Welche Vorteile und Nachteile hatte der Ostrakismos?

2 Antworten

Um Argumente zu finden, kann es helfen, Aussagen in antiken Texten, warum/zu welchem Zweck der Ostrakimos (ὀστρακισμός) eingeführt worden ist, und bekannte Beispiele einzubeziehen.

einige Einfälle:

Vorteile

  • demokratisches Verfahren, bei dem die Volksversammlung abstimmt, ob in einem Jahr ein Ostrakismos durchgeführt wird oder nicht, und bei dem die Mehrheit der Stimmen entscheidet
  • für die Betroffenen milder (nur 10 Jahre Verbannung, aber kein Verlust von Besitz und Ehre) als einige andere Möglichkeiten (z. B. Hinrichtung, hohe Geldstrafe, Beschlagnahme und Einzug des Besitzes, dauerhafte Aberkennung der Bürgerrechte) bei einer schweren Niederlage im politischen Machtkampf, kann Eskalation vermeiden, ist aber wegen der Wichtigkeit persönlicher Präsenz in eine antiken Polis eine wirksame Maßnahme
  • Möglichkeit frühzeitiger Ausschaltung einer Bedrohung durch machtgierige Menschen mit schlimmen Absichten (nach antiken Darstellungen war der Ostrakismos dazu gedacht, eine erneute Errichtung einer Tyrannis zu verhindern)
  • Mittel der Beendigung von Kämpfen Adliger gegeneinander aus persönlichen Motiven, ohne Rücksicht auf die Gesamtheit der Bürger
  • längerfristige Klärung von Sachfragen durch eine Richtungsentscheidung, indem ein Hauptbefürworter/Hauptgegner verschwand und dies eine klare Botschaft einer Mehrheit der Bürger über ihre Meinung zu dem Thema war

Olli69114  02.09.2021, 08:46

Danke bira

hast meiner Gruppe das Leben gerettet

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Albrecht  22.09.2015, 08:23

Nachteile

  • keine sachbezogene Begründung und Diskussion erforderlich
  • eine Verbannungsentscheidung konnte Menschen treffen, die sich nicht besonders schlecht verhalten hatten, die keine schlimmen Absichten hatten, bei denen keine strafbaren Handlungen vorlagen, die keines Vergehens schuldig waren (z. B. ist bei Aristeides, der den Beinamen „der Gerechte“ hatte, anscheinend eine politische Richtungsentscheidung getroffen worden, zugunsten der Flottenpolitik des Themistokles)
  • im Hauptverfahren war nur negative Stimmabgabe möglich, gegen jemand, was Feindschaft, Neid, Gehässigkeit und ähnlichen Gefühlen und Stimmungen der Antipathie Raum gibt
  • Unsicherheit des Ausgangs (es kam darauf an, gegen wen es sehr viele Stimmen gibt, es konnten nicht als Gegengewicht Stimmen für jemanden abgegeben werden)
  • ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, daß eher ein an Macht, Einfluß und Beliebtheit an zweiter Stelle stehende Politiker verbannt wurde als ein zu diesem sich in einem Gegensatz befindender an erster Stelle stehender Politiker
  • Anfälligkeit für Manipulation, indem Politiker ihre Anhängerschaften zu einer gemeinsamen Stimmabgabe gegen irgendeinen anderen vereinten (dies taten Alkibiades und Nikias [bzw. Phaiax] gegen Hyperbolos, der - irgendwann in Zeitraum von 417 - 415 v. Chr. - die Durchführung eines Ostrakismos beantragt hatte; danach ist anscheinend das Verfahren in der Praxis nicht mehr durchgeführt worden, politische Prozesse waren ein zielgenaueres Mittel)
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NetterGau  09.10.2023, 16:32
@Albrecht
  • im Hauptverfahren war nur negative Stimmabgabe möglich, gegen jemand, was Feindschaft, Neid, Gehässigkeit und ähnlichen Gefühlen und Stimmungen der Antipathie Raum gibt
  • Unsicherheit des Ausgangs (es kam darauf an, gegen wen es sehr viele Stimmen gibt, es konnten nicht als Gegengewicht Stimmen für jemanden abgegeben werden)

wieso ist das ein Negativaspekt? Konnte man sich nicht enthalten?

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Albrecht  09.10.2023, 18:41
@NetterGau

Es hatten im Hauptverfahren die Stimmen Bedeutung, die für einen Ostrakismos (also gegen eine bestimmte Person) abgegeben wurden. Möglich war, sich nicht zu beteiligen (Abgabe einer Tonscherbe ohne Namen wäre dem in der Wirkung gleichgekommen). Es gab also keine Möglichkeit, dies mit Stimmen zugunsten einer bestimmten Person auszugleichen. Alkibiades und Nikias haben sich bei einem Ostrakimosverfahren irgendwann in Zeitraum von 417 - 415 v. Chr. abgesprochen und ihre Anhängerschaft gegen Hyperbolos vereinigt, der dann verbannt wurde.

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Hallo Jasiii160200,

du hast das Richtige getan: du bist mit Logik an die Frage herangegangen und hast schon einige Argumente für und gegen Ostrakismos überlegt. Es wäre fair, sie uns mitzuteilen, damit wir deine Argumentenliste ergänzen können.

MfG

Arnold


Jasiii160200 
Beitragsersteller
 18.09.2015, 07:16

Sorry, ich hab das total vergessen ^^` Also: Contra: -Es werden teilweise unschuldige Menschen verbannt Pro: -Die Menschen können selbst bestimmen, ob sie ein Scherbengericht abhalten wollen -Die Bürger wissen manchmal, das jemand böse ist und durch das Scherbengericht wird dieser Mensch "entfernt" (Ich muss mir noch eine bessere Formulierung überlegen) Das wars ^^ nicht so unglaublich viel, aber immerhin etwas :)

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