Stottern Lebensqualität ist schlecht

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Dazu gibt es eine Menge zu sagen:

  • Du bist zurzeit wieder bei einer Logopädin. Was macht sie mit Dir? Was ist das Konzept? Hat sie ein besonderes Interesse an Stottern und Erfahrung mit der Behandlung? Das sind die beiden Punkte, die man bei der Auswahl einer Stottertherapeutin beachten sollte. Du solltest versuchen sicherzustellen, dass diese Therapiemöglichkeit die beste ist, die Dir zur Verfügung steht. Du hast schon sehr viele Therapien gemacht? Was ist denn da falsch gelaufen? Waren das immer dieselben Methoden? Wenn ja, kannst Du vernünftigerweise keine anderen Ergebnisse erwarten.
  • Du hast eine Handelsschule abgeschlossen und findest jetzt keine Anstellung. Ja, klar, wenn man sich für eine Arbeitsstelle bewirbst, in der viel sprechen muss, hat man als Stotterer, vorausgesetzt, dass das Stottern einigermaßen schwer ist, keine guten Karten. Eine ordentliche Therapie sollte bewirken, dass Du in (fast) jedem Beruf arbeiten kannst, auch wenn Du stotterst. Das kann ich Dir schon sagen, ohne Dich und Deine Situation zu kennen: Du wirst nicht abgelehnt, weil Du stotterst, sondern weil Du zu schwer stotterst, und gerade das kann man durch eine gute Therapie weitgehend mildern, auch wenn eine vollständige echte Heilung (Stottern weg beim spontanen Sprechen in allen Situationen) bei Erwachsenen selten zu erreichen ist.
  • Du hast eine Ausbildung in einem Beruf gemacht, in dem Du nicht arbeiten willst, weil es nicht der Beruf ist, den Du Dir vorgestellt hast. Hat das etwas damit zu tun, dass Du stotterst? Hast Du gedacht, dass das Stottern in dem Beruf nicht so eine große Rolle spielen wird, oder magst Du diesen Beruf nicht. Um welchen Beruf geht es? Mein Ratschlag ist natürlich, eine Ausbildung in einem Beruf zu machen, der Dir richtig Spaß macht. Das wird oft unterschätzt. Wichtig ist nicht, wie viel Geld man durch seine Arbeit verdient, sondern dass die Arbeit Spass (früher sagte man: Freude) macht.
  • Mit der Familie verstehst Du Dich nicht. Was sie sagen (Du schaffst das schon irgendwie), ist allerdings wohl richtig. Dass sie das sagen, ist ja auch ein Ausdruck des Vertrauens. Und Du wirst es auch "irgendwie" schaffen. Sieh Dir den kolumbiansichen Fußballer Rodriguez James an. Er ist drauf und dran der nächste Weltstar auf seinem Gebiet (Fußball) zu werden. Ja, kannst Du sagen, der kann wenigstens Fußball spielen. Aber es ist nicht nur das. Sieh Dir mal seine Interviews auf Youtube an. Der Mann ist echt locker. Er stottert und lächelt und stottert weiter. Das kann man, glaub es oder glaub es nicht, in einer guten Therapie lernen.
  • Freunde hast Du keine. Das Problem kenne ich, nicht von mir selbst (ich habe 29 Jahre meines Lebens schwer gestottert), aber von einigen meiner Patienten (ich bin jetzt Logopäde und auf die Behandlung von Stottern spezialisiert). Mein bester Ratschlag: Schließe Dich einer Selbsthilfegruppe an. Frag bei der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe nach, wo die nächste Gruppe in Deiner Umgebung ist, und geh da hin. Ein weiterer Anknüpfungspunkt ist der Bundeskongress, der Anfang Oktober in Heidelberg stattfindet. Du solltest wahrscheinlich buchstäblich lernen, Freundschaften zu schließen und zu pflegen. Das ist in einer Gemeinschaft von Menschen, die auch stottern, ziemlich einfach.
  • Du hast Dich damit abgefunden, dass Du keine "nette Frau" kennenlernst. Der Spruch, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt, ist natürlich ein schwacher Trost, und er stimmt auch nicht - da braucht man nur mal in den Küchenschrank zu gucken. Aber: Ich weiß, dass es unter den Stottern, die ich persönlich kenne, dass dürften im Laufe der Jahre sicher an die 2.000 sein, sehr viele gibt, die charmante, kluge, tüchtige, kurz: attraktive Partnerinnen gefunden haben. Das gilt umgekehrt für stotternde Frauen auch. Der Witz ist auch hier, dass man wegen Stotterns als Partner nicht abgelehnt wird und auch nicht wegen einer perfekten Sprechflüssigkeit als Partner ausgewählt wird. Es sind letzten Endes ganz andere Eigenschaften, hier die wichtigsten, nicht notwendigerweise in dieser Reiehnfolge der Wichtigkeit: Humor, Intelligenz, Bildung, Durchsetzungsvermögen, körperliche Eigenschaften, Ideenreichtum, menschliche Anteilnahme usw. usf.
  • Du empfindest Dein Leben als Stotterer als Folter, hasst die ganze Welt und fragst Dich, warum es Dich trifft / getroffen hat. Das fasst sehr gut zusammen, wie Deine Situation ist. Zur Folter: Hast Du Dich mal gefragt, wie es Menschen geht, die tatsächlich gefoltert werden? Sie würden Deine Lebensumstände als paradiesisch ansehen. Keine körperlichen Schmerzen, kein Hunger, keinen Durst und einen trockenen und geheizten Raum. Zum Thema Hass: Warum Hass und warum die ganze Welt? Wer hat Dir etwas angetan? Die Mitschüler, die Dich gemobbt haben? Das ist lange her und mag in der Rückschau schmerzhaft und sogar unerträglich sein. Aber für Dein Leben jetzt bedeutet es nichts und kann nichts bedeuten. Zum Thema: Gerechtigkeit, d.h. "Warum ich?" (Fortsetzung folgt)

Andreas Starke  08.07.2014, 13:13

(Fortsetzung)

In dem Vertrag mit dem Leben, den wir bei der Geburt schließen, kommt der Begriff "Gerechtigkeit" nicht vor, obwohl viele Menschen denken, dass alle Menschen einen Anspruch auf Gerechtigkeit haben. Das ist nicht so. Menschen werden, ganz ohne ihr Zutun, in unterschiedliche Situationen hineingeboren, haben verschiedene Begabungen und Schwächen. Niemand hat einen Anspruch darauf, hochbegabt in eine reiche Familie geboren zu werden. Jeder, der gerne Klavier spielen möchte, kann irgendwie lernen, ein Stück so zu spielen, dass man es wiedererkennen kann, aber die "Konzertreife" oder die Meisterschaft eines Lang-Lang (der übrigens nicht stottert) erlangen nur wenige, und es ist nicht nur die viele Übung (seit frühester Kindheit mehrere Stunden am Tag), die Lang-Lang so perfekt gemacht hat.

Ich hoffe, dass Du aus meiner langen Antwort etwas für Dich Nützliches entnehmen kannst.

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Also in den USA gibt es jetzt angeblich so ein neuen Test. Bei dem haben Kinder Tieren laut vorgelesen, weil sie auch Probleme hatten und Tiere sie nicht ausgelacht hätten.

Wenn du dir vielleicht texte aus Büchern nimmst und täglich laut vorliest. Vielleicht hilft dir das ja das stottern immer mehr los zu werden :)

das Leben als Stotterer ist einfach nur Folter ich hasse die ganze Welt

Aha, deine Welt dreht sich ums stottern. Und diese Welt haßt du. Dass in einer Welt aus Haß andere Menschen nichts verloren haben, erlebst du täglich. Wie soll jemand zu dir Zugang finden und dich mögen, wenn du einen Teil von dir haßt? Und nein, ich bin kein Klugschitter - ich habe meine eigenen Probleme mit dem Körper. Und trotzdem eine Familie, die mich liebt und die ich liebe. Hör auf, dein Handycap als Ausrede zu benutzen für alles, was schief läuft. Das Stottern ist sicher ein Teil von dir. Aber eben nur ein Teil. Wo sind die anderen liebenswerten Eigenschaften, die in dir stecken?

Jedem geht es so Du bist ein Stotterer Ich bin eine Heulsuse Meine Freundin ist eine etwas aggressive gegenüber Jungs Meine Cousine zwinkert (ohne es zu wissen) Meine andere Cousine isst ihre Nägel Mein Cousin stottert ebenfalls

DIE WELT IST VOLLER SCHANDE... Als wir auf diese Welt kamen, waren wir Sauber,wir waren so sauber wie das mehr früher war gekommen... Und wurden genauso beschmutzt wie das Meer...

Jeder hat Ticks,macken und Probleme, aber was machen wir dagegen ?.....

Wir unternehmen etwas,so GUT ES GEHT... Und du kannst stolz auf dich sein,das du es schon seit deinem 8. Lebensjahr versuchst :))

Ich muss dir nicht viel GLÜCK wünschen,oder ERFOLG oder SPASS

Denn DU bist DU und auch nur DU

BLEIB EINFACH SO WIE DU BIST

Und ich verspreche dir ...Alles wird Gut

Quatsch, stottern ist nicht schlimm. (Finde ich zumindest). Und eine Freundin findest Du ganz sicher auch, es gibt für jeden den oder die Richtige.

Fang doch vielleicht mal an mit dem Singen. Soll ja angeblich gegen Stottern helfen. Ob du jetzt singen kannst oder nicht ist da glaube ich nur Nebensache, der Wille zählt. Und man hört ja immer wieder das Stotterer gute Sänger sind. Also lass dich nicht entmutigen und steck den Kopf nicht in den Sand. Das wird schon.