Schülerpraktikant Fachinformatiker Anwendungsentwicklung beschäftigen?

6 Antworten

Das kommt stark auf das Vorwissen an, daher wäre das erste, ihn mal zu interviewen, ob er schon einiges selbst gemacht hat, Homepages oder was auch immer. Wenn er ebenfalls bereits privat Kenntnisse hat, kann man sich einfache Aufgabenstellungen ausdenken oder ggf. sogar in einem aktuellen Projekt finden. Tatsächlich etwas, was man auch in wenigen Stunden lösen kann. Schauen, wie er damit umgeht, ihn dabei betreuen, aber auch erklären, wieso Code-Dokumentation wichtig ist.

Der Einblick sollte ansonsten vor allem auch den Schwerpunkt legen darauf, wie in der Praxis und in der Wirtschaft (also jenseits dem privaten Hacken) eine Projektarbeit stattfindet. Dass der Schüler ein Gefühl dafür bekommt, dass es solche Dinge wie Pflichtenhefte gibt, wie man Teamarbeit koordiniert (Daily-Meetings/ Scrum, Wasserfall-Modell), wie das in der Praxis im Code koordiniert wird (SVN) und wie ein Unternehmen funktioniert (Vertrieb, Fachentwicklung/Architektur, Software-Entwicklung, Kundenbetreuung, Wartung, Betrieb).

Das wäre meine Meinung. Also eine gesunde Mischung zwischen dem, was die Projektarbeit ausmacht und dem tatsächlichen Entwickeln. Das Ziel eines Schulpraktika ist ja nicht, direkt eine Ausbildung zu beginnen. Das Ziel ist ein Hineinschnuppern in einen Berufszweig. Und vielleicht sagt sich der Bub dann am Ende: "Du, das Software-Entwickeln liegt mir nicht so, aber ich war total begeistert davon, mal in einem Meeting zu sehen, wie eine Software-Idee ausgearbeitet wird und wie Vorgaben für Entwickler erarbeitet werden." Du kannst dem Schüler nur einen Einblick geben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Jahrzehntelange Berufserfahrung

LupaAtrata 
Beitragsersteller
 22.01.2016, 09:28

Das sind z.B. Aspekte, die ich jetzt nur im Hinterkopf hatte, die aber wirklich immens wichtig sind. Das werde ich auf jeden Fall ansprechen!
Natürlich kann, und will, ich ihn nicht dazu "drängen" jetzt auch wirklich Anwendungsentwickler zu werden.
Allerdings war auch ich am Anfang der Ausbildung ziemlich erschlagen, da hier kaum der "Standard" abgearbeitet wird und wir nicht immer das selbe machen.
Ohne Vorkenntnisse wäre ich hier verloren gewesen, auch weil die Anforderungen am Anfang schon sehr hoch waren. Dieses Gefühl möchte ich dem Jungen ersparen.

Deswegen wurde ich ja auch gebeten mit zu überlegen: Normalerweise haben wir "erfahrene Anfänger" oder Studenten ab dem 3ten Semester hier und ich kann noch am ehsten nachempfinden, wie es ganz am Anfang war. Und mitschauen, dass es für den Anfang und einen Einblick nicht zu viel wird. Denn erfahrungsgemäß kann es auch demotivierend sein, gleich mal 7 "einfache Dinge" zu zeigen, die für uns Alltag sind, wobei man für jedes einzelne schon 3 Wochen zum Grundverständnis bräuchte.

Natürlich ist unser Job nicht leicht und manchmal verzweifeln hier selbst die erfahrendsten, studierten MA an den Anforderungen, aber er soll auch sehen, dass es unglaublich viel Spaß macht und wie motivierend Erfolge sind.

Entschuldige, jetzt bin ich etwas ausschweifend geworden.
Auf jeden Fall vielen Dank für deine Anregung!

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mepeisen  22.01.2016, 10:46
@LupaAtrata

Man kann ja dem Praktikanten ein Schaubild an die Hand geben, wo alle Aspekte einer Projektarbeit angesprochen sind. Und ihm das als eine Art roten Faden durch das Praktikum mitgeben. Dann kann man schauen, welche Stichpunkte man wie genau anspricht. So wenig Sinn es ergibt, ihn irgendwie in ein 4stündiges Meeting zu schleppen, nur weil er mal sehen soll, dass es so etwas gibt, so wenig Sinn ergibt es, ihn nur stumpf vor sich hin coden zu lassen. Wie ich schrieb: Eine gesunde Mischung finden.

Man kann ihn auch mal vor eine Anwendung setzen und ihn "Monkey-Tests" machen lassen. Wenn er begistert bei der Sache ist, Bugs aufzuspüren, ist das auch viel Wert und zeigt auch einen weiteren Aspekt der Entwicklung. Hab etwas Fantasie :-)

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mepeisen  22.01.2016, 10:52
@mepeisen

Und noch eines, was mir gerade beim Schreiben eingefallen ist. Frage ihn ruhig auch hin und wieder, welchen Teil bei der Arbeit eines Fachinformatikers ihm gut gefallen hat. Ob es die Abwechslung war oder wirklich das Coden, ob es die Teamarbeit war, das Aufspüren von Bugs. So kommst du durchaus über das Gespräch dazu, dass er sich Gedanken macht und sich damit auseinandersetzt. Erzähle ihm ruhig, was dir an der Arbeit etwas besser liegt und was nicht so sehr. Ihm muss bewusst sein, dass vieles einfach dazu gehört, wenn man Anwendungsentwickler werden will.

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Zeig ihm 1-2 Tage etwas, lass ihn aktiv mit machen in dem er leichte Aufgaben bekommt oder lass ihn 2-3 Tage https://www.codecademy.com/ machen. Dann lernt er auch HTML/CSS und Co. 

Die restlichen 2 Wochen könnte er dann eine eigene Idee ausdenken und sich bauen. Eventuell z.B. ne Simple Seite mit Bildern, einen Timer den er sich baut mit Javascript oder ähnliches...

So haben wir das damals gemacht bei Praktikanten und gleichzeitig, konnte man als Betrieb sehen, ob die Person sich dafür begeistert hat und es eventuell auch am Ende recht gut drauf hatte.

Eventuell könnte man ihm auch zeigen, wie z.B. eine Webseite aufgebaut ist und läuft... das wissen viele z.B. auch nicht, wie sowas funktioniert.

Das kommt ganz auf sein Vorwissen an. Am besten unterhaltet ihr euch am Anfang erstmal ein bisschen. Sollte er noch keinerlei Programmiererfahrung haben fangt langsam mit den gängigen Datentypen, Schleifen, Abfragen, Listen etc. an und geht dann später zur Objektorientierung über. (Dafür eignet sich z.B. BlueJ ganz gut)

Sollte er schon mehr Erfahrung haben könntet ihr ja versuchen ihn ein wenig Einzubeziehen und ihm eure entsprechenden Techniken beizubringen (SQL/HTML?).

Ich kann nur über C# sprechen. Ich würde ihm die gängigsten Variablen zeigen (string, int, double, decimal etc) aber nicht die Wertebereiche, die schrecken am Anfang nur ab. Es reicht, wenn er weiß, womit man Kommazahlen ausdrücken kann und womit Wörter usw. Er kann ja ein einfaches Programm schreiben, in dem er das Alter berechnen muss (Aus geburtsjahr und ob er dieses Jahr schon Geb hatte). So habe ich zumindest angefangen und es hat super funktioniert.


enderboyHD  22.01.2016, 09:34

dafür braucht er kein Praktikum machen... FI-AE ist viel mehr als Code runterzimmern... die Berufsschule ist im übrigen sehr kaufmannslastig, da muss man Lust drauf haben

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DesbaTop  22.01.2016, 09:37
@enderboyHD

Ist schon klar, dass Fi-AE mehr als nur Code ist. Aber es ist und bleibt ein 3 Wöchiges SCHÜLERpraktikum. Mann muss davon ausgehen, dass der Praktikant nicht das geringste vorwissen hat. Und Kaufmannslastige Themen mögen zwar wichtig sein, sind aber für den Schüler eher langweilig. Natürlich muss man dem Schüler auch diese Seite des Berufs nahebringen, aber um zu erreichen, dass der Schüler Spaß hat sollte man seinen Fokus vor allem auf die Programmierung setzen und ihn nicht mit Fachwissen überhäufen.

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mepeisen  22.01.2016, 10:09
@DesbaTop

Aber genau das ist doch der Punkt.  Man zeigt ihm einen Beruf und zwar möglichst komplett. Ihm nahe zu bringen, dass der fachinformatiker zu vielleicht einem Drittel ein Kaufmann ist, ist wichtig.

Es bringt nichts, ihn 3 Wochen mit staubtrockener Theorie zu bombardieren. Er soll spass haben. Aber man kann es ansprechen. Vielleicht mal am einfachen Beispiel zeigen, dass es doch etwas wie aufwandsschätzungen und kosten-nutzenrechnungen gibt.

Im übrigen macht gerade das auch den Charme aus. Das du nicht nur ein dummer code-knecht bist, der nicht denken darf.

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