Sind alle dicken Menschen selbst schuld?

10 Antworten

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Bei Übergewicht spielen im Regelfall mehrere Faktoren zusammen, auf die man teils selber Einfluss hat, teils nicht.

Natürlich spielt die Ernährung und der Lebensstil eine entscheidende Rolle, hinzu kommt jedoch auch die genetische Veranlagung, die man leider nicht beeinflussen kann. Man spricht dabei von guten und schlechten Verwertern - wobei im heutigen Leben, jedenfalls in den Industriestaaten, gut schlecht und schlecht gut ist...

Es gibt Menschen, die essen können was und so viel sie wollen, den ganzen Tag im Büro sitzen oder daheim auf der Couch rumliegen, und dennoch kein einziges Gramm Fett am Körper haben. Das sind die "schlechten" Verwerter - ihr Stoffwechsel arbeitet ineffizient, Nährstoffe werden schlecht vom Körper aufgenommen, und der Verdauungsprozess selbst verbraucht so viel Energie, dass zum Einlagern als Energiereserve am Schluss nichts mehr übrig bleibt. Wenn Nahrung ein knappes Gut ist, sind das jene, die kaum Überlebenschancen haben. Bei quasi grenzenloser Verfügbarkeit von Nahrung werden sie hingegen von allen beneidet, weil sie immer schlank bleiben, ohne irgend etwas dafür tun zu müssen.

Und dann gibt es auch den umgekehrten Fall: Menschen die trotz zig Diäten und körperlicher Betätigung nicht von ihrem Übergewicht loskommen. Das sind dann die "guten" Verwerter, deren Körper die über die Nahrung zugeführte Energie sehr effizient verarbeiten und großzügige Reserven anlegen kann. Bei einer verringerten Nahrungszufuhr oder erhöhtem Energieverbrauch reagiert der Körper sofort mit entsprechenden Gegenmaßnahmen, indem nicht lebensnotwendige "Verbraucher" auf Sparflamme geschaltet werden, es treten also sehr schnell sehr unangenehme Begleiterscheinungen wie Heißhunger, Kopfschmerzen, Schwäche und Muskelabbau auf, während der Körper die zugeführte Energie trotzdem so gut es geht weiter einlagert und die ohnehin schon gute Effizienz der Verdauung noch weiter steigert - der vielzitierte Jojo-Effekt.
Ohne medizinische Eingriffe haben diese Menschen keine realistische Chance, ihr Übergewicht langfristig abzubauen, egal was sie machen.

Ja, und dazwischen bewegen sich dann jene mit einem "durchschnittlichen" Stoffwechsel, die tatsächlich durch ihre Ernährung und Lebensweise Einfluss auf ihr Gewicht haben.


hoth560 
Beitragsersteller
 25.08.2020, 02:00

Danke für deine Antwort

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Aber ich höre auch von manchen Leuten, dass das an ihrer Genetik bzw. DNA oder Behinderung liegt und sie nichts dafür können, dass sie nun mal so sind

Es gibt Leute mit Stoffwechselstörungen, die wirklich nichts für ihr Gewicht können. Diese Leute sind aber in etwa so häufig wie Leute, die nicht zunehmen können, weil sie Hardgainer sind.

Meines Wissens kann jeder Mensch einen tollen Körper erreichen, egal wie dick oder dünn er jetzt ist. Es Bedarf dafür natürlich eine ordentliche Portion Disziplin und Durchhaltevermögen, das ist eine Sache von Jahren.

Ich denke, viele ruhen sich darauf aus: Ich bin krank, ich darf fett sein.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich mit meinen "Diäten" allein gelassen wurde. Ich hatte also keine Erfahrungen und hab - wie ich jetzt weiß - typische Fehler gemacht: Ich wurde immer dicker. Toll. Ich finde ich kann wirklich nichts dafür. Aber ich achte darauf, dass ich nicht fett werde!

Nich alle Menschen sind selber Schuld daran. Es kann auch eine psychische Krankheit sein, warum sie so viel essen. Außerdem kann es auch zb an einer Stoffwechselerkrankung liegen. Leider denken viele Leute nicht an sowas, weshalb sie gleich als faul etc eingestuft werden. Ein Freund von meinem Vater hat irgendeine krankheit wegen der er dicker ist. Dafür kann er aber nichts

Es ist beliebter eine (falsche) Ausrede anzubringen als das eigene Verschulden zuzugeben. Drüsenkrankheiten, schwere Knochen, schlechte Gene, Stoffwechselvorgänge usw müssen herhalten, um Übergewicht zu erklären. Medizinisch stimmt diese Aussage immer noch: von "Nichts" kommt "Nichts". Nur von zu vielen Kalorien nimmt man zu.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung