Privater Notfallrucksack/Rettungsrucksack?
Hallo, und zwar habe ich jetzt schon öfter im Internet gelesen, dass viele NFS/RS oder ähnliche abgeneigt von privaten Notfallrucksäcken sind aber warum? Kann mir jemand erklären warum das so negativ gesehen wird und man direkt als "Rettungsrambo" bezeichnet wird? Also ich persönlich habe noch nie wirklich daran gedacht mir einen Notfallrucksack ins Auto oder so zu packen aber verstehe es trotzdem nicht , dass dieses Thema so verpönt ist weil ist ja jedem seine Sache ob er das haben will oder nicht.... Handwerker werden ja auch nicht so genannt nur weil sie einen Werkzeugkoffer im Auto habe... weil wenn man im Rettungsdienst ist und jemanden etwas passiert ist es doch gut wenn man gleich etwas passendes zum helfen dabei hat und weis wie man es richtig anwendet.
Hoffe ihr könnt mir das erklären wiese das heutzutage so ist :)
5 Antworten
dass viele NFS/RS oder ähnliche abgeneigt von privaten Notfallrucksäcken sind aber warum?
Lustiges Beispiel aus dem Ehrenamt: Ein Kollege eines anderen Ortsvereines meinte letztens vor der Prüfung zum Sanitäter (ca. 48h-Lehrgang im DRK), er wolle sich für sein Auto ebenfalls einen eigenen Notfallrucksack zusammenstellen. Wir reden hier also nicht mal von höher qualifiziertem Personal in Form von NFS/RS, sondern vom Basislehrgang des ehrenamtlichen Katastrophenschutzes. Selbiger stand auch am ersten Lehrgangstag mit eigenem Stethoskop und Rettungsmesser sowie Schere am Holster vor mir.
In erster Linie ist es meiner Meinung nach - je nachdem, was man mit führt - schlichtweg überflüssig. Angenommen du triffst als Sanitäter auf einen Verkehrsunfall - was bringt es dir, dort von möglichen Patienten sämtliche Vitalparameter zu erheben, wenn der Rettungsdienst nach knapp 10 Minuten eintrifft und das Ganze sowieso eigenständig nochmal wiederholt, einfach weil es zu deren Basismaßnahmen gehört (und ich aus Sicht des Rettungsdienstes einem dahergelaufenem Typen, der sich als Sanitäter ausgibt, sowieso keineswegs vertrauen würde).
Grundsätzlich findet man alles für eine Erstversorgung als Ersthelfer in einem handelsüblichen Verbandskasten, alles andere wird von den angeforderten Rettungsmitteln mitgebracht und eigentlich auch nur von dort genutzt. Es bringt meinem Kollegen recht wenig, wenn er vor Ort schon Zugang & Infusion vorbereitet hat und der Rettungsdienst das selbe Prozedere in unter 30 Sekunden erneut durchführt weil dieser nicht sicher gehen kann, das die Vorbereitung meines Kollegen korrekt, sauber & hygienisch durchgeführt wurde.
Zusätzlich müssen viele medizinische Produkte regelmäßig geprüft und gewartet werden. Im Ehrenamt ist das für mich in erster Linie erst einmal zweitrangig, für sowas gibt es Medizinproduktebeauftragte, welche sich bei uns darum kümmern - und auch im Fall, das etwas nicht ordnungsgemäß von ihnen geprüft wurde, den Kopf dafür hinhalten. Privat hast du eine solche Absicherung nicht und wenn doch etwas schief geht, weil das Produkt a) entweder nicht korrekt geprüft wurde und deshalb defekt ist oder du b) nicht genügend Routine hast, deshalb Fehler passieren oder du c) erst gar keine richtige Einweisung darauf erhalten hast, stehst du komplett alleine da.
man direkt als "Rettungsrambo" bezeichnet wird?
Als weiterer Grund gibt es vermutlich Menschen, welche mit vollgepacktem Holster und Rettungsrucksack im Kofferraum einfach ihr Selbstwertgefühl steigern möchten (vgl. Profilneurose oder sowas in der Art). Selbiges habe ich im Ehrenamt schon bei Kollegen beobachtet, welche den halben Tag in ihrer Dienstkleidung (welche bei uns üblicherweise Zuhause gelagert wird) herumlaufen, sprich: nach dem Dienst noch einkaufen, tanken und währenddessen alles auf sozialen Medien präsentieren.
Nun ja, komplette Notfallrucksäcke sind eigentlich vollkommen übertrieben und das sollte das entsprechend qualifizierte Rettungsfachpersonal (NotSan, RettAss, RettSan und ferner RH) kraft seiner Ausbildung eigentlich auch wissen!. Wir alle lernen/ wissen, dass eine erweiterte notfallmedizinische Versorgung eigentlich nur in Teamarbeit überhaupt möglich ist, weswegen ja auch die Rettungsmittel immer mit mindestens zwei fachlich qualifizierten Personen besetzt sind. Eine leitliniengerechte-/konforme erweiterte Erstversorgung ist nur mit mindestens zwei professionellen Helfer*innen möglich. Beispielsweise, bietet der HWS- Stützkragen alleine keine ausreichende Immobilisation bei Verdacht auf eine HWS- Verletzung sondern nur in der Kombination mit der Vakuummatratze oder dem Spineboard mit Kopffixierungssystem, sodass die HWS auch nach der Anlage eines Stützkragens bis zur vollständigen Immobilisation weiterhin manuell stabilisiert werden muss. Zudem gilt der HWS- Stützkragen bei einem schweren SHT mittlerweile als kontraindiziert, da er den venösen Abfluss behindert und dadurch den Hirndruck noch weiter erhöhen kann. Was für einen Benefit bringt der Stützkragen also noch, wenn man als professioneller Helfer alleine vor Ort ist?, keinen wenn man ehrlich ist. Für Infusionslösungen bietet das Privatfahrzeug nicht die erforderlichen Lagerungsbedingungen, die Rettungsmittel, haben ja nicht umsonst ein Thermofach hierfür. Einmal gefrorene Infusionslösungen, müssen ausgetauscht werden, versehentlich kalt infundierte Infusionslösungen, sind für den Patienten zumindest wenn sie in einer größeren Menge infundiert werden gefährlich bis hin zu lebensbedrohlich. Medikamente, sind alleine und ohne Ausstattung um eventuelle Komplikationen zu beherrschen ebenfalls lebensgefährlich, zumal ebenfalls die Lagerungsbedingungen nicht erfüllt werden können. Die einzige Ausnahme würde ich bei Adrenalin sehen, denn das rettet bei einem anaphylaktischen Schock wirklich Leben, muss allerdings ohne Kühlung alle vier Wochen ausgetauscht werden, was privat ebenfalls nicht möglich ist. Abschließend würde ich sagen, besteht die Hauptsache in zwei Fragen:
1.) Was ist wirklich für den Patienten lebensrettend und
2.) Was kann alleine sinnvoll angewendet werden.
Wenn man diese zwei grundsätzlichen Fragen beachtet, dann bleibt sehr wenig übrig, was wirklich einen Sinn ergibt. Im Wesentlichen sind dies eine Beatmungsmaske und ein Tourniquet, das war's dann aber meiner Ansicht nach auch schon.
Mfg
Das nenne ich eine sehr sachliche Meinung. Danke! jetzt wo du es so schreibst kommt es natürlich logisch rüber nur meisten sieht man Kommentare wie "Lachnummer" oder Rettungsrambo"
Hi,
Hoffe ihr könnt mir das erklären wiese das heutzutage so ist :)
Nun, im Grunde genommen ist das nicht nur "heutzutage" so - die Einstellung gibt es in Rettungsdienstkreisen seit Jahrzehnten.
Man muss hier letztendlich die Fragen betrachten
- Was kann man tatsächlich sinnvoll gebrauchen?
- Was kann man alleine sicher anwenden?
- Was ist im Erstangriff tatsächlich wichtig? und
- Was hat tatsächlich eine lebensrettende Konsequenz für den Patienten?
Spätestens hier wird auffallen, dass
- Material zur erweiterten Versorgung entweder unter speziellen Bedingungen überhaupt (z.B. die Lagerung von Infusionen, wie Rollerfreake schon angesprochen hat) oder nur zu zweit korrekt angewendet werden kann und
- eine sinnvolle Erstversorgung - inklusive Absicherung, sauberen Notruf und lebensrettenden Sofortmaßnahmen - nicht nur das A und O ist, sondern die Zeit bis zum Eintreffen der Regelrettung problemlos überbrückt. Und dafür braucht man erstaunlich wenig.
Erweiterte Versorgungsmaßnahmen kommen überhaupt erst dann ins Spiel, wenn die Basismaßnahmen abgefrühstückt sind. Und wenn erweiterte Versorgungsmaßnahmen ergriffen werden müssten, ist eine weitergehende Versorgung durch den (frühzeitig) alarmierten Regelrettungsdienst sichergestellt.
Kurzum: man wird selten überhaupt in die Verlegenheit kommen, irgendwelches Profi-Equipment einzusetzen, wenn man korrekt arbeitet und entsprechend eskalierend vorgeht. Von wenig zu viel, Basismaßnahmen zu erweiterten Maßnahmen.
Rechtliche Probleme - wie z.B. bei der Bevorratung von Medikamenten - sind bei dieser Betrachtung noch völlig außen vor.
Warum also verpönt?
Im Grunde genommen zeigt die massive Aufrüstung des Privat-PKW oft einfach eines: der Betroffene hat sich wenig bis gar keine Gedanken gemacht (oder weiß es einfach nicht), was sinnvoll und notwendig ist.
Eine unzureichende fachliche Einschätzung der Notwendigkeit und die Tendenz, als Privatperson bei der Erstversorgung "zu übertreiben" und an die Grenzen der Kompentenz zu gehen, kommt berechtigterweise bei den Kollegen nicht gut an. Man könnte auch sagen: in gewisser Weise zeigen sich so zumindest fachliche Defizite.
Es mag dabei mitunter auch "Wichtigtuerei", Selbstüberschätzung oder der Befriedigung einer Profilneurose dienen - das wären durchaus auch charakterliche Schwächen, die den Kollegen bisweilen sauer aufstoßen.
Persönliche Meinung
Es objektives "Brauchen" gibt es hier nicht - ich kann selbst in der letzten Ecke Deutschlands davon ausgehen, dass bei rechtzeitiger Alarmierung und soliden Basismaßnahmen spätestens dann ein RTW vor mir steht, wenn ich tatsächlich erweiterte Maßnahmen anwenden müsste.
Und für eine solide Erstversorgung gibt es tatsächlich nichts, was man tatsächlich über ein Standard-KFZ-Verbandkasten hinaus benötigen würde.
LG
Wenn es mit dem Rettungsdienst nicht mitlerweile das Problem gäbe das Sie unterbesetzt sind und teilweise bis zu 1 1/2h trotz richtiger entsprechender Alamierung mit Hinweis das die Rehanimation schon eingeleitet wurde, braucht. Man z.B. Als Betriebssanitäter ausgebildet ist, welches die gleiche Ausbildug ist wie bei einem Sanitäter auf dem RTW nur in einer kürzeren Zeit. Man selbst, da der Rettungsdienst schon so angekündigt wird das es dauern wird, selbst mit medizinischem OP Personal (Ausgebildet in allen Fachrichtungen inkl. Wiederbelebung am offenem Herzen) den Verunfallten ins Krankenhaus bringt mit Vorankündigung in der Notaufnahme (was laut STVO in solchen Fällen auch erlaubt ist) und sich bei den Rettungsfahrzeugen mit dem privat PKW hinstellt, entsprechendes Transportmittel aus der Notfallschläuse holt und Ihn umlagert blöde angequatscht wird das seih nicht zulässig, frage ich mich was lernt Ihr nur noch?
OK das sind jetzt 3 Fälle zusammengewürfelt. Es spielt sich aber immer das selbe ab!
Warum darf medizinisches Personal nicht Helfen wenn einer vor dem Tor zusammen klappt, sondern muss theoretisch warten bis der NAW den Patienten auf die Trage gelegt hat und 0,5m über die Grundstücksgrenze geschoben hat damit das entsprechende richtige Personal, auch wenn in ziviel Maßnahmen fachgerecht ergreifen könnte?
Wenn die Fahrt 15 min. braucht ohne zu rasen, man schon Blaulichtfahrten durchgeführt hat (Bundesebene), der Rettungsdienst mit langer Anfahrt angekündigt wird und wir der Leitstelle mitteilen das es ein Privattransport wird wegen der Komplikationen und gerade noch Transportfähigkeit mit dem Patient inkl. fachkundiger Erstversorgung und Begleitung. Und dann einen so von oben herrab von den RTW Besatzungen die gerade aus der Pause gekommen ist, in der Fahrzeugschleuse angemacht zu werden mit dem Hinweis das seih nicht zulässig?
Oder wenn mann wartet dann ein 10 jähriger für immer im Wachkoma liegt da der RTW 1h später und der NAW nochmals 15min später zu der Wiederbelebungsmaßnahme da zu gestoßen sind, wo wir 4 Ersthelfer froh waren das wir zu 4 waren um uns ab zu wechseln? Nur neben bei, bei diesem Fall wurde die Leitstelle über die maximal seit 3min fehlenden Vitalparameter informiert, da ein anderes Kind uns gerufen hatte und das bewustlose Kind kurz vor her noch von uns gesehen wurde, und das die HLW gestartet wurde bei dem 10 jährigen. Und die Staatsanwaltschaft hatte danach die Ermittlung gegen den Rettungsdienst aufgenommen, da die Staatsanwaltschft gesehen hatte das wir kpl. Ausgerüstet waren und sachkudige Sofortmaßnahmen durchgeführt hatten (Inkl. vorhandener Kindermaske und AMBU) nur der Rettungsdienst vermutlich erst noch das WM Spiel zuende schauen wollte! (Währe der 10 jährige entsprechend transportiert worden und dann entsprechend mit Medikamenten behandelt worden währe das vermutlich anders ausgegangen, da die Zeit von 10 min die eigentlich durch Ersthelfer überbrücktwerden sollen, vom Rettungsdienst eingehalten worden währe!)
Eben so hatte der Mitschnitt gezeigt das wir abwechselnd alle 10 min (nach je 2 wechsel des Teams (Sporttrainer mit erweiterter Erster-Hilfe und Physioausbildung) angerufen hatten um zu Fragen wo der NAW bleibt! Und das sind leider mitlerweile keine Einzelfälle mehr, neben dem Kompetenzgehabe zwischen den Rettungsdiensten.
Eben so wird in nahen Ausland und in Bayern mitlerweile der first Resonder eingesetzt was auch Freiwillige sind, da die Rettungsdienste immer schlechtere Anfahrzeiten haben, die nur durch diese Dienste in der Statisik geschönt werden.
Zur Hilfe ist ja sowieso jeder verfplichtet, auch wenn es nur den Notruf wählen ist oder eine Betroffene Person nicht alleine lassen...
Von ausgebildeten Personen würde ich erwarten das sie Eigeninitiative zeigen und bei zufälligen Begegnungen mit einem Unfall, einer Verletzung und Co, wissen was zu tun ist, anderen Ersthelfer anleiten können...
Eine halbe Rettungswagen ausstattung muss aber keiner mit sich rumtragen. Bringt auch nichts wenn man einiges eh nicht alleine anwenden kann. natürlich kann man nichts dagegen sagen wenn jemand eine Basisausrüstung dabei hat, die mehr als ein Erste Hilfe Set ist... Wenn man damit nur einer person mal irgendwann helfen kann, hat es sich doch schon gelohnt.
Immer dabei hat man das ja auch nicht...
Besser kann man es nicht formulieren 👍