Referat über die Duden?

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Ich hatte mich mal mit der Schriftgeschichte des Duden befasst und kann folgendes zusammenfassen:

Der Duden für die deutsche Sprache wurde seit seiner ersten Ausgabe im Jahre 1880 bis einschließlich 1941 (12. Auflage) in Fraktur gedruckt.

Dann kam der verhängnisvolle Führer-Erlass, der mit einem Federstrich eine lange  Schriftgeschichte beendete. Dann wurde die 1941er Ausgabe im Jahre 1942 in Antiqua noch einmal nachgedruckt.

1947 erschien dann Auflage Nr. 13 als gesamtdeutsche in Antiqua.

Die 14. Auflage folgte dann für die DDR 1951 und für die Bundesrepublik 1954, d.h. erstmals getrennt. Und hier wird's nochmal interessant. Während man im Westteil Deutschlands seit dem NS-Schriftverbot nur reines Antiqua finden konnte, wurde in der DDR ab 1951 mit der 14. Auflage im Antiqua-Schriftsatz wieder das lange ſ verwendet, d.h. sowohl im Wörterverzeichnis als auch im übrigen Text des Duden. Das war bis 1956 so gegeben. Zwar wurde danach mit der 15. Auflage (1957-1966) und weiter mit der 16. Auflage (1967-1975) nicht mehr das lange ſ gesetzt, aber bis 1975 findet man im DDR-Duden im Wortteil eine Kennzeichnung des Schluss-s durch Unterstreichung desselben, so dass im Gegensatz zu Westdeutschland man in der DDR bis einschließlich 1975, d.h. noch 30 Jahre nach Kriegsende und 34 nach jenem unseligen Schrifterlass die alte deutsche Schreibweise entsprechend den S-Regeln nachschlagen konnte.

Über die Gründe, warum man das in der DDR bis 1975 konnte, in der Bundesrepublik hingegen zu keinem Zeitpunkt, kann man nur spekulieren.

Sah man sich im Westen daran gebunden, was bis heute nicht formell aufgehoben worden war, d.h. am Schrifterlass, oder war man froh, einen alten Hut abgelegt zu haben?

Hatte das in der DDR mit der Überzeugung zu tun, zu den Siegern der Geschichte zu gehören und sich dann natürlich nicht an irgendwelche NS-Erlasse halten zu müssen?

Oder hat man das Ganze im Osten einfach pragmatisch gesehen, vielleicht auch etwas entspannter hinsichtlich der Vergangenheit?

Oder hat man einfach nur gerechnet, indem die Zahl derer, welche die deutsche Schrift noch regulär gelernt hatten, als schrumpfende und langsam zu vernachlässigende Größe ansah?

Ab 1976 war es dann mit der 17. Auflage auch in der DDR endgültig vorbei mit irgendeiner Kennzeichnung der S-Schreibung, d.h. 31 Jahre nach dem Krieg und 35 nach dem bis heute nachwirkenden Kulturbruch der Nazis.