Schriftdolmetschen - wer von euch hat Erfahrungen damit und wer übernimmt die Kosten?
Hallo zusammen,
ich habe letztens mit einer Freundin geredet, die einen gehörlosen Freund hat. Bzw. glaub ich, dass er schwerhörig ist, also doch noch relativ gut versteht, aber eben teilweise auf Dolmetschungen angewiesen ist. Ich dachte immer, dass er Gebärdensprachdolmetscher hat, aber ich habe jetzt erfahren, dass er Schriftdolmetschen in Anspruch nimmt.
Ich kannte Schriftdolmetschen gar nicht und habe mal gegooglet, was das ist... so viel ich verstehe, ist das so etwas wie Live-Untertitel im Fernsehen. Also man kann in Echtzeit mitlesen, was gerade gesagt wird, ähnlich wie beim Simultandolmetschen, nur aber eben mit Schrift.
Ich frage mich jetzt, ob das alles gefördert wird bzw. wer die Kosten dafür übernimmt. Kann das jeder Schwerhörige bzw. Gehörlose nutzen? Kanntet ihr das Konzept schon/hattet ihr mal Erfahrungen damit oder ist euch das Ganze auch neu?
Bin gespannt auf eure Antworten!
3 Antworten
das kommt drauf an, was genau er hat. Geht er denn auf eine normale Schule? hat er wen, der er fragen kann mit seiner Behinderung?
soweit ich weiß, geht er in eine "normale" Schule, und bekommt dort wohl für ausgewählte Unterrichtsstunden einen Schriftdolmetscher zur Verfügung gestellt... weiß aber nicht, ob das die Schule selbst organisiert und finanziert, oder ob das von anderen Stellen übernommen wird...
Hallo daskleineabc,
ich bin tatsächlich zur Schriftdolmetscherin ausgebildet (aber nicht mehr praktizierend).
Also das Konzept kenne ich, kann dir aber ehrlich gesagt nicht mehr sagen, wie das gefördert wird bzw. mit den Kosten ist. Ich hab damals die Ausbildung bei verbavoice gemacht, vielleicht findest du Infos auf der Website.
Kann dir aber auch gerne beim Recherchieren helfen.
Schönes Wochenende!
Morgenmuffel
Hallo Morgenmuffl, Danke auch für die Info und ich finde das spannend... was machst du denn jetzt? Bzw. warum arbeitest du nicht mehr in dem Bereich? :-) Wo wird das dann überall verwendet? Im Fernsehen ist das ja mittlerweile gang und gebe...
Ich hatte da mal von gehört, mich aber bislang auch noch nicht damit befasst. Hier gibt es eine Info dazu:
https://www.bfsug.ch/wp-content/uploads/2018/11/F_CH_2018_10_OA_Merkblatt_Dolmetscher_web.pdf
Ich kam da vor einiger Zeit zu, weil ich mich gerne hätte "nebenbei", als mein Sohn noch klein war, zur Gebärdensprachdolmetscherin ausbilden lassen wollen. Es gab in unserem Umfeld (Kita z.B.) viele kleine Kinder mit Hörproblemen, einige trugen Hörgeräte, sollten operiert werden usw. und von daher hatte ich mich damit befasst. Auch hatte ich mal eine komplett taub-stumme Person in meinem entfernten Bekanntenkreis, aber wir hatten da auch so eine Art eigene Kommunikation entwickelt, aber dort halt auch viel über das Schriftliche machen müssen.
Das ist aber schon rund 10 Jahre her und ich habe die Sache nicht mehr richtig weiter verfolgt, sondern nur, wenn ich mal durch Zufall etwas im Internet dazu gelesen habe, die Berichte überflogen.
Hi TIAtia, Gebärdensprache finde ich auch total interessant und möchte das auch gerne mal lernen. Da gibt es dann aber auch regionale Unterschiede, oder? Oder gibt es auch so etwas wie eine Standardsprache?
Ich finde dann das Schriftdolmetschen eine super Ergänzung für gehörlose/schwerhörige Menschen. Auf sprachpilot.at habe ich auch gelesen, dass Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Menschen, die Deutsch nicht oder nicht gut genug verstehen, von Schriftdolmetschen profitieren können. Ich kenne das eigentlich auch von mir - selbst ohne Hörprobleme schalte ich gerne die Untertitel ein (sogar auf Deutsch), weil ich dann dem Gesagten besser folgen kann. :D
Ja, tatsächlich gibt es wohl so etwas wie "Dialekte" - warum auch nicht ;-)
Das mit den Untertiteln ist ja witzig - ich starre dann ständig da drauf und kann der Handlung über das Auge nicht mehr folgen...ich könnte das ehrlich gesagt nicht...ich finde das schwer...
Aber versteht man sich aufgrund der Dialekte auch untereinander oder ist das wirklich so sehr abweichend, dass man sich nicht mehr versteht?
Das mit den Untertiteln ist nur Übungssache... spätestens wenn man nichts versteht (aufgrund einer Fremdsprache) oder wenn sehr undeutlich gesprochen wird, ist man auf die Untertitel angewiesen... :-)
Deswegen hasse ich ausländische Filme mit Untertiteln...bin nur am lesen...nicht mehr am gucken.
Wie das mit den Dialekten ist, weiß ich nicht, aber ich vermute, dass das nur kleine Abweichungen sind und dass man den Sinn des Gesagten trotzdem erfasst. Wenn jemand richtig bayrisch spricht, verstehe ich auch nicht jedes Wort 100 %ig, aber den Sinn kann man ja immer noch mitbekommen.
@Tiatia, sorry, dass ich mich jetzt erst melde... der Weihnachtsstress hat wieder zugeschlagen ;-) Wie gesagt, an Untertitel kann man sich gewöhnen und mir ist lieber, ich habe Untertitel und verstehe was, als wenn ich nix verstehen würde :-) So muss es gehörlosen Menschen bestimmt auch gehen... Und ja stimmt, wichtig ist sicher, auf den Sinn zu achten und nicht auf jedes Wort... ich kenne diese Live-Untertitel von Youtube und das ergibt teilweise überhaupt keinen Sinn (weil sie durch Künstliche Intelligenz erzeugt werden)... also ich glaube schon, dass Schriftdolmetscher weiterhin wichtig bleiben (genauso wie Übersetzer, obwohl die automatische Übersetzung ja mittlerweile auch schon sehr gut ist... aber zu 100% vertrauen kann man dem auch nicht :-))
Hallo TIAtia, danke für die Rückmeldung. Bist du da selbst betroffen oder wie hast du das mitbekommen, wenn ich fragen darf? Ich habe das gelesen, was du geschickt hast und finde das interessant. Schriftdolmtschen düfte also neben Deutschland auch in der Schweiz und auch in Österreich eine Rolle spielen.
Anscheinend gibt es auch viel zu wenig Gebärdensprachdolmetscher (falls man die Sprache überhaupt "spricht")... Da ist Schriftdolmetschen sicher eine gute Alternative.