Lustloses Leben durch Animes

6 Antworten

Hey,

Ich kann wirklich nachvollziehen, wie es dir geht. Ich persönlich ziehe die Welt in Animes dem echten Leben vor, und zwar aus einem hauptsächlichen Grund: es passiert etwas! Die Hauptfiguren sind doch anfangs ganz normale Menschen, so wie ich auch. Sie gehen zur Schule, leben vor sich hin, ohne Ziel und ohne Bestimmung. Und dann -bääm- passiert irgendwas und sie haben eine Aufgabe zu erfüllen, erleben Abenteuer am laufenden Band und können besondere Kräfte nutzen. Der Alltagstrott ist vorbei, sie haben eine Stellung, einen Wert in der Welt und erreichen Großes. Das hat mich schon immer fasziniert, besonders auch, weil ich ein Mensch bin, der nichts für unmöglich hält - also auch nicht, dass sowas echten Menschen passieren könnte.

Seit ich Animes gucke, das sind jetzt ca. schon acht Jahre, habe ich diesen Wunsch, auch so ein besonderer Mensch zu sein. Kräfte zu haben, Abenteuer zu erleben und einfach auf eine Reise zu gehen, um hier und dort gute Taten zu vollbringen, ein richtiger Kämpfer sein. Die Schule erschien mir mehr oder weniger als unwichtig, denn ich finde bis heute, dass ich dort nur wenig gelernt habe, was ich fürs Leben brauche. Mathe, Physik, Chemie ... Wozu muss ich eine Quadratwurzel aus 280 ziehen können? Warum muss ich erklären können, wann und warum sich im Spiegel etwas spiegelt? Hauptsache, es spiegelt sich halt. Ich schaue rein und sehe mich, das ist doch das was zählt - und nicht warum ich mich da sehe, das ist mir doch in dem Moment, wenn ich mein Outfit überprüfen will, nun wirklich egal. Die einzigen Fächer, in denen ich echt etwas gelernt habe, sind Deutsch (ich schreibe seit Jahren eigene Geschichten und lese gern), Ethik (das für mich wissensvermittelnste Fach überhaupt) sowie Kunst und Musik, wo ich mich einfach frei entfalten konnte.

Jetzt, 17 Jahre alt und in meinen Ansichten noch nicht anders, mache ich eine Ausbildung mit Erzieher-Ziel. Ich habe in all den Jahren überflüssigen Unterrichts, hassender und verständnisloser Erwachsener und falscher Freunde (bei denen nur eine nicht falsche, beste Freundin war, die mir bis heute blieb) viel durch mich selbst gelernt. Ich habe meine Sehnsucht nach dem Anime-Leben damit zu bekämpfen versucht, dass ich mir selbst meine eigene Geschichte erzählte. Ich schreibe noch immer Tagebuch, und wenn ich irgendwo lang gehe, erzähle ich heute noch meine Gefühle und Gedanken zu vorangegangenen Ereignissen, als wäre ich der Erzähler in einem Film, der über mich handelt. Manchmal ertappe ich mich dabei, mir Sprüche oder Verhaltensweisen von Lieblingsfiguren angewöhnt zu haben. Ich zeichne Animes, schreibe Geschichten, zeichne Mangas. Und manchmal passieren Dinge, bei denen ich mir sicher bin, dass ich auch besondere Kräfte in mir trage, und inzwischen weiß ich es sogar, denn ich habe Synästhesie - ich weiß immer, was Leute fühlen, denn ich sehe ihre Gefühle in Farben. Ich habe also auch besondere Kräfte, und du hast sie sicher auch, nur musst du sie herausfinden.

Darin, dass ich meine Ausbildung mache, sehe ich vorerst mein Ziel. Ich habe gemerkt, dass mir Dinge wichtig sind, auf die heute fast keiner mehr Wert legt. Höflichkeit und Gerechtigkeit zum Beispiel, Ehrlichkeit, Vertrauen, Freiheit, Nähe zur Natur, Respekt untereinander, Toleranz und vor allem, sich nicht verbiegen zu lassen, sondern sich selbst treu zu bleiben. Gerade letzteres ist in der Gesellschaft oft sehr schwer. Ich möchte den Kindern helfen, sowas als selbstverständlich anzusehen und damit groß zu werden. Ich möchte dafür sorgen, dass sie nicht solche Egoisten, Geldgeier, Unmenschen und Idioten werden wie die ganzen Erwachsenen, die es mir immer schwer gemacht haben. Die mir eingeredet haben, anders sein ist schlecht. Aber das Gegenteil ist der Fall: Anders sein ist gut! Jeder ist einzigartig.

Also, wie du siehst bist du nicht verrückt, sonst wäre ich es auch, und ein Verrückter hätte es wohl kaum soweit geschafft. Höre auf keinen Fall auf, Animes zu gucken, und werde dir über deine Vorstellung vom Leben klar. Warum möchtest du denn im Anime leben? Weil man dort frei ist? Weil es dort echte Freunde gibt? Weil du Abenteuer erlebst, oder eine besondere Macht nutzt? Wenn du das weißt, kannst du dir innerlich ruhig deine eigene Welt zurechtlegen. Tagebuch schreiben hat mir auch sehr geholfen, es hilft mir immer noch. Und für das echte Leben such nach einer Alternative, die an das, was du in der Anime-Welt siehst, herankommt. Am besten geht das natürlich immer mit dem zukünftigen Beruf. Ich weiß nun nicht, wie alt du bist, aber informieren kann man sich immer. Ich werde Erzieherin, weil ich möchte, dass wir Menschen frei und gerecht sind - kein Kind soll das erleben, was ich erleben musste. Wer Freiheit liebt, wird auch oft als Journalist, Autor, Zeichner, Musiker ... glücklich - je nachdem, was deine Interessen da hergeben. Und so passt zu jedem Lebensziel irgendeine Arbeit. Alles lässt sich verbinden, irgendwie. Und wenn du nichts für Unmöglich hältst, wird das leichter.


bjoern031299  11.05.2021, 13:45

Ein wirklich sehr sehr schöner Text 😥👍👍👍👍👍 Er hilft mir schon sehr beim Lesen und Nachdenken...

0

Dann gebe ich im Folgenden auch mal meinen Senf dazu, auch wenn die Frage schon 7 Jahre her ist :D.

Ich möchte mein Alter hier nicht verraten, weil ich sonst mit den anderen in eine Schublade gesteckt werde. (ihr könnt aber gern anhand des Textes raten ;) )

Also erstmal: Ich fühle mit dir!

Ich habe Mirai Nikki vorhin fertig geschaut und fühle genauso. Bei mir ist das besonders nach Animes die mich berührt haben so. Z.B Darling in the Franxx, A silent Voice (wenn auch nur ein Film), Mirai Nikki oder auch yosuga No sora (was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat und meine Sicht auf die Gesellschaft komplett veränderte). Nun ja... Die Leere in dir verschwindet wieder nach einiger Zeit, aber bei mir bleibt trotzdem immer was übrig. Wie ein kleines schwarzes Loch, dass nach jedem traurigen Anime ein wenig größer wird... Ist halt schwer zu beschreiben🙄. Ich fühle mich als könnte ich heulen! Am liebsten den ganzen Tag. In der Schule langweile ich mich auch, weil man halt immer den selben nutzlosen Kram durchkauen muss. Am liebsten würde ich auch alles asublenden und ignorieren. In einem Anime wäre halt alles schöner. Ich hoffe, ich konnte hier irgendwen helfen oder zumindest sowas in der Art.

LG Klngsmen

An die, die keine Animes schauen: Ihr könnt hier nicht mitreden. Sowas verstehen nur Leute die Animes mögen.


bjoern031299  11.05.2021, 13:00

Mir geht es so mit dem Anime "Free!". Ich wäre so sehr gerne in diesen Anime die Feindschaft der Zusammenhalt all das Fehlt mir im echten Leben.. Freunde hab ich zwar aber da fühlt es sich anders an 😥😔

0

Die genannten anime von dir kenne ich und auch ichwar für eine kurze Zeit in so einer ähnlichen Phase wie du es jetzt bist. Die Story von Mirai Nikki macht depressiv ist wirklich bei vielen so. Mein Kumpel war der erste der diesen anime gesehen hat und er hat mir gesagt dass der seeeehr seeehr depressiv macht. Ich wollte es nicht glauben, aber nach dem durchschauen wurde ich schon nahezu automatisch depressiv und lustlos. Ich sags mal so, ich sehe es mal als normal an solange du nicht in falschen Gedanken wie Selbstmord kommst und es noch ausführst. Das sollte in wenigen tagen oder Wochen wieder verschwinden, also brauchst du keine angst haben ;)

warum spychiatrie??? das was du da besschreibst (ich möchte gerne in einem manga leben) ist ein lebenswunsch^^,das ist völlig normal

und das mit dem egal sein:wäre dir alles egal hättest du das hier doch nicht geschrieben ??? oder???^^

hoffe ich konnte dir helfen

peace,broS u sisS

Hey,

Ich kann dich verstehen, das Leben im Anime wirkt auf dich natürlich erstmal toll. Aber so ist die Realität leider nicht. In der Realität wird man auch mal enttäuscht, kein Mensch ist so perfekt wie die Figuren im Anime. Deshalb würde ich dir raten mal zu einem Psychiater zu gehen.

LG, Lea


Lucyfan  20.10.2013, 12:14

Da müsste ich ja schon eingewiesen worden sein xD

3