Referat - Interpretation und Analyse eines Gedichtes von P. Celan?

1 Antwort

Ich verstehe solche Aufgaben nicht. Schon der Text der Aufgabenstellung zeigt, wie ahnungslos der « Pädagoge » ist, der das zusammengebastelt hat : man soll den « Inhalt » ganz schön isolieren und dannzeigen, dass Form und Inhalt (die also durchaus trennbar sind)« übereinstimmen » : als ob das Gedichteschreiben darin bestünde, dass man sich einen « Inhalt »  aussucht und ihm dann die gemäße Form gibt. Seit mindestens zwei Jahrhunderten wird nicht so geschrieben.

Und natürlich – wie immer, wenn so vorgegangen wird – ist die Form doch nicht so wichtig wie derInhalt (man soll sie ja “auch” beschreiben…); das widerspricht der zu findenden Übereinstimmung, aber das sieht der Pädagoge nicht einmal. Das Ganze ist zum Heulen.

Das ist sicher einfrühes Gedicht von Celan (später hat er nämlich ganz anders geschrieben). Es geht auch in die Richtung "Dinggedicht" - ich lese da Auch ziemlich deutlich den Einfluss Rilkes heraus (Rilke hat das moderne Dinggedichterfunden).

Im ersten Vers steht übrigens fast ein Rilke-Zitat (aus dem Gedicht An den jungen Bruder ist die Rede “von fremden Feuern”). Vielleicht kann man hier auch einen Anklang an die Redewendung “sich mit fremden Federn schmücken” wahrnehmen  - aber gerade der Unterschied ist hier interessant (nicht “sich”, sondern “die Nacht”)

Auch die Enjambements in Strophe 2 und 3 sind für Rilkes Dinggedichte charakteristisch.

Du kannst hier betonen, dass die Form sehr klassisch ist: Vierzeiler, Reimschema durchgehendabab, also sogenannte Kreuzreime. Und sie stimmt mit dem angeblichen “Inhalt”gar nicht, der ja alles andere als klassisch ist !!

Das schon verklausulierte, fast manirierte Gedicht (auch das ein Rilke-Effekt) handelt wohl von Liebe (s. Schlussverse). Der Mohn ist die Blume des Vergessens (daher das Gedichtband von Celan: Mohn und Gedächtnis),"heiss", das Rot und “seine Flammen” verweisen hier wohl auf die Liebe.

In der zweiten Strophe ist vom Sommer die Rede, “wenn seine Flammen fallen” (3. Strophe) dürfte also auf den Herbst verweisen.

"am Bogen deiner Brauen" ist eine interessante Alliteration, ebenfalls die f-Alliterationam Anfang der 3. Strophe:

"Er fürchtetnur, wenn seine Flammen fallen"

und natürlichim Schlussvers: "schwarz von Schwermut"

Ich habe leider keineZeit, länger über das Gedicht zu reflektieren – egal: das ist bestimmt keine Aufgabe für Schüler, nachdem die Lehrkraft selbst gezeigt hat, dass sie von Dichtung nichts versteht.

 



valeriiuus 
Beitragsersteller
 26.04.2017, 12:20

Danke viel mal!

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