Studienwahl? Was sollte ich beachten?
Hallo alle zusammen!
Ich versuche momentan herauszufinden was ich studieren sollte. Ich habe mein Abitur mit Note 1,2 und den Leistungskursen Mathe und Englisch bestanden, also erfülle ich die Vorraussetzungen für die meisten Studiengänge.
Bisher überlege ich ob ich etwas wissenschaftliches studieren möchte, etwa Biotechnologie oder so. Allerdings habe ich Physik in der Oberstufe abgewählt und weiß nicht ob ich die Veranlagung für so etwas habe. Ich habe zwar in relevanten Fächern immer gute bis sehr gute Noten gehabt, aber ich denke nicht, dass das besonders repräsentativ ist.
Ich glaube meine Fähigkeiten sind eher im schriftlichen Bereich, aber das interessiert mich nicht so wirklich und es ist mir wichtig, nach dem Studium gute Berufs- und Gehaltschancen zu haben.
Ich habe jetzt einen Online Physik Kurs angefangen um ein besseres Gefühl dafür zu kriegen. Gibt es noch etwas was ich machen kann, um eine Entscheidung treffen zu können? Gibt es Kriterien die man erfüllen sollte, um so ein Studium zu machen? Oder kann man es auch ohne allzu viel Talent schaffen wenn man genug lernt?
2 Antworten
Was sollte ich beachten?
Alleroberste Priorität: Suche dir etwas, das du wirklich machen willst. Gerade im naturwissenschaftlichen Bereich musst du eher regelmäßig mit "warum tue ich mir das an"-Zeiten rechnen und darüber kommt man ohne eine solide Motivation nicht hinweg.
Es ist im naturwissenschaftlichen Bereich üblich, erstmal Studenten gesammelt ohne große Vorauswahl zuzulassen und dann wird in den ersten beiden Semestern gesiebt. Also bewusst schwere Klausuren geschrieben, bewusst Laborpraktika mit hohem Arbeitsaufwand gefordert... damit sich jeder nochmal überlegt, ob er dieses Fach wirklich studieren will. Heißt: Du merkst es, wenn's nichts für dich ist.
Allerdings habe ich Physik in der Oberstufe abgewählt und weiß nicht ob ich die Veranlagung für so etwas habe.
Wenn du im Bereich Biotechnologie/Biochemie unterwegs bist, stehen die Chancen ganz gut dass kaum "klassische" Physik gefordert wird.
Und wenn, dann kann man's nachlernen. Studieren bedeutet, selbst zu lernen und deshalb habe ich ganz oben auf das Thema Motivation hingewiesen: Es braucht den Willen, sich notfalls hinzusetzen und Stoff zu lernen den man nicht lernen will, weil man ihn nunmal braucht.
Schaue dir die Studienpläne und Modulhandbücher an! Kompliziert wird es, wenn darin sowas wie Quantenmechanik oder Quantenchemie auftaucht. Was da dann an Formeln und Rechnungen vorkommt, fühlt sich dann eher nach angewandter Mathematik an. Betrifft aber bei Studiengängen mit "Bio-" eher dann das Masterstudium.
Ich sag's mal so: Ich habe nen Master in Biotechnischer Chemie gemacht, nachdem ich Biologie in der Oberstufe gemacht habe ;) Also ein abgewähltes Fach in der Oberstufe ist kein Ausschlusskriterium.
Oder kann man es auch ohne allzu viel Talent schaffen wenn man genug lernt?
Ich halte allgemein wenig von diesem Gerede, man habe ein Talent hierfür oder dafür. Man hat Präferenzen, fühlt sich emotional eher zu solchen Themen hingezogen und lehnt andere Themen eher ab, gibt hier und da ggf. gerne auf ohne es je richtig versucht zu haben.
Ich glaube meine Fähigkeiten sind eher im schriftlichen Bereich
Kein Problem! Naturwissenschaft ist theoretische Arbeit. Man steht nur vielleicht zwischendurch mal ein paar Stunden im Labor.
es ist mir wichtig, nach dem Studium gute Berufs- und Gehaltschancen zu haben.
Das ist im Bereich der Biotechnologie schwierig! Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Mag sein, dass es zum Selbstläufer wird wenn man mal irgendwo drin ist und ein paar Jahre Berufspraxis hat, aber als frischgebackener Absolvent ist die Jobsuche ziemlich... ernüchternd.
Deshalb solltest du dir ganz von vornherein darüber im Klaren sein: In der Naturwissenschaft ist der Masterabschluss das absolute Minimum. Mit Bachelorabschluss taugst du um den Müll rauszubringen, mit Masterabschluss kannst du Arbeiten im Auftrag erledigen und wenn du irgendwelche eigenen Projekte haben willst, musst du promoviert haben.
Mit "richtiger" Chemie sind die Chancen besser. Also ohne große Ausflüge in die Biologie, dafür tiefer in die Details der organischen und metallorganischen Chemie.
Und im Bereich von Consulting und Unternehmensberatung werden Mathematiker gesucht. Das Dumme daran ist: Keiner kann dir garantieren, dass das in 6 Jahren immer noch der Fall ist.
In Themen, die man quasi nur als Mittel zum Zweck lernt, also weil halt irgendwer diese Modul ins Studienprogramm geschrieben hat und man es daher nunmal machen muss, ist eigentlich völlig egal wie man die Modulprüfung besteht. Ich habe z.B. meine Modulprüfung in Quantenchemie bestanden, ohne dass mir die ganzen Formeln irgendwas gesagt hätten. Ich hatte die Formeln auswendig gelernt, wusste welche Formel zu welchem Stichwort gehört und als in der Prüfung ein Stichwort gefallen ist, habe ich die entsprechende Formel an die Tafel gekreidet. Damit war der Prof. zufrieden, gab mir ne 3 und eine Stunde später hatte ich schon alles wieder vergessen.
Ok, das ist gut zu wissen. Danke dafür. Ich hätte noch eine weitere Frage: du meintest, dass das Studium teilweise sehr schleppend und eher eine Qual als alles andere ist. Würdest du sagen, dass das auch im Beruf so bleibt? Wie waren da so deine Erfahrung, wenn ich fragen darf? Ich kann mich durch ein paar Jahre durchzwingen wenn das dafür gute Berufe ermöglicht, aber wenn das nicht der Fall ist suche ich mir lieber etwas anderes.
Tja, was das Berufliche angeht, hänge ich leider noch hier:
Mag sein, dass es zum Selbstläufer wird wenn man mal irgendwo drin ist und ein paar Jahre Berufspraxis hat, aber als frischgebackener Absolvent ist die Jobsuche ziemlich... ernüchternd.
Ich bin noch bei der Jobsuche. Wobei es zugegebenermaßen die letzten beiden Monate eher an meiner Resignation gescheitert ist.
Ehrlicherweise kommt es nicht unbedingt darauf an, worin du in der Schule gut warst, denn das Studium ist ohnehin noch mal ein ganz anderes Level! Wähle das Studium daher aufgrund deiner Vorlieben und Interessen - der Rest ergibt sich meist von selbst. Ich würde dir ansonsten auch Schnuppertage empfehlen, fahr doch einfach mal zu deiner nächstgelegenen Uni und tausch dich mit den dortigen Studierenden der Fachrichtung aus! Unüblich, ABER SINNVOLL! ;-)
Schnuppertag wird der schwierig. Ich mache gerade ein Gap-year im Ausland und komme nicht vor dem Ende der Anmeldefrist zurück.
Danke für das Feedback! Du meintest das Biotechnologie eher schwierige Jobmöglichkeiten hat. Gibt es ähnliche Fächer bei denen das besser ist? Natürlich mit Masterabschluss. Weißt du da etwas?
Mit Talent meinte ich eher ein instinktuelles Verständnis und analytische Fähigkeiten. Ich konnte zwar Anleitungen befolgen und kam meistens zur richtigen Lösung, aber ich war eher nicht diejenige die es ausreichend verstanden hat, um eigene Lösungswege zu finden. Ich weiß aber nicht ob das war weil ich es nicht versucht habe. Meinst du dennoch das ich es schaffen kann?