infos und Beratung sucht, für den sind wir natürlich gerne da: www.bvss.de (Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.)

Alles Gute!

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Ich kenne ein paar Stotterer denen es sehr hilft zu singen. Da stottern sie gar nicht. Ist anfangs auch etwas komisch, wenn man alles was man zu sagen hat dahersingt, aber mit der Zeit verschwindet das Stottern weitestgehend.


bruderewald 
Beitragsersteller
 15.09.2016, 23:23

Naja ich singe in der Freizeit in einem Gesangsverein. Während dem Singen stottere ich nicht aber unmittelbar danach in Gesprächen schon

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anja199003  15.09.2016, 23:28
@bruderewald

genau das meine ich. Du solltest alle Gespräche singen. Nicht für ewig, aber so gewöhnt sich Dein Hirn das Stottern ab. Fang vielleicht in der Familie an.

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BVSS - Stottern & Selbsthilfe  16.09.2016, 11:59
@bruderewald

Hm, wir kennen, wie "starkea", auch keinen einzigen Stotternden, der singt, was er sagen will bzw. sein Stottern damit angegangen ist. Wir sind seit fast 40 Jahren aktiv, haben gut 1.500 Mitglieder und täglich Kontakt mit stotternden Menschen (ob Mitglied oder nicht).

Übrigens muss tatsächlich niemand Stottern beim Singen. Das liegt daran, dass Singen und Sprechen durch ganz unterschiedliche Vorgänge im Gehirn gesteuert werden.

Sicher kann es aber gut tun, beim Singen mal "los zu lassen". Singen soll ja auch einfach happy machen. Daher ist es generell schön, "bruderewald", dass du in einem Chor mitsingst.

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anja199003  16.09.2016, 12:10
@BVSS - Stottern & Selbsthilfe

Hier wurde doch nach Ansätzen gegen das Stottern gefragt. Dass Du hier als Verein und damit Mitglieder einer Gemeinschaft, bei denen Ansätze gegen Stottern nicht gegriffen haben eben diese Ansätze negierst ist für den, der unter Stottern leidet, schon demoralisierend. Schlussfolgernd würde ich sagen: Wenn Du Wege gegen das Stottern suchst, dann ist ein Verein von Stotterern nicht der, der Dich irgendwie voran bringt. 

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BVSS - Stottern & Selbsthilfe  16.09.2016, 12:22
@anja199003

Hallo Anja199003, bitte entschuldige. Wir wollten dienen Vorschlag nicht negieren und dich auch nicht kränken.

Wir wolten einfach, ebenso wie du, unsere Erfahrungswerte weiter geben und anderen auf ihrem Weg zu helfen. Dazu gehört eine Meinungsvielfalt. Und, wir kennen einfach tatsächlich niemanden, der das tut  (singen) und das finden wir eben erstaunlich bei unserem Background.

Deine Schlussfolgerung können wir nicht nachvollziehen.

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Andreas Starke  16.09.2016, 14:07
@anja199003

Vorsicht, Vorsicht, liebe Anja. Eine Gemeinschaft (von Menschen), bei denen Ansätze gegen Stottern nicht gegriffen haben? Die BVSS? Nun ja, die sicher nicht. Ich bin einer der Gründer der BVSS und habe das Wohl und Wehe des Vereins immer im Auge gehabt. Nicht alles hat mir zu allen Zeiten gefallen, aber dass die BVSS wirksame Therapiekonzepte nicht empfohlen hat ("negiert", wie Du schreibst), konnte man der BVSS noch nie vorwerfen, sondern eher, dass Sie vor sehr fragwürdigen Geschäftemachern (Del Ferro, Greifenhofer) nicht klar genug gewarnt hat. Die strikte Neutralität in allen Fragen zur Therapie war immer einer der Grundsätze der BVSS, bei der man es für meinen Geschmack manchmal übertrieben hat. Nur musst Du auch folgende Fakten akzeptieren:

  • Es gibt weltweit kein Therapieverfahren, dass in mehr als extrem wenigen Fällen Stotterer im Jugendlichen- und Erwachsenenalter im engeren Sinne heilen kann (Stottern weg beim spontanen Sprechen in allen Sprechsituationen ohne Hilfsmittel wie die Konzentration auf eine bestimmte Sprechweise, z.B. Singen). Es bleibt also mit großer Wahrscheinlichkeit ein gewisses Reststottern, wenige kurze Stotterereignisse. Das ist nicht bei allen Mitgliedern so, bei einigen haben die Therapiemethoden sicher nicht wie beabsichtigt gegriffen, aber das Gesamtbild ist bunt. Der Schweregrad des Stotterns ist unterschiedlich, und der Fortschritt und die Motivation auch.
  • Es gibt weltweit kein namhaftes Therapieverfahren, dass von Übungen in gesungener Sprechweise vermittelt und davon ausgeht, dass ein Mensch, der stottert, auf diese Weise lernen kann, ohne Stottern zu sprechen. In der BVSS hat lange Zeit eine Methode nach Oskar Hausdörfer eine wichtige Rolle gespielt. Hausdörfer gibt davon aus, dass es wichtig ist, dass der Stotterer auf seine Stimme achtet und nicht so sehr auf seine Artikulation (Stimme willkürlich / Artikulation automatisch). Das geht besonders gut, wenn man mit "großem Stimmvolumen" (guter Lautstärke und Resonanz) spricht. Dabei entsteht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Singen, dort heißt das "Tönen". Also: Keine Therapiefeindlichkeit in der BVSS.
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Warst auch mal bei einem Neurologen/Psychiater diesbezüglich?

Kennst du die Ursache für dein Stottern?


bruderewald 
Beitragsersteller
 15.09.2016, 23:24

Nein ich war bis jetzt noch nicht beim Psychater/Neurologen.
Habe aber bisher auch nicht daran gedacht, dass das etwas helfen können

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piobar  15.09.2016, 23:59

Nun, dass Stottern hat einen Ursprung bzw. eine Ursache. Es ist sehr wichtig herauszufinden weswegen du erst seit zehn Jahren stotterst. Ist das ein Neurologisches Problem, dass dein Sprachzentrum durch irgend etwas angegriffen wurde oder gar eine Schädigung der Nervenbahnen. Ich kenne einen Stotterer der jedoch mit dem Stottern angefangen hat als er massiv Drogen zu sich nahm und diese bleibende Schäden im Sprachzentrum verursacht haben. Suche einen Neurologen der zugleich ein Psychiater ist auf und lasse dich von ihm beraten und Untersuchung lassen.

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Andreas Starke  16.09.2016, 12:38
@piobar

Es ist eine weitverbreitete Legende, dass man zu jeder gesundheitlichen Beeinträchtigung die Ursache kennen muss, um sie behandeln zu können. Das ist nicht der Fall. Extreme Beispiele können das illustrieren: Die Ursache für eine Infektion mit Syphilis ist in den meisten Fällen der Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner. Die Kenntnis davon ist für die Therapie nicht erforderlich. Sie besteht in der Gabe eines Antibiotikums, meist Penecillin. Das ist keine "ursächliche", sondern eine "sympomatische" Therapie, bei der es auf die Ursache nicht ankommt. Dennoch ist die Ursache wichtig, nicht als "auslösende Ursache", sondern als "aufrechterhaltende Ursache". Die Syphilis wird nämlich nicht geheilt werden, wenn der Kranke den Geschlechtsvekehr mit dem infizierten Partner fortsetzt.

Was lehrt uns das bezüglich des Stotterns? Der späte Beginn des Stottern, hier mit 8 Jahren, könnte den Verdacht begründen, dass hier eine neurologische Grundstörung vorhanden ist. Dann handelte es sich bei dem Fragesteller um sog. "neurogenes Stottern". Allerdings ist der Beginn mit 8 Jahren nicht so ungewöhnlich, dass eine neurologische Untersuchung zwingend wäre.

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piobar  16.09.2016, 12:43

Zwingend ist es nicht jedoch kann die Untersuchung aufklären. Auch wenn die Ursache bekannt ist, jedoch kein Heilmittel existiert, dann weiß wenigstens der Betroffene das Warum... Ein Warum kann oft Seelenheil bescheren. Der Fragesteller bat auch um hilfreiche Tipps, da er sein Stottern los werden möchte. Das bedeutet auch eine neurologische Untersuchung, wie ich vorgeschlagen habe...

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