Referat - Interpretation und Analyse eines Gedichtes von P. Celan?
Ich brauche Hilfe bei einem Referat. Es geht um die moderne Epoche und ein Bestandteil davon ist eine Gedichtsanalyse. Die Aufgabe: Analysieren Sie das vorgegebene Gedicht: Beschreiben Sie detalliert den Inhalt und interpretieren die Themen/Motive, setzen Sie diese in Bezug zur Epoche. Analysieren Sie auch die Form des Gedichtes: Inwiefern stimmen Form und Inhalt überein? Und inwiefern ist das Gedicht insgesamt typisch für die Epoche?
Leider habe ich in meinen Unterlagen und im Internet keine passenden Informationen gefunden und wäre froh um jede Hilfe. Das Gedicht:
Paul Celan: Mohn Die Nacht mit fremden Feuern zu versehen, die unterwerfen, was in Sternen schlug, darf meine Sehnsucht als ein Brand bestehen, der neunmal weht aus deinem runden Krug. Du mußt der Pracht des heißen Mohns vertrauen, der stolz verschwendet, was der Sommer bot, und lebt, daß er am Bogen deiner Brauen errät, ob deine Seele träumt im Rot. Der Sand aus den Urnen Er fürchtet nur, wenn seine Flammen fallen, weil ihn der Hauch der Gärten seltsam schreckt, daß er dem Aug der süßesten von allen sein Herz, das schwarz von Schwermut ist, entdeckt.
1 Antwort
Ich verstehe solche Aufgaben nicht. Schon der Text der Aufgabenstellung zeigt, wie ahnungslos der « Pädagoge » ist, der das zusammengebastelt hat : man soll den « Inhalt » ganz schön isolieren und dannzeigen, dass Form und Inhalt (die also durchaus trennbar sind)« übereinstimmen » : als ob das Gedichteschreiben darin bestünde, dass man sich einen « Inhalt » aussucht und ihm dann die gemäße Form gibt. Seit mindestens zwei Jahrhunderten wird nicht so geschrieben.
Und natürlich – wie immer, wenn so vorgegangen wird – ist die Form doch nicht so wichtig wie derInhalt (man soll sie ja “auch” beschreiben…); das widerspricht der zu findenden Übereinstimmung, aber das sieht der Pädagoge nicht einmal. Das Ganze ist zum Heulen.
Das ist sicher einfrühes Gedicht von Celan (später hat er nämlich ganz anders geschrieben). Es geht auch in die Richtung "Dinggedicht" - ich lese da Auch ziemlich deutlich den Einfluss Rilkes heraus (Rilke hat das moderne Dinggedichterfunden).
Im ersten Vers steht übrigens fast ein Rilke-Zitat (aus dem Gedicht An den jungen Bruder ist die Rede “von fremden Feuern”). Vielleicht kann man hier auch einen Anklang an die Redewendung “sich mit fremden Federn schmücken” wahrnehmen - aber gerade der Unterschied ist hier interessant (nicht “sich”, sondern “die Nacht”)
Auch die Enjambements in Strophe 2 und 3 sind für Rilkes Dinggedichte charakteristisch.
Du kannst hier betonen, dass die Form sehr klassisch ist: Vierzeiler, Reimschema durchgehendabab, also sogenannte Kreuzreime. Und sie stimmt mit dem angeblichen “Inhalt”gar nicht, der ja alles andere als klassisch ist !!
Das schon verklausulierte, fast manirierte Gedicht (auch das ein Rilke-Effekt) handelt wohl von Liebe (s. Schlussverse). Der Mohn ist die Blume des Vergessens (daher das Gedichtband von Celan: Mohn und Gedächtnis),"heiss", das Rot und “seine Flammen” verweisen hier wohl auf die Liebe.
In der zweiten Strophe ist vom Sommer die Rede, “wenn seine Flammen fallen” (3. Strophe) dürfte also auf den Herbst verweisen.
"am Bogen deiner Brauen" ist eine interessante Alliteration, ebenfalls die f-Alliterationam Anfang der 3. Strophe:
"Er fürchtetnur, wenn seine Flammen fallen"
und natürlichim Schlussvers: "schwarz von Schwermut"
Ich habe leider keineZeit, länger über das Gedicht zu reflektieren – egal: das ist bestimmt keine Aufgabe für Schüler, nachdem die Lehrkraft selbst gezeigt hat, dass sie von Dichtung nichts versteht.