Meine Freundin hat eine Esstörung?

1 Antwort

Sie berichten nicht viel über die Form der Ess-Störung, aber es klingt eher nach "Untergewicht/Magersucht/Ess-Brech-Sucht". Oder eben ausgeprägtem Diät-Verhalten.
Leider ist Liebe und Wohlwollen nicht ausreichend, um eine echte Ess-Störung zu "heilen". Wenn es ausgeprägt ist, wird sich die betroffene Person ggfs. unter Druck gesetzt fühlen und nach Ausweichstrategien suchen. Beliebt ist eben "offiziell gut essen", hinterher oder zwischendruch erbrechen, es gibt natürlich auch den Abführmittel-Missbrauch. Das heißt, auch wenn es so aussieht, als ob sie oder er "normal" isst, kann im Hintergrund sehr viel heimlich ablaufen.
Ich wage zu behaupten, dass insbesondere die (Liebes-)Partner wenig tun können. Es handelt sich oft (das muss n Ihrem Fall nicht so sein, sie beschreiben bislang zu wenig) um eine "Suchterkrankung". Diese ist nur sehr eingeschränkt durch Willen und Wollen beherrschbar. Eher wird es zu Verdeckungsstrategien kommen.
Sie können versuchen, das abweichende Verhalten einfach anzunehmen und keinen Einfluss zu nehmen. Vielleicht (z.B. bei gestörtem Körperbild) wird die betroffene Person mittelfristig Ihre Zuneigung als stärkend empfinden und die (hier nur theoretisch unterstellten) "Suchtmechanismen" nicht mehr so stark brauchen - weil sie sich akzeptiert fühlt.
Wahrscheinlich ist jedoch, dass eine Ess-Störung schon lange besteht und ihre Ursachen in alten Erfahrungen hat.
Ich muss Ihnen sagen: das wird dann nicht einfach. Ein Partner kann kein Therapeut sein.
Sie sollten auf jeden Fall "bei sich selber bleiben". Lassen Sie sich nach Möglichkeit nicht in das Konstrukt hereinziehen. Essen Sie selbst, was Sie mögen, auch wenn das in scharfem Kontrast zur betrofffenen Person steht. Spotten Sie nicht (das werden Sie sicher nicht tun), aber zeigen Sie, dass Sie einen anderen Zugang zu dem Thema haben. Klarheit ist ganz wichtig, nicht Anpassung. Allerdings nicht Belehrung oder Diskussion, sondern unaufgeregtes Festhalten an den eigenen Maßstäben.
Vorwürfe bringen tatsächlich wenig. Ich behaupte, wenn das Essverhalten tatsächlich pathologisch (=krank, unnormal, ungesund) ist, dass nur eine Therapie helfen kann. Je jünger die Patientin oder der Patient, desto wahrscheinlich die Heilung oder Besserung.
Sollten Sie über einen längeren Zeitraum in einer Beziehung oder im Kontakt sein, dann kann Ihnen eine Antwort hier das ganze Spektrum kaum verdeutlichen. Es gibt mit Sicherheit Selbsthilfegruppen für Angehörige von Ess-Gestörten. Wenn Sie die selbst nicht finden sollten, suchen Sie nach der Telefonseelsorge und besprechen das Thema dort. Die Mitarbeiter kennen oft Anlaufstellen.
Ich weiß, ich antworte jetzt viel, was Ihnen u.U. zu schaffen macht. Habe aber selber 5 Jahre mit einer Magersüchtigen zusammengelebt und hatte keine Idee und keine Hilfe. Deswegen - Antwort aus eigener Erfahrung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung