Sohn macht seit Jahren kein Sport, was kann man tun?

2 Antworten

Hallo Renate,

Da ihr Sohn schon 19 Jahre alt ist kann er natürlich tun und lasse was er möchte. Ihre Sorge ist jedoch nicht unberechtigte, da Sport ja wirklich wichtig. Da sie sagten, dass er in der Vergangenheit aber schon Sportlich aktiv war besteht ja noch Hoffnung. Als erstes sollten sie herausfinden worin die Ursache liegt, dass er nicht mehr zum Sport geht. Wenn es einfach nur die fehlende Motivation ist dann dürfen sie natürlich nicht immerwieder hingehen und ihm sagen er solle doch Mal wieder gehen. (Sehr ineffiziente!) Hier ein Beispiel: Wenn sie jemanden bewegen wollen etwas zu tun, glauben sie es ist besser ihn mit der Peitsche dort hin zu treiben oder ihm einen Köder zu werfen? Natürlich ist der Köder die bessere Wahl! Den ist immer einfacher wenn die Person von sich aus etwas möchte, als wenn sie sind die etwas wollen. Also geben sie ihm nicht das Gefühl als sei es ihr Wunsch. Was ich damit meine ist sie müssen die Motivation zum Sport ihn ihm selbst entfachen, nur so kann er von sich aus die Begeisterung zurück erlangen. Was war z.B früher sein Antrieb zum Sport zu gehen? Falls sie auf diesem Wege nicht weiterkommen hier ein paar Gründe anderer warum sie Sport treiben: Gesundheitliche Vorteile, Gefühl der Freiheit, Seine Grenzen kennenlernen und über sich hinaus wachsen, der beste in etwas werden, Spaß am Spiel und Teamkollegen (Zusammenhalt) und noch viele mehr! Ich hoffe ich konnte ihnen ein wenig helfen.

MfG Julian

Dass man mit 18 volljährig ist, heißt noch lange nicht, dass man die volle geistige Reife hat.

Allerdings: Dass man mit 18 volljährig ist, heißt natürlich, dass du deinem 19-jährigen Sohn nichts mehr vorschreiben kannst.

Allerdings: Mit Emotionen erreicht man viel.

Ich kenne es von mir selbst, Sportbegeisterung war nach der Schule bei mir sehr begrenzt. Ich schiebe es auch ein wenig auf den Sportunterricht, wo man verschiedenste Disziplinen, die einem mal mehr (war super in Volleyball und Basketball), mal weniger (Leichtathletik, Turnen, Fußball, ... war überhaupt nicht meins) lagen und dafür Noten bekam. Zum Glück immer mit sehr einfühlsamen Sportlehrern, die "stets bemüht" und Atteste bezüglich Überdehnbarkeit der Gelenke und einem starken Hohlkreuz immer als Anlass für eine Aufwertung der Noten genommen haben, damals ging das noch einigermaßen, heute lese ich nur noch Cooper-Test hier, Bewertungskriterien da, kein Raum mehr für abweichende Bewertungen für die, die sich trotz Handicap bemühen.

Jetzt muss man aber Emotionen "pro Sport" schaffen. Positive Emotionen können z.B. gute Vorbilder sein, im Bereich Kraftsport z.B. der Youtube-Influencer Sascha Huber, der auch nicht so bierernst an die Sache rangeht, und natürlich eigene Erfolge. Für diese muss man natürlich auch bereit sein, eine Durststrecke zu überwinden und die Erfolge dann auch erkennen.

Negative Emotionen: Guck dir nur mal die an, die Sport sträflich vernachlässigen. Teils übergewichtig, teils Lauch, teils gravierende Haltungsfehler, die Gesundheit ist im Eimer, ... Will man so enden? Nein. Na wenn das keine Motivation ist? Na ja auch die ist begrenzt, wenn man den Sport als lästiges Mittel zum Zweck sieht.

Und da muss man sich im Zweifel etwas durchprobieren.

Während des Studiums hab ich mich mal ins von der Uni angebotene Fitnessstudio bewegt. Weil gesund und die Pfunde wurden nicht weniger. Reicht das als Motivation? Nee, war langweilig. Wieder aufgegeben. Alternativen? Keine wirklichen im Ausblick gehabt.

Nach dem Studium habe ich, zwischenzeitig stark übergewichtig, meine Liebe zum Klettern/Bouldern und zur Kampfkunst Ninjutsu entdeckt. Versagen jagte Versagen, die Kletterrouten kaum hochgekommen, im Ninjutsu eine Gürtelprüfung versemmelt... Spaß gemacht hat's irgendwie trotzdem und es hat mich nur angespornt, weiter zu machen, mehr zu machen und noch besser zu werden. Dann kamen die bestandenen Gürtelprüfungen, die Kletterrouten wurden immer schwerer und anspruchsvoller, die Leute, die mich aus der Kletterhalle und dem Verein kannten, bewunderten meine verlorenen Pfunde und wie ich trotz immer noch imposantem Kampfgewicht schwere Routen federleicht hochschweben konnte und wie ich auch kompliziertere Kampfkunst-Techniken ausführen konnte... Das treibt die Motivation natürlich hoch. Und hat mich auch zurück zum Kraftsport, zumindest einmal wöchentlich, als Unterstützung fürs Klettern und Ninjutsu, getrieben. Und die Muckis wachsen langsam aber stetig, ich schaffe mittlerweile Klimmzüge... Läuft. Warum das trotz der vielen Fehlschläge so viel Spaß gemacht hat, weiß ich auch nicht, hat es aber einfach. Man braucht halt einfach das gewisse Etwas, das, das einen anspornt, nicht nur dabei zu bleiben sondern mit Herzblut immer besser werden zu wollen.

Tip: Guck dir doch mal Urban Sports Club an. Das nutze ich auch. Das tolle daran ist, dass jede Großstadt in Deutschland und sogar einige Städte in vielen Ländern im EU-Ausland ein immenses Angebot hat, von unzähligen Fitnessstudios, über Klettern, Trampolin, Yoga, Tanzen, Kampfsport,... in einigen Städten sogar Exoten wie Bubble-Football, Bogenschießen oder Golf. Ist nicht billig der Spaß, im Moment ist eh alles zu, aber nach dem Lockdown geht es ja wieder weiter, und es lohnt sich. Man kann sich durch alles mal duchprobieren bzw. kann auch verschiedene Angebote parallel nutzen, ohne beim jeweiligen Veranstalter immer Einzeleintritte zu bezahlen oder ein Abo abzuschließen, und es ist monatlich kündbar. Da findet jeder Topf seinen Sport-Deckel.

Mit "Aufschwatzen" und "Aufzwingen" (letzteres wirst du eh vergessen können) erreicht man gar nichts. Aber Mit Emotionen wie "Es gibt so viele Sportarten, wenn du die findest, die dir Spaß macht, dann hast du ein tolles Hobby, das dir obendrein hilft, auszusehen wie Fitness-Influencer Sascha Huber und nicht wie Politiker Peter Altmaier" sollte man doch was machen können.