Männliche Erzieher benachteiligt?
Als ich noch jung war, wollte ich sehr gern Erzieher werden. Das war jedoch in den 90igern. Damals wurde mir von mehreren Mitarbeiterinnen vom Jobcenter und Arbeitsamt gesagt: "Was wollen sie mit den Kindern? Sie sind ein Mann" Als ich meinen Wunsch Beruf äußerte. Was mich damals als gerade 18 jähriger extrem getroffen hat. Zumal ich 0 Sexuelles Interesse an Kindern habe. Im Gegenteil mich schockieren solche Taten extrem. Weil ich nicht verstehen kann, wie man das mit Kindern machen kann.
Nun ja ich wurde dann halt Männertypisch und vom Jobcenter aufgezwungen im Baugewerbe tätig. Was mir überhaupt nicht lag/liegt. Schon die Ausbildung (2 Versuche am Ende knapp bestanden) bewies das.
Später in den 2.000dern hab ich den nächsten Versuch gestarten in Form von Umschulung selbes Ergebnis. Kam mir echt vor wie ein Pädo der auf der suche nach Opfern ist, wie ich behandelt wurde. Also auch da, mein Vorhaben aufgegeben.
2015 in einer Bewerbungstraining Maßnahme die eigentlich auf Menschen eingeht, kam dann wieder so ein Spruch.
Herr meinleben11 was ist ihr Berufswunsch.
Ich: Erzieher. Oder Kinderbetreuung im allgemein.
Die Dame: (ernste Mine) Sie sind ein Mann das ist kein Beruf für sie, was wollen sie mit Kindern machen?
Gut die Dame wurde dann fristlos gekündigt, nach dem ich und andere uns beim Jobcenter beschwerten.
Aber das war wieder für mich ein Schlag ins Gesicht.
Dann habe ich mit einen Bekannten gesprochen der Erzieher war.
Er sagte mir auch: Ist nett gemeint ich würde es dir auch sehr wünschen aber lass es. Du wirst beobachtet ohne Ende auf Schritt und tritt. Wenn du mit Kindern dich beschäftigst und mal ein falscher Griff kommt oder du umarmst ein Kind, dann wirst angeguckt, als wenn du das Kind gerade vergewaltigt hast.
ZB ein Vorfall: Er war damals in der Schule als Sportlehrer tätig, mit einer Kollegin. Eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu ihr. Dann war ein Schüler (junge 10 Jahre) zu lange in der Umkleide. Er machte sich langsam Sorgen, weil der Junge sonst immer schneller war. Er klopfte an. Dann von hinten ein Schrei: Halt du darfst da nicht rein. Er dachte sich nichts dabei. Dachte ok verständlich. Dann ging die Kollegin an ihm vorbei ohne zu klopfen in die Umkleide. Der Junge schrie total schockiert: Raus hier.
Am Ende fragte der Erzieher: Warum darf ich nicht rein aber du. Die Antwort: Frauen dürfen das weil Männer evt böses vor haben könnten. BTW ich will nicht sagen, dass Männer in Umkleide dürfen. Aber wenn Männer nicht dürfen, sollten Frauen das auch nicht. Weil Gleichberechtigung?
Er hat dann gekündigt. War bei den Kindern extrem beliebt.
Nun ist die Frage, ist das heute immer noch so?
Wäre gut, wenn männliche Erzieher, Lehrer etc sich mal hier äußern. Über ihre Erfahrungen.
Auch wenn ich für den Beruf aus Altersgründen nicht mehr geeignet bin, würde es mich interessieren, ob sich da noch was ändert. Oder Sexismus in diesem Beruf noch gibt.
7 Antworten
Also ich arbeite als Schulkindbetreuerin an einer Grundschule und arbeitete vorher auch auf einer anderen Grundschule.
Da sind auch ein paar männliche Erzieher vertreten. Und da machte nie einer einen Aufstand, wenn der Erzieher an der Tür der Jungskabine geklopft hat und dann reinkommen ist. Im Gegenteil. Da wurde sogar von der Leitung der Kinderbetreuung manchmal gesagt (wenn sie in der Turnhalle dabei war), ob der männliche Kollege mal kurz nachsehen kann, wo dieses oder jenes Kind bleibt. Frauen durften nicht in die Jungskabine! Dann hätte man eher die weiblichen Erzieher schief angeguckt.
Generell würde ich sagen das es schon besser geworden ist. Ich war in der Ausbildung auch an zwei Kitas und da waren einzelne männliche Kollegen auch vertreten. Da wurde auch kein Theater wegen der Umkleidekabine veranstaltet. Im Gegenteil, da lief es genauso ab wie in der Grundschule. Und ein männlicher Kollege hat auch problemlos Kinder auf dem Schoss nehmen dürfen.
Es interessieren sich auch immer mehr Männer für den Erzieherberuf als früher bzw üben diesen aus. Dennoch ist es natürlich noch nicht bei allen Menschen (vor allem Eltern) angekommen und Vorurteile herrschen trotzdem bis heute noch mehr oder weniger in dem Beruf.
Wie gesagt ich könnte es verstehen, wenn die Frau dann auch nicht reingegangen wäre. Aber sie ist reingegangen.
Ja normal sollte ein männlicher Erzieher gerade bei den Altersgruppen anklopfen und dann reinschauen. Auch wenn keiner Ja sagt. (weil gefahr) . Und bei Mädchen sollte eine Frau rein.
Es ist schlimm, dass es das heute noch gibt. Weil gesucht werden männliche Erzieher händeringend.
Es ist zwar deutlich besser geworden, aber leider noch lange nicht gut. Allerdings scheint es Unterschiede zu geben je nachdem mit welcher Alterklasse man arbeitet. Jugend- und Heimerzieher oder Sozialpädagogik die eher mit Jugendlichen Arbeiten haben meiner Meinung nach weniger Probleme als Erzieher die mit kleinen Kindern arbeiten.
Ich bin zwar weder ein Mann noch in dem Beruf tätig, kenne aber sehr viele Menschen in diesem Beruf. Zwei Männer wurden aus dem Beruf gemobbt, teils mit wilden Anschuldigungen. Der Ehemann einer Erzieherin wurde von Eltern als er in der Kita ehrenamtlich behilflich war, wegen pädophiler Handlungen angezeigt. Die Polizei kannte allerdings die Eltern bereits, die waren bekannt dafür alle und jeden anzuzeigen... Der Sexismus in diesem Beruf ist erschreckend.
Von einem Elternpaar. Bei der Polizei haben die aber nur gelacht und gesagt, die kennen wir schon, das sind Spinner. Ihm geht es gut, zum Glück, aber damals ging es ihm und seiner Frau schon an die Nieren.
Ok. Gut zu wissen.
Denn sowas kann ganz schnell den Ruf zerstören, selbst wenn es vor Gericht kommt und Freispruch gab.
Da hat der Erzieher Glück gehabt, dass die Leute bekannt waren.
Er selbst ist nicht Erzieher, er ist der Ehemann einer Erzieherin und hat in der Kita bei irgendwelchen Bastelgeschichten geholfen.
Hier in Genf, Schweiz, hat sich da was geändert. In den Infokampagnen zur Berufswahl und zur Gleichberechtigung werden ganz überwiegend auch die Jungs einbezogen, damit sie auch mehr Möglichkeiten haben.
Trotzdem kommt es weiterhin als Berufswunsch nicht so gut an, zum Beispiel beim Dating, wenn man sagt, was man so macht. Es liegt aber auch an der niedrigen Bezahlung. Die Bezahlung ist aber für Frauen natürlich auch nicht besser. Nur die Erwartungen an den Verdienst von Frauen sind geringer.
Ich kann hier eigentlich nur positives berichten. Bin im 3. Ausbildungsjahr zum Erzieher, schon etliche Praktika gemacht in Kitas und 21 Jahre jung. Eine gute Einrichtung erkennst du an zwei Merkmalen:
- Die Fachkräfte und Leitung lassen Nähe zu (Nähe ist wichtig für den Bindungsaufbau)
- Die Fachkräfte erkennen männliche Erzieher als wertschätzend an.
Ich habe in einer Brennpunkt Kita gearbeitet, da kommen täglich mehrere Kinder kuscheln und das fand meine Praxisanleitung gut, dass ich diese Nähe zugelassen habe (Ich habe auch keine bösen Absichten)
In einer anderen Kita, wollte die Leitung das gar nicht sehen, ist halt so, aber zum Glück war ich da nur eine Woche.
Wichtig ist aber auch, die Kinder müssen von sich aus wollen, wenn die das nicht wollen und du machst irgendwas, das ist pervers. Das habe ich auch schon bei unwissenden Praktikanten gesehen, selbst wenn es nur kitzeln ist und die Kinder sagen Stopp! Dann heißt das auch Stopp!
Was zum Henker? Einfach so angezeigt? Von Kollegen oder den Eltern der Kinder?
Mit welchem Hintergrund und wie geht es dem heute?
Wenn zu privat, dann sag bescheid, dann ist es ok.