Roman Zeitform Wechsel?
Hallo zusammen,
ich bin angehende Autorin und schreibe meinen Fantasy Roman in der Vergangenheitsform Präteritum. Allerdings frage ich mich, ob für direkt Erklärungen auch kurzzeitig Präsens verwendet werden kann, da es sich sonst seltsam anhört.
Beispiel: Die Erklärung einer Gegebenheit innerhalb der Geschichte an den Leser:
Er lief (hier Präteritum wie gewöhnlich) zu ihr in die große Halle, wo ein Wächter stand. Die Wächter des Palastes waren/sind einer der wichtigsten Mitglieder des Reiches. Dabei handelt/handelte es sich um Männer mittleren Alters.
Würdet ihr hier weiterhin bei waren bleiben oder kann man hier die Gegenwartsform nutzen? Finde bei handelte klingt es etwas komisch.
Vielen Dank!
4 Antworten
Machst du eine Führung durch ein Schloss oder irgendein anderes Palais? Oder aber schreibst du einen Roman? Ich denke doch, letzteres! Da gehören solche Erläuterungen überhaupt nicht hinein. Sie stören nämlich den Fluss der Erzählung. Normalerweise sollten sich Begriffe selbst erklären bzw. innerhalb der Geschichte klar werden. Wenn du aber meinst, irgendetwas zum besseren Verständnis erläutern zu müssen, dann markiere das betreffende Wort mit einem * und mach eine Anmerkung unten auf der Seite.
- Solltest du im Laufe deines Romans viele Anmerkungen haben, dann markiere solche Wörter oder Wortgruppen fortlaufend mit Zahlen¹²³⁴ und mach am Ende deines Buches ein Verzeichnis mit Erläuterungen der Begriffe.
- Oder setze diese Begriffe in Kursivschrift und mache am Ende ein alphabetisches Verzeichnis.
- Es geht vielleicht sogar ganz ohne Markierungen. Ich habe z. B. immer noch ein Kinderbuch "Alima - Ein Mädchen aus Anatolien" (Grace Rasp-Nuri). Da stehen alle möglichen türkischen Begriffe (auch die Namen von Ortschaften) ohne jegliche Markierung im Text. Wenn beim Lesen ein Wort auftauchte, das ich nicht ohne weiteres verstand, habe ich am Ende des Buches in der alphabetischen Wortliste nachgeschaut. Das hat richtig Spaß gemacht. Dabei habe ich meine ersten türkischen Wörter gelernt, obwohl ich noch niemals ein türkisches Kind getroffen hatte. Für mich damals total spannend!
Übrigens: Es heißt nicht der, sondern das Mitglied, Plural: die Mitglieder. Der/Ein Palastwächter ist also eines/eins der wichtigsten Mitglieder des Reiches. Wörter mit Plural auf -er können Maskulinum sein, die meisten sind aber Neutrum:
- der: Mund/Münder, Mann/Männer, Rand/Ränder, Wald/Wälder
- das: Maul/Mäuler, Glied/Glieder, Lied/Lieder, Lid/Lider, Haus/Häuser, Dorf/Dörfer, Tal/Täler, Bild/Bilder, Geld/Gelder, Bad/Bäder, Huhn/Hühner, Biest/Biester, Dach/Dächer, Fach/Fächer, Buch/Bücher, Tuch/Tücher
Ich glaube ich würde bleiben. hört sich natürlicher an, wenn man darüber nachdenkt.
An sich ist das Präteritum richtig.
Aber! Was du da machst, ist einfach nur irgendwas runter erklären. Das gibt keine Spannung, ist einfach überhaupt nicht interessant zu lesen. Ich würde das komplett umformulieren, bzw die Info sogar komplett raus nehmen und an anderer Stelle beweisen, nicht nur erzählen, wenn es keine Konsequenz hat. 'Show, don't tell'. Und dann hast du das Problem auch nicht mehr, das Hintergrundinfos sich mit einer Zeitform komisch anhören - weil du sie nicht einfließen lässt wie ein alles erklärender Gott, sondern weil sie Teil der Geschichte sind.
Das Präteritum ist korrekt, wohingegen ich das PRÄSENS NUR (!) verwenden würde, um Spannung zu steigern: Er tat das, dann das, dann das...Plötzlich jedoch SIEHT er....