Soll ich meine Mutter in der Psychiatrie besuchen?

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Hallo Liebes.

Deine Frage und die ganzen Antworten haben mich sehr berührt und ich habe mich gefragt wie ich wohl handeln würde.

Ich kann deine Situation nicht einmal ansatzweise nachempfinden, aber ich kann sagen, dass du eine sehr starke und bewundernswerte Frau bist. Du hast das Richtige getan, indem du zum Jugendamt gegangen bist. Du hast dafür gesorgt, dass deine kleinen Geschwister gut aufgehoben sind und du wieder du selbst sein darfst. Du hast sehr lange die Rolle deiner Mutter übernehmen müssen und ich weiß, dass das auf Dauer sehr anstrengend ist, gerade neben der Schule und in einer so schwierigen Lebensphase. Großes Kompliment meinerseits, du hast das ganz toll gemacht! Und darauf darfst du stolz sein.

Nun zu deiner eigentlichen Frage, nämlich dem Besuch in der Klinik. Hast du Angst vor dem Verhalten deiner Mutter? Würden die positiven oder die negativen Gefühle überwiegen? Ich glaube ich würde sie nicht sehen wollen. Ich würde ihr zeigen, dass ich an sie gedacht habe, aber nicht indem ich sie besuchen gehe. Ich glaube ich würde einen Brief schreiben und ihn in der Klinik abgeben. Frage nach ihrem Zustand und bitte jemanden deiner Mutter den Brief zu überbringen. 

Ich kann es nicht beurteilen, aber ich denke sie wird sich beruhigen. Natürlich war sie wütend auf dich, weil du dafür gesorgt hast, dass man ihr ihre Kinder wegnimmt und sie zwangsweise in eine Klinik eingewiesen wird, aber es wird der Punkt kommen, an dem sie merkt, dass du es getan hast um dir, deinen Geschwistern und vor allem auch ihr zu helfen. Ob sie dann noch einmal den Kontakt mit dir aufnimmt bleibt abzuwarten. Da du aber geschrieben hast, dass sie vor ihrer Sucht eine sehr liebenswerte und tolle Mama war, gehe ich davon aus, dass sie das tun wird. Ich hoffe es sehr für dich und deine kleinen Geschwister.

Alles alles Gute für die Zukunft!

LG


MamiMitHerz2014  29.02.2016, 18:47

Vielen vielen Dank für dieses einheitlich positive Feedback, ich bin völlig überwältigt!

Ich hoffe sehr für dich, dass ihr irgendwann ein klärendes Gespräch führen könnt und sich alles zum Guten wendet. Ich kann es dir nicht versprechen, aber sie ist, so wie du es beschreibst, eine ganz tolle Mama und ich bin mir eigentlich recht sicher, dass sie einen Schritt auf dich zugehen wird.

Egal wie du dich entscheidest, ob du deine Mutter an ihrem Geburtstag besuchen gehst oder nicht, du tust das Richtige. Denn es ist egal was Andere davon halten, du musst auf dich und deine Gefühle achten, deshalb kannst du dich gar nicht falsch entscheiden. Bitte mache dir keine Vorwürfe wenn du nicht dort warst oder bereue deine Entscheidung nicht, denn in dem Moment, in dem du deine Entscheidung getroffen hast, war es die richtige Entscheidung für dich.

Ich wünsche dir wirklich von ganzem Herzen alles Gute und bin mir sicher, dass du auch diese Hürde meistern wirst! 

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Henrietta2000 
Beitragsersteller
 28.02.2016, 17:01

Meine Geschwister sind schon immer der Mittelpunkt meines Lebens gewesen, seit ich denken kann. Dadurch, dass meine Mutter nach dem Verschwinden meines Vaters so abgesackt ist, habe ich viel mit ihnen gespielt, sie in den Kindergarten gebracht und ihnen vorgelesen. Wir haben ein sehr enges Verhältnis und ich liebe sie von meinem ganzen Herzen.

Meine Mutter liebe ich auch. Ich bin nicht wirklich wütend auf sie- nein, viel mehr auf meinen Vater. Er hat SIE und UNS nämlich im Stich gelassen und sie hatte keine Wahl- sie konnte nicht wegrennen. Er war ihre erste und einzige Liebe. Sie hat versucht für uns dazu sein, doch irgendwann hat sie gegen den Alkohol kapituliert. Sie hat eine psychische Erkrankung und deshalb kann ich ihr nicht wirklich die Schuld geben.

Ich habe Angst vor ihren und meinen Gefühlen. Weil der Schmerz, den ihr Verhalten ausgelöst hat, wird wohl nie verschwinden. Und deswegen habe ich Angst..

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jsch1964  29.02.2016, 14:02
@Henrietta2000

Sagen wir mal ganz vorsichtig so: Ja, Deine Mutter ist krank. Daran ist aber niemand von außen schuld.

Dass sie keine Wahl hatte, ist völlig falsch. Vergiss diese Ursachenkette bitte ganz schnell. Deine Mutter hatte jeden Tag eine Wahl und hat es immer noch. Die Schuld für den Alkoholismus auf den Vater zu schieben, ist eine zu einfache Lösung. Wenn das wirklich ein Standard wäre, müsste ja jede Frau, die irgendwann einmal von ihrem Mann verlassen wurde, Alkoholikerin sein. Und wieviele alleinerziehende Mütter gibt es, die auch mehrere Kinder groß ziehen und trotzdem nicht saufen?

Es ist Deine Mutter und als Kind willst Du glauben, dass sie ihr Bestes getan hat. Das hat sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihrer Krankheit sicher auch. Es gibt aber niemanden, der an der Krankheit schuld ist.

Als Dein Vater gegangen ist, warst Du selber erst 8 Jahre alt. Die echten Gründe für seinen Weggang kennst Du gar nicht. Vielleicht hat Deine Mutter immer schon das Problem gehabt und deswegen ist er weg - was Deine Mutter nie zugeben würde. Natürlich kann er auch nur ein verantwortungsloeser Egoist gewesen sein. Dann ist es aber komisch, dass er mit dem Abhauen bis zum dritten Kind gewartet hat...

Also: Deine Mutter hat immer eine Wahl, die sie jetzt dazu nutzt, zur Therapie NEIN zu sagen - so wie sie vorher auch schon nicht an der Wurzel des Übels arbeiten wollte. Opfer sein ist immer die bequemere Lösung, statt einzusehen, dass man es selber in der Hand hat. Dein Vater ist ein vorgeschobener Grund, aber keine Ursache.

Du wirst anstellen können, was immer Du willst, aber ich würde nicht damit rechnen, dass Du von Deiner Mutter Streicheleinheiten oder gar ein Lob dafür bekommst, dass Du Dir jahrelang den A.sch an ihrer Stelle aufgerissen hast. Du hast es ihr leicht gemacht, ein armes, armes Alkohol-Opfer zu bleiben und jetzt hast Du ihr genau das weggenommen, als Du sie in die Klinik gebracht hast. Da muss sie Dir böse sein.

Ich schließe mich also an: Besuche sie erst, wenn sie selber den Wunsch dazu äußert. Vorher wird es nur schlimm für Dich. Du kannst ihr ja eine Geburtstagskarte schreiben oder einen Brief, in dem Du Deine Gefühle beschreibst. Rechne aber nicht mit einer Antwort.

Nutze die Therapiemöglichkeiten für Kinder von Alkoholkranken!

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Eine sehr traurige Geschichte, aber Respekt. Du scheinst stark zu sein sonst wärst Du nicht diesen Weg gegangen.

Insofern rate ich Dir: geh hin. Sie hat wirklich nur einmal im Jahr Geburtstag. War ja nach Deinen eigenen Worten eine gute Mutter. Auch, wenn Du Dich nicht mehr erinnern kannst.

Traurig ist, daß sie die Hilfe nicht annehmen konnte und nun auch noch da durch muß. Aber ich weiß leider selbst wie schwer es ist mit Suchtkranken umzugehen.

Wenn Du hingehst zeigst Du wieder Stärke. Wirst wahrscheinlich irgendwann froh sein es getan zu haben. Und weißt auch hinterher, wieviel Du Dir noch zumuten kannst. Denn Du mußt auch an Dich denken. Deine Kindheit war nicht schön. Deine Oma war toll. Aber Dein Vater war auch nicht für Dich da.

Ich war schon des öffteren in der Klapse wegen unterschiedlichen Dingen und wollte eher meine Ruhe haben wurde dennoch jeden Tag besucht. Als mein Vater das gleiche Schicksal durchleben musste, habe ich ihn auch jeden Tag besucht obwohl er es nicht tat. Ich weiss was es bedeutet dort gefangen zu sein und ich fand es schlimmer als Knast wo ich auch schon war. Mein Leben ist im ganzen gut, auch wenn immer nur alles schief läuft. Mein Vater und meine Schwester sind die einzigsten die zu mir stehen obwohl mein Vater selbst genug Probleme hat und meine Schwester weit weg wohnt. Es ist eine Frage der Ehre das man dennen die einen geholfen haben auch hilft. Auch wenn es vllt nicht bei deiner Mutter der fall war, sie hat dir auch irgendwann mal vom herzen her geholfen. Ich habe weder deine Frage noch andere Anworten gelesen sondern nur die Titel. 

Das Dein Vater Euch verlassen hat,hat Deiner Mutter bestimmt den Boden unter den Füssen weggerissen. Deine Mutter war ja bis dahin eine liebevolle,verantwortungsvolle Mutter. Sie hat das nicht verkraftet,die Trennung. Sie ist Dir böse,weil Du einen Schritt gewagt hast,einen Schritt in eine bessere Zukunft und Besserung für Deine Mutter. Das kann ja jetzt anders sein,nachdem Sie schon einige Zeit dort ist. Ich würde Sie besuchen,auch wenn ich angst hätte,ich wäre aber neugierig auf Ihre reaktion und vielleicht besteht ja doch die Möglichkeit,sich mal auszusprechen.Ich wünsche Euch Alles Gute!


Bambi201264  29.02.2016, 16:22

Ihre Mutter sollte ihr nicht böse, sondern im Gegenteil sehr, sehr dankbar sein! Den Schritt hätte sie normalerweise selbst tun müssen als Mutter!

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Ich an deiner Stelle würde deine Mutter besuchen. Aus einem bestimmten Grund: Ungewissheit ist etwas sehr schlimmes, bedrückendes. Ungewissheit ist oftmals schwerer zu ertragen als eine negative Gewissheit.

Wenn du deine Mutter besuchst, hast du auf jeden Fall Gewissheit darüber wie sie auf dich und deinen Besuch reagiert. Und es besteht ja auch die Möglichkeit, dass deine Mutter die Therapie mittlerweile begonnen hat und es ihr dem entsprechend etwas besser geht. Oder aber dein Besuch ermutigt sie dazu.

Wenn du die Kraft hast, gehe sie Besuchen. Danach hast du Gewissheit. Ich finde übrigens bewundernswert wie du deine schwere Situation bisher bewältigt hast. Du wirst den richtigen Weg gehen. Dafür wünsche ich dir alles Gute.


Henrietta2000 
Beitragsersteller
 28.02.2016, 17:05

Hallo! Ich werde gemeinsam mit meiner besten Freundin und ihrer Mama zu meiner Mutter gehen, einfach, dass jemand dabei ist, falls es nach hinten losgeht.

Ich werde ihr einen Brief schreiben und ihr darin erklären, wie ich mich fühlte/ fühle.

Meine Geschwister werde ich erstmal nicht mitnehmen- sie haben gar kein Interesse daran, momentan. Und ich finde, dass meine Mutter einigermaßen stabil sein sollte, weil meine Geschwister noch sehr klein sind.

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Henrietta2000 
Beitragsersteller
 28.02.2016, 15:40

Wieso bewundernswert? Ich kam mir feige vor.

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Lavendelelf  28.02.2016, 15:55
@Henrietta2000

Feige weil du deine Mutter noch nicht besucht hast? Nein. Es ist lobenswert, dass du den Gedanken noch nicht verworfen hast. Natürlich, sie ist deine Mutter. In deinem alter jedoch die Reife zu haben nicht nur deinen "Leidensweg" zu sehen, ist bewundernswert.

Das du es geschafft hast auf dem Weg zum Abi zu sein, ist ebenso bewundernswert.

Deine Mutter hat ihre Kraft durch ihren Verlust deines Vaters verloren. Es ist möglich, dass sie Ihre Kraft durch dich wieder findet. Habe Geduld. Ich finde dich bewundernswert. Punkt. Schön dass es Menschen wie dich gibt. - Und die Eltern deiner Freundin und deine Freundin verdienen auch Lob.

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heidemarie510  28.02.2016, 16:11
@Henrietta2000

Du und feige??? Auch ich ziehe den Hut vor Dir! Du bist ein wirklich feines mutiges Mädchen und musstest schon sehr früh erwachsen werden, fühle Dich mal gedrückt! Alle hier vor mir haben Dir prima Ratschläge gegeben und ich kann mich diesen nur anschließen.

Deine Mutter ist krank und in ihrer Persönlichkeit dadurch sicher verändert, aber sie liebt Dich und Deine Geschwister mit Sicherheit über alles.

Den Vorschlag erstmal mit dem Arzt zu sprechen und Blumen dazulassen finde ich prima. Vielleicht geht es ihr ja wirklich etwas besser? Schreib mal, wie Du Dich entschieden hast. Alles alles Gute!

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