Man liest immer über Magnetitabscheider - aber woher kommt der Magnetit in Heizungen?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Bin KEIN Chemiker - daher: wenn es ein seltenes Material gibt, welches so heißt und ich von etwas anderem spreche, dann bitte ich um Nachsehen.

In einer Heizungsanlage sind verschiedene Materialien anzutreffen. Kunststoffe, Rotguss, Messing, Aluminium und auch Eisen / Stahl.

Das Wasser in ständiger Bewegung spült permanent Partikel dieser verschiedenen Stoffe aus unterschiedlichen Bereichen der Anlage frei und lässt diese über die Pumpe(n) zirkulieren.

Und um genau diese Pumpen dreht es sich bei den von Dir angesprochenen Abscheidern.

Die neuen Effizienz-Pumpen haben nicht mehr die "gute alte" Welle als Verbindung zwischen Motor und Flügelrad sondern nur noch Magnetblöcke, welche nahezu reibungslos das Flügelrad drehen lassen, wenn der Motor rotiert.

Das ist laienhaft und unpräzise erklärt, bitte googeln "Effizienzpumpen".

Alles, was sich im Heizungswasser an magnetischen Teilchen befindet (das sind im Heizungs-Deutsch "Magnetite"), setzt sich an den Magneten der Pumpen ab und sorgt dafür, dass diese kurz über lang ausfallen.

Mittlerweile ein bekanntes Problem bei den Herstellern, die deshalb auf den Einbau dieser Magnetit-Abscheider bestehen und Kulanzgesuche abschmettern.

Magnetitabscheider wie Heimeier "Zeparo" oder Flamco "FCS" ziehen mit starken Magneten diese metallischen Teilchen aus dem Heizungswasser und lassen die Pumpen länger leben.

Ich hoffe, Du kannst mit dieser Erklärung etwas anfangen.

Grüße, ----->

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Gas- / Ölheizung, Solar, FBH, Heiztechnik

kaitzet 
Beitragsersteller
 05.03.2017, 01:08

Danke, PoisonArrow, für eine sehr ausführliche und gute Antwort. -

Ganz verstanden hab ich es freilich noch nicht. Kann mir nicht vorstellen, daß nennenswerte Mengen magnetischer Teilchen (mikroskopische Eisenspäne ??) sich im Heizungswasser befinden. Würden die nicht sofort oxydieren/rosten, und dann als nichtmagnetisches Fe2O3 dort rumschwimmen?

Kann es nicht sein, daß diePumpen-Magnete aus anderen Gründen langsam entmagnetisiert werden? Könnte essich nicht um die "unvermeidliche Demagnetisierung von Permanentmagneten"handeln, vor allem bei höheren Vorlauftemperaturen?

Daß der "Magnetitabscheider" also nur eine Verkaufs-Masche der Pumpenhersteller ist? - In den gezeigten Diagrammen (die Jahre fehlen immer, bei der gezeigten x-Achse) wird ja nur der Pumpen-Verschleiß demonstriert, nicht aber dessen Verhinderung. (Möglicherweise entsteht derselbe Verschleiß auch beim Pumpen von Luft?)

Wegen häufiger Abwesenheit läuft die Heizung bei mir tatsächlich nur ca. 10 Wochen/Jahr, und nur im Winterhalbjahr.
Als "fortgeschrittener Rentner" befürchte ich daher, daß sich so etwas (teure Pumpen+"Magnetitabscheider"+Wartung + Arbeitszeit+++) erst 10 Jahre nach meinem Tod amortisieren würde.

Wo finde ich evtl. mehr darüber?

0
PoisonArrow  06.03.2017, 12:20
@kaitzet

Hallo Kaitzet,

Du machst Dir ja ordentlich Gedanken über das Thema!

Heizungswasser ist gewöhnlich eine "tote Brühe" ohne Sauerstoff und somit schlechten Bedingungen für eine Oxidation.

Also sind diese Eisenteilchen u.U. recht lange magnetisch und finden sehr schnell den Weg zur Pumpe, wo sie sich dann dauerhaft ansiedeln.

Logisch, dass Magnete irgendwann ihre Kraft einbüßen. Eine 10 Jahre alte Pumpe wird daher selbst unter idealen Bedingungen weinger "Dampf" haben als eine neue Pumpe.

Eine Heizungspumpe läuft eigentlich immer im Bereich zwischen 50 und 75 Grad, auch mal zwischen 30 und 40 Grad - je nach Einsatzbereich und Verwendung. Das muss sie aushalten, dafür ist sie gebaut.

Denkbar, dass die Pumpenhersteller eine weniger lange Laufzeit "hinnehmen". Bekannt ist jedoch nichts darüber. Fast alle Ausfälle einer "Effizienz-Pumpe" gehen zu Lasten des Magnetits.

Dass die Pumpenhersteller die Magnetitabscheider als lukratives Zusatzgeschäft entdeckt haben, ist nicht der Fall.

Die Hersteller für den deutschen Markt sind aus dem Bereich Heizungsarmaturen / -Zubehör, jedoch allesamt keine Pumpen-Hersteller.

Im Gegenteil, wäre ja Quatsch durch den Verkauf eines verhältnismäßig günstigen Abscheiders den Verkauf einer neuen, wesentlich teureren Pumpe auszubremsen.

WER durchaus mal hinschaut, was in einer Anlage verbaut wurde und was fehlt, das sind Versicherungsgesellschaften, welche im Fall einer Schadensübernahme gerne mal die Richtlinien durchgeht und z.B. die VDI 2035 besser kennt als jeder Profi-Heizungsbauer.

Abgesehen davon: Wir leben in einer Zeit, wo solche Dinge wie Magnetitabscheider, Enthärtungsanlagen, Schmutzabscheider, Filter etc. tatsächlich notwendig gewordene Artikel sind.

Vorbei ist die Zeit der großkalibrigen Gusskessel mit alles verzeihenden Querschnitten, Materialien und Techniken.

Die vergleichsweise filigranen neuen Brennwertgeräte mit tw. einem Dutzend verschiedener Materialvorkommen vom Anschluss bis zum Heizkörper mit stellenweise wirklich winzigen Querschnitten der wasserführenden Komponenten zwingen zum Umdenken.

Eventuell mehr Infos auf den homepages von IMI Heimeier oder Flamco.

Ansonsten einfach hinnehmen und abhaken.
So ähnlich wie die Staubplakette beim Auto....
und DIE braucht nun wirklich keiner!

Grüße, ------>

0
kaitzet 
Beitragsersteller
 09.03.2017, 01:40
@PoisonArrow

Hallo PoisonArrow,

ganz herzlichen Dank für super Antworten und eine saubere, nachvollziehbare Argumentation!

Natürlich weiß ich nicht, ob die bekannte "Demagnetisierung von Permanentmagneten" beim jahrelangen Pumpen von 60° heißer Luft nicht ebenso schnell (viel schneller als bei Raumtemperatur) verlaufen würde. Wurde darüber nie gesprochen?

Aber mich stört schon,

(a) daß in dem immer wieder gezeigten Diagramm nur "Zeit" steht (sind das Stunden oder Monate?).  –  Jahre können es ja wohl nicht sein, wenn es "Hocheffizienzpumpen" erst seit 2013 gibt.  –  Ferner stört mich

(b) daß dort nicht gezeigt wird, wie der Verlauf (in derselben Zeit) mit "Magnetitabscheider"aussehen würde. (Wenig anders?)

(c) Die konventionellen Pumpen meiner abgängigen Heizung laufen auch nach >20 Jahren noch prima. Wenn jemand 80 ist, würde sich trotz Unterschied im Stromverbrauch der höhere Preis von "Hocheffizienzpumpen" zzgl. "Magnetitabscheider", zzgl. Installation + Arbeitszeit + Wartung, wohl in seiner Rest-Lebenszeit nie amortisieren … oder?
Braucht der dann mit 87 auch noch ne neue Pumpe?  –  [Es gibt ja Leute, die nur 15-20 Wochen im Jahr da sind, weil sie monatlich zwischen Elternhaus, Haus der Lebensgefährtin und eigenem Haus pendeln, ausgiebig in Urlaub verreisen und evtl. in Gran Canaria überwintern.]

Trotzdem vielen Dank und Gruß, kaitzet


0
PoisonArrow  09.03.2017, 10:47
@kaitzet

Hallo Kaitzet!

Zunächst vielen Dank für den "Stern" - ich helfe immer gern´.
(Das Reimen überlasse ich lieber anderen...)

Unsere Pumpenhersteller haben sehr wenige Worte über die Haltbarkeit der Magnete verloren, welche ja auch unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt sind.

Die einen befinden sich im Motorengehäuse der Pumpe, da wo es mäßig warm und trocken ist. Die anderen (Gegenstücke) kleben am Flügelrad, wasserseitig, Temp. je nach Einsatz und Anlage zwischen 30 und 75 Grad C.

Das ist ja gerade der Clou - die gute alte Antriebswelle entfällt und somit auch die immensen Reibungsverluste, verursacht durch den "Bremswiderstand" der Gleitringdichtungen, schließlich möchte man den Motorraum ungerne unter Wasser haben.

Es war eine Sensation, da gab es auf einmal eine Pumpe, die mit 4 - 8 Watt zufrieden war, statt mit dem 10-fachen (und mehr) wie die bisherigen 3-stufigen Standardpumpen.

In so einer Situation hinterfragt kaum einer die Lebensdauer dieser doch schließlich von Top-Ingenieuren erschaffenen Wunderwerke.

Das soll keine Entschuldigung sein, aber vielleicht artverwandt die Situation der ersten Energiespar-Glühlampen.
9 Watt ersetzt 60 Watt.
Wahnsinn! KAUFEN!!!

Erst später haben dann Menschen mit Durchblick den Enthusiasten zu verstehen gegeben, dass die herkömmliche Entsorgung dieser neuzeitlichen Phänomene einer chemischen Kriegsführung gegen die Männer der Müllabfuhr gleichkommt.

Hat bei der Einführung auch keiner ein Wort drüber verloren...

Zurück zur Pumpe:

(a) die ersten Magnetpumpen waren meiner Erinnerung nach 2010 am Markt, ganz sicher nicht später. Ich erinnere mich an so einen riesigen Werbeständer mit montierter Pumpe mit digitalem "Stromzähler" - da konnte man diese sagenhaften 4 - 8 Watt bestaunen.

(b) der Magnetitabscheider wird von den Pumpenherstellern als Komponente der Heizungsanlage nicht großartig bewertet, sondern schlicht vorausgesetzt. Deswegen gibt es vermutlich keine "mit/ohne"-Grafiken und desgl., so wie ein Autohersteller mittlerweile nicht mehr über den Bremsweg eines PKW spricht, wie dieser denn wohl ohne ABS sein würde.
Ist vorhanden und sowieso aktiviert. Fertig.

Der Betreiber einer Heizungsanlage hat für optimale Bedingungen zu sorgen, wenn er eine Pumpe einbaut. Und das schließt in neuzeitlichem Verständnis den Mag.-Abscheider mit ein.

(c) Ganz klar: NEIN, braucht man mit + 80 ganz sicher nicht mehr. Ist auch als "Nachrüst-Artikel" nicht zu empfehlen, im Zuge einer Komplettsanierung der Anlage leider im Sinne der EnEV nicht zu umgehen.

Der moderne Mensch in seinem Streben nach Effizienz und seiner unbändigen Gier nach dem ökonimischen Optimum vergisst leider eines:

Längst nicht jedes Haus (Altbau) erfüllt die hydraulischen Bedingungen, die eine solche Pumpe stellt.

Ein hydraulischer Abgleich aus dem Lehrbuch ist tw. nicht zur Zufriedenheit der Wunder-Pumpe durchführbar. Da bleiben Heizkreise kalt, entlegene Heizkörper von Wärme "verschont" usw.

Der findige Deutsche kassiert die Prämie für seine neue Effizienzpumpe und schafft Abhilfe gegen die unzureichende Wärmeverteilung, indem er einfach noch eine zusätzliche Pumpe in den Rücklauf pflanzt - genial. Und gleichzeitig katastrophal.

So sind die Germanen. Voller stolz auf ihren Einfaltsreichtum wird gelabelt, was das Zeug hält. Was verspricht das Label? Dem Laien die Offenbarung - dem Fachmann ringt es ein Lächeln ab.

Alles, was die gesetzte Energie-Hürde nicht schafft, fliegt raus aus dem Handel. Rigoros und unbarmherzig.

Es reicht einfach nicht, vorne mit dabei zu sein im Zeitalter der Energiewende - man muss schon Pionier sein!

Übrigens: wer der unfreiwilligen Mitgliedschaft im Energiesparclub Deutschland entsagen möchte: nur ein paar Meter weiter gibt es ein Rettungsboot:
In holländischen Baumärkten liegen die guten alten Pumpen zu Hauf im Regal. Gleich neben den 100 Watt Glühlampen und 2000 Watt Staubsaugern.  :-)

Vielen Dank für den schönen Dialog mit Tiefgang!
Grüße, ------>

0

 

 

 

 

Der Magnetitabscheider dient der Entfernung von Schlamm, Verunreinigungen und magnetischen Partikeln aus Heizungs-, Kühl- und Prozesswasseranlagen.

Er entfernt zirkulierende magnetische und nicht magnetische Partikel sowie Schlämme aus dem Wasser und trägt zum sicheren Schutz der Pumpe und anderen Anlagenteilen bei.

Der Magnetitabscheider wird im Hauptrücklauf vor den Komponenten eingebaut, die vor Verunreinigung geschützt werden sollen.


kaitzet 
Beitragsersteller
 05.03.2017, 01:42

Hallo Omikron,

man liest ja so gut wie gar nichts über Details der Physik und Chemie des Ganzen.

Ich sag es (Entschuldigung) daher mal ganz brutal:

Ich halte das für Volksverdummung mit dem Ziel des Verkaufs von Effizienz-Pumpen. - Halte es daher für möglich, daß der "Effizienzverlust" dieser Permanentmagnet-Pumpen genau derselbe wäre, wenn normale Schlammabscheider ohne Magneten eingesetzt würden. (Ein Effizienz-Verlust würde m.E. sogar dann eintreten, wenn diese Pumpen nur heiße Luft pumpen würden.)

Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn - zum Vergleich - konkrete Meßergebnisse vorgelegt werden können.

0
PoisonArrow  06.03.2017, 13:59
@kaitzet

Möchte Omikron nicht seiner Antwort berauben.

Nur zur Info:
Ein Magnetitabscheider ersetzt keinen Schlammabscheider und andersherum!

Sinnvoll bei neuen Anlagen (bei Austausch-Kesseln umso mehr) die Kombination Schlamm- und Magnetitabscheider.

Ich bevorzuge die "Zeparos" von Heimeier wegen der einfachen Wartung.

Wir legen jedem Kunden ans Herz, diese Komponenten einbauen zu lassen und bieten sie von vorne herein mit an.

Wenn der Kunde das nicht möchte, wird auf der Schlussrechnung vermerkt, dass der Kunde ausdrücklich darauf verzichtet hat und belehrt wurde, dass möglicherweise die Gewährleistung seitens der Hersteller abgelehnt wird und er Austausch-/Reparaturkosten übernehmen muss, die ihm sonst (in zweifacher Hinsicht) erspart worden wären.

Konkrete MESS-Erbgebnisse kann ich nicht nennen, nur Quellen, wie z.B.

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/schlafenden-riesen-wecken-8164526.html

http://www.sbz-monteur.de/2013/10/28/die-heizungspumpe-steht-im-dreck/

http://www.sbz-online.de/SBZ-2014-11/Magnetit-im-Getriebe,QUlEPTU5MzkwMyZNSUQ9MTAxOTAy.html

Wer glaubt, mit der Nicht-Ausgabe für Abscheidetechnik am richtigen Ende gespart zu haben: bitte.

Ja, am Abscheider wird Geld verdient. Das ist richtig und nicht von der Hand zu weisen.

Genau genommen ist erbrachte Leistung gegen anschließende Bezahlung sogar das Ziel. Egal, wie andere das bewerten und unter die Lupe nehmen, möglicherweise sogar verachten.

Aber in der heutigen Zeit diese Technik dem Endkunden vorzuenthalten, DAS wäre unseriös.

Und genau genommen auch der Anfang vom Ende.

Vergleichbar vielleicht mit einem Kfz-Hersteller, welcher stur Einrichtungen wie ABS, ASR oder den Airbag als Abzocke ansieht und aus Überzeugung weglässt.

Grüße, ------>

0