Sprachnot nach 1945?

1 Antwort

Entscheidend ist nicht der Krieg, sondern die NS-Diktatur und ihre Propagandasprache.

Diese allgegenwärtige Propaganda missbrauchte gefühlsbetonte Begriffe und füllte sie mit aggressivem oder manipulativem Inhalt. Aus "Treue" wurde "bedingungslose Unterwerfung", aus "Heimat" das Land der Herrenrasse, aus "Mutter" eine Gebärerin von Führernachwuchs.

Deshalb hatten die Dichter nach 1945 Schwierigkeiten, eine Sprache zu finden, die nicht manipulativ und "falsch" klang. Man vermied anfangs alles Pathos, allen Schmuck, und drückte sich sachlich, lakonisch und kurz aus.

Erst später erkannten viele, dass man sich von den Nazis nicht alte, schöne Wörter rauben lassen sollte.


AskMM1 
Beitragsersteller
 29.01.2018, 21:07

Danke für die Antwort

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