Streit vor dem Tod des Vaters
Hallo, vor ca. 5 Monaten ist meine Mutter relativ plötzlich nach kurzer, schwerer Krankheit mit 74 verstorben. Sie hat bis dahin meinen pflegebdürftigen 78jährigen Vater versorgt, den ich als berufstätiger Single dann in ein Heim geben musste. Eigentlich habe ich ihn zweimal unter der Woche und samstags/sonntags besucht, und wir hatten ein recht gutes Verhältnis zueinander. Als es mit ihm vor ca. 4 Wochen etwas bergab ging, habe ich ihn sogar täglich besucht. Letzten Freitag nahm er, als ich ihm zum Abschied die Hand gab, plötzlich meine Hand in seine beiden Hände und drückte sie - ich fing dann an zu weinen und sagte ihm, er solle mir nicht auch noch Sorgen machen. Als ich ich ihn dann am Samstag besuchte, war er sehr aggressiv, redete von "fifty-fifty" und machte eine Handbewegung, als wenn er jemanden erwürgen wolle. Als eine Pflegerin nach ihm gucken wollte, hat er sie nicht an sich rangelassen und versuchte sogar, nach ihr zu schlagen. Ich erfuhr dann, dass er dass Essen verweigert hatte und man ihn ins Krankenhaus einliefern lassen wollte. Ich haben dann noch auf ihn eingeredet, er solle sich doch helfen lassen, aber er reagierte immer nur aggressiv, z.B. wenn er nicht essen wolle, würde man ihm letztlich eine Magensonde legen, was er mit "Ja und? Fifty-Fifty!" beantwortete. Ich habe ihm dann gesagt, ich lasse mich nicht anmachen, wir wollen Dir doch nur helfen und bin gegangen. Ich war nachmittags/abends bei Bekannten eingeladen, und Sonntag Morgen klingelte das Telefon man teilte mir mit, dass mein Vater im Krankenhaus verstorben sei - ich mache mir jetzt grosse Vorwürfe, gegangen und nicht dageblieben zu sein. Wie seht ihr das?
14 Antworten
Naja, dir jetzt zu sagen, das 'alles in Ordnung sei' - wäre gelogen. Egal wie der Vater ist, solltet ihr ein gutes Verhältnis gehabt haben und es war abzusehen, dass er stirbt, finde ich das schon nicht gut. Schließlich war es Wochenende. Man hätte schon die letzten Stunden mit ihm verbringen können.
Letztlich bin ich davon ausgegeangen, dass er im KH überwacht wird und ihm da nichts passiert - eigentlich wollte ich ihn dann am Sonntag morgens besuchen, nur da kam schon der Anruf. Dass er stirbt, damit habe ich nicht gerechnet.
Danke für den Zusatz PeeWee. Mein Beileid übrigens. Ich wollte dir damit kein schlechtes Gewissen einreden, wie von einigen hier scheinbar angenommen wird. Du batest nach unserer 'Meinung' und das ist sie. Ich habe russisches Blut und ich sehe das eben ein bisschen anders. Ich hätte auch Tag und Nacht am Bett meiner Eltern gewacht. Das ist alles. Ich wünsche dir alles, alles Gute.
Aber was mit 50:50 gemeint ist, weißt du, oder?
Nein, weiss ich nicht, habe ich nicht verstanden - kannst Du mir da weiterhelfen?
Hop oder Top
Entweder ich überlebe es oder ich sterbe.
Ich denke auch, dass er schon abgeschlossen, und einfach keine Lust mehr hatte zu leben. Für einen einstmals aktiven Menschen ist Bettlägerigkeit die reine Folter!
Außerdem ist sterben zu wollen, in unserem Land leider nicht gesellschaftsfähig. Dann noch die die man zurücklassen wird und die einen nicht gehen lassen wollen...
Das denke ich nicht - meine Mutter hatte etwas gespart, aber ich musste ja noch selbst für den Heimaufenthalt aufkommen. Und auf mein Erbe meiner Grosseltern, ein kleines Mietshaus, hatte er als Schwiegerson eh keine Ansprüche. Meine Mutter hatte gegenüber meine Grosseltern Wert darauf gelegt, dass nicht sie, sonder ich es bekomme.
Im Heim hätte ihm das Geld ja eh nichts genützt.
Ich denke er meint, dass er das Erbe deiner Mutter will. Halt 50:50 zwischen ihm und dir.
Mach dir keine Vorwürfe,dein Vater hätte dich ganicht mehr war genommen,nicht gemerkt das du da bist.Sterbende sind mit ihren Gedanken woanders ,ich kenne das meine Mutter war nur am Schlafen-sie hatte Darmkrebs und starb nach vier Jahren Chemo.Meine Schwestern und ich haben mit ihr gesprochen ,sie war ganz woanders mit dem Gedanken.Sie hörte uns nicht.
Ich bin der Meinung sie hat euch sicherlich gehört,wenn sie auch nicht mehr antworten konnte!
Kann ich gut verstehen, dass wenn man im unreinen auseinander gegangen ist und sich jetzt nicht mehr aussprechen kann, das dann das schlechte Gewissen einen plagt.
Aber ich glaube dein Vater war nach deinen Schilderungen etwas verwirrt und kein Aussenstehender hat das Recht dir Vorwürfe zu machen.
Du solltest versuchen Frieden zu schließen, vor allem mit dir selbst, denn du hast dein Möglichstes getan und keiner hat zu der Zeit gefragt ob du das alles schaffst und stemmen kannst.
Es wurde von dir verlangt.
Sieh es gibt viele Menschen die im Zorn auseinander gehen und die sich nicht aussprechen können weil das Verständnis fehlt, ohne zu wissen ob sie noch mal die Möglichkeit haben Hürden zu ebnen
Ich hab in einer Trauer Anzeige einmal einen Satz gelesen der mich sehr berührt hat.
"Es kann vor Abend schnell anders werden, als es am frühen Morgen war".
Vielleicht hilft es dir ein wenig das man dem unausweichlichen nicht aus dem Wege gehen kann und wir alle irgendwann einmal damit konfrontiert werden.
Zuerst einmal möchte ich dir mein Beleid aussprechen zum Tode deiner Eltern innerhalb so kurzer Zeit.Das ist nicht einfach.
Kann es sein,dass dein Vater den Verlust seiner Frau und dann noch die Unterbringung in ein Heim nicht verkraftet hat?Du solltest dir keine Vorwürfe machen.Es ist ja nicht so,dass du dich nicht gekümmert hast.Als meine Mutter schwer krank war und nicht mehr essen wollte habe ich darauf auch gereitzt reagiert.Es war aber dem zu Schulden,dass ich gar nicht verstehen konnte warum sie nicht essen wollte,ich wusste sie muß essen,aber ich hatte keine Chance.Das hatte mich oft an den Rand meiner Kraft gebracht und hatte das eine oder andere Mal auch leicht agressiv reagiert.Schade,dass das Krankenhaus nicht früher angerufen hat.Aber du konntest schließlich nicht wissen,dass er stirbt.Hättest du es gewusst,wärst du sicherlich bei ihm geblieben.Dein Vater ist nun bei deiner Mutter,das tröstet dich vielleicht etwas.Er hat seine Ruhe,zudem er vielleicht auch gar nicht mehr wollte.
Mach dich deswegen nicht verrückt.Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!
Ja, mein Vater hat das wohl nicht verkraftet - er hat sich auch im Heim total zurückgezogen und an nichts mehr teilgenommen, nur noch am Gottesdienst, obwohl er eigentlich nicht so religiös war. Ich habe meine Mutter in ihren letzten drei Monaten täglich im KH besucht (Pankreasentzündung durch Zwölffingerdarmgeschwür), und immer versucht, ihm Mut zu machen, dass sie vielleicht doch wieder nach Hause kommt.
Woher hätte er denn wissen sollen, dass sein Vater so plötzlich stirbt? Ihm jetzt noch ein schlechtes Gewissen zu machen, finde ich absolut daneben!