Medikamente (Rtw, Notarzt) bei starker Hyperventilation?

3 Antworten

Hi,

sofern die Basismaßnahmen wie eben eine Rückatmung und Beruhigung des Patienten nicht funktionieren oder keinen ausreichenden Erfolg haben, werden die Patienten medikamentös sediert.

Dafür werden, wie Maxxismo schon gesagt hat, unterschiedliche Benzodiazepine verwendet.

Ist allerdings aufgrund möglicher Nebenwirkungen eher ein zweischneidiges Schwert...

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Wenn Basismaßnahmen wie Beendigung der auslösenden Stresssituation, Atmungsanweisungen und Rückatmung in eine Tüte oder in eine Hyperventilationsmaske keinen ausreichenden Erfolg bringen, dann finden Benzodiazepine Anwendung, um die Hyperventilation medikamentös zu durchbrechen. Das Wichtigste ist, die Stresssituation zu beenden und auch die Maßnahme der Rückatmung in eine Tüte oder in die Hyperventilationsmaske zu erklären, denn ein Mensch, der unter Atemnot leidet und somit glaubt, mehr Sauerstoff zu brauchen, der findet es ersteinmal nicht gerade beruhigend, wenn er eine Tüte vorgehalten bekommt. Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Ayan123 
Beitragsersteller
 09.10.2020, 22:11

Hey, danke für deine Antwort.

Bei mir (M/15) wurde mit Atmennot (und darauf folgende Hyperventilation) vom Rtw (+Notarzt) abgeholt/behandelt. Die sannitäter konnten mich nicht beruhigen und die Rückatmung in die Tüte hat auch nicht geholfen. Ich hatte starke Schmerzen in der Brust und im Rücken (schmerzskala 8-9/10), konnte den Schmerz kaum aushalten. Nach 25min war ich immernoch nicht beruhigt sondern sehr unter stress, die haben mich nicht beruhigt bekommen und ich bin währendessen immernoch hyperventiliert. Jetzt die Frage: sollten sie mir Medikamente (Benzodiazepine) geben/Venös verabreichen oder es weiter mit der Tüte versuchen? {Tüte war erfolgslos})

Nach 3 Stunden (Im Krankenhaus) war es immernoch so. Schmerzmittel etc. habe ich nicht bekommen.

Also war das eine Gute entscheidung von den Sannitäter (/Notarzt) mir nichts zu verabreichen. Ich konnte nichts machen und ich hatte sehr starke schmerzen.

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Rollerfreake  10.10.2020, 13:43
@Ayan123

Ist der Notarzt anwesend, ist es eine ausschließlich ärztliche Entscheidung, ob und welche Medikamente verabreicht werden, ein Arzt hat natürlich in den medizinischen Fragen ab dem Zeitpunkt seiner Anwesenheit Weisungsbefugnis gegenüber dem nichtärztlichen medizinischen Fachpersonal. Ein Notarzt wird i.d.R. dann hinzugezogen, wenn die Basismaßnahmen zu keinem nennenswerten Erfolg führen, eben um dann Medikamente zu verabreichen aber ob er dass tut, darüber entscheidet natürlich der Arzt selber. Von Schmerzen war in der eigentlichen Fragestellung noch nicht's zu lesen, hier wäre dann natürlich im Allgemeinen auch ein Schmerzmittel angebracht gewesen. Mfg.

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Die Tüte allein wird auch nur sehr eingeschränkten Nutzen haben. Sie ist eigentlich nur ein Zusatz zu dem, was am wichtigsten ist: Den Menschen beruhigen!

Einige Ersthelfer übersehen leider, dass die Hyperventilation nicht das eigentliche Problem ist und konzentrieren sich allein darauf. Dabei ist die Hyperventilation eher Symptom oder Ergebnis einer psychischen Stresssituation, und eigentlich muss der Mensch aus diesem Stress herausgeholt werden.

Ich denke da z.B. an einen Mathelehrer, der die Hyperventilation seiner Schüleren vollkommen korrekt erkannte und ihr brav eine Tüte über Mund und Nase hielt. Allerdings hatte das Mädchen Panik wegen der anstehenden Mathearbeit... und in Verbindung mit Aussagen wie "beruhige dich, sonst verhaust du vielleicht die Arbeit" hatte die Tüte überhaupt keinen Nutzen.

Sowas gibt es immer wieder: Jemand hat nach einem Fehlverhalten Angst vorm elterlichen Anschiss - und die Eltern versuchen, ihn mit Drohungen zur Ruhe zu zwingen. Jemand ist mit der Menschenmenge bei einem Festival überfordert - und die Kumpel knien zwischen tausenden Menschen um ihn herum.

Da kann es dann schon einen großen Unterschied machen, dass jemand von außen kommt, von der Hyperventilation nicht beeindruckt ist (viele Laien staunen erstmal, was da abgeht - wer selbst unruhig ist, kann nur schwer andere beruhigen) und sich erstmal das Umfeld anschaut. Und z.B. den Mathelehrer aus dem Klassenzimmer schickt. So kann die Stresssituation entschärft werden und der Mensch wird empfänglicher für Hilfen wie Atemanleitung und Tütenatmung. Welche eigentlich auch nur dazu dienen, das Unwohlsein durch den CO2-Mangel zu beheben und damit auch wieder den Stress zu reduzieren. So bekommt man den Menschen aus seinem Hyperventilations-Teufelskreis heraus.

Ich würde schätzen, dass 9 von 10 Hyperventilationen, bei denen ich als Rettungsdienstler vor Ort war, ohne Medikamente beendet werden konnten.

Ansonsten, wenn man ohne Medikamente tatsächlich nicht weiter kommt, bedient man sich im Regal der Beruhigungsmittel. Normalerweise sind das Benzodiazepine wie Midazolam, Lorazepam oder Diazepam. Kennt man z.B. auch als "Egal-Pille", die man vor einer Operation bekommt.