Reiselyrik?

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Mir fällt ein Sonett von August Graf von Platen zu diesem Thema ein:

Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.

Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.

Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte.

Weit klüger ist’s, dem Vaterland entsagen,
Als unter einem kindischen Geschlechte
Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.

Eines der bekanntesten Gediche (aber kein Sonett) zum Thema Reisen ist Der frohe Wandersmann von Joseph von Eichendorff. Dieses und andere findest du hier:

https://www.aphorismen.de/suche?f_rubrik=Gedichte&f_thema=Reisen

Ganz allgemein war Reisen ein beliebtes Thema der Romantik.

Mir fällt ein Sonett von mir ein:

Italienfahrt

O schnelle Fahrt! Die Felder an den Seiten
des Blicks vorüberfliegend. Welche Wonne!
Ich pflücke eine Handvoll gelber Sonne
und eine Handvoll blauer, lichter Weiten,

und streue sie auf dein zerzaustes Haar.
Wir fahren südwärts! Schon den Herbst vergessen,
schon fremde Wörter, dunkelnde Zypressen,
und rings schon der Zikaden schrille Schar.

Gemeinsam heller Wein und süße Lieder
und warme, lange Nächte Haut an Haut,
und morgens durch die offnen Fenster wieder

Italienhimmel, blau und froh und laut.
Du lachst. Ich seh’ in deinen Blicken zwei
ganz kleine graue Wolken. Schon vorbei!

Die Gedichte, welche Goethe im Rahmen seiner italienischen Reise schrieb, könnten vielleicht in der Klausur drankommen.