Literaturempfehlung für die Weihnachtsfeiertage?
Was habt ihr für eine Literaturempfehlung für die Weihnachtsfeiertage?
7 Antworten
Spontan fällt mir da Miss Marley von Vanessa Lafaye ein, auf das ich vor ein paar Jahren durch Zufall gestoßen bin.
Es ist eine Geschichte, die im Umfeld von Charles Dickens' bekannter "Weihnachtsgeschichte" ("A Christmas Carol") spielt, genauer gesagt davor.
Wenn du Dickens' Erzählung kennst, weißt du ja, dass Ebenezer Scrooge als erstes der Geist seines früheren Geschäftspartners Jacob Marley erscheint, ihn warnt, dass er bald Besuch von den drei Geistern der Weihnacht bekommt und ihn auffordert, ein besserer Mensch zu werden, damit er (Scrooge) nicht so endet wie Marley.
Ganz offensichtlich hat Marley ebenfalls eine große Schuld auf sich geladen, die ihn zu einer Strafe verdammt hat, die er nun verbüßen muss, aber die Natur dieser Schuld wird nie erörtert.
In Lafayes Buch geht es u.a. um Jacob Marley, was da vorgefallen ist und wie er zu Scrooges Geschäftspartner wurde.
Erzählt wird diese Geschicht aus der Perspektive seiner Schwester Clara, die titelgebende Miss Marley und eigentliche Hauptfigur, deren eigene Geschichte eng mit der ihres Brudes verwoben ist.
Als ich das Buch gelesen habe, habe ich direkt davor Dickens' Erzählung gelesen und das mag jetzt ketzerisch klingen, aber mir hat Lafayes Geschichte besser gefallen.
Es ist eine richtig schöne Geschichte, mit schönen und traurigen Momenten.
Was ich auch gut finde, ist dass Lafaye nicht versucht hat, Dickens zu kopieren.
Es gibt so gut wie keine Berührungspunkte mit seiner Erzählung und sie schreibt auch nicht in einem pseudo-viktorianischen Englisch, sondern in einer modernen Sprache. Es gibt eine kleine Parallele zu Dickens' Erzählung und witzigerweise finde ich, dass das der schwächste Teil ihrer Geschichte ist.
Alles in allem kann ich das Buch sehr empfehlen. Ein richtig schönes Buch für die Weihnachtszeit.
Das einzige potenzielle Manko aus Sicht deutscher Leser ist, dass es offenbar keine deutsche Übersetzung gibt.
Ich lese momentan zum zweiten mal Dodie Smiths "The Hundred And One Dalmatians" - Die Romanvorlage zu Disneys Zeichentrickfilm. Ich finde, die passt sehr gut zur Jahreszeit, da die Geschichte sich größtenteils im Dezember abspielt. Die Handlung ist teilweise anders als der Film, von daher hat das Buch gleichzeitig etwas Vertrautes und etwas Neues. Es gibt ein Buch, in dem zusätzlich auch die Fortsetzung mit enthalten ist (Seitenanzahl insgesamt: 496. Die erste Geschichte ist mit 278 Seiten die längere von den beiden) Also wenn man nach "The Hundred And One Dalmatians" noch Lust hat, mehr Abenteuer der bekannten Hunde zu lesen, kann man gleich direkt im Anschluss mit "The Starlight Barking" weitermachen. Allerdings meine ich damit die englische Originalversion. Ob es das so auch auf Deutsch gibt, weiß ich nicht. Hier der Link zur o. g,. Version:
Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein von J.K. Rowling ist eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte.
Ansonsten findet man über die Feiertage oft gut Zeit, Romane zu lesen, beispielsweise die geschenkt bekommenen und die sich stapelnden zu lesenden Bücher.
Die Geschichten sollten jahreszeitlich passen bzw. nicht unbedingt im Sommerspielen. Gut geeignet finde ich allgemein historische Romane.
German by Erich Kästner (1947)
In der Nacht vor dem Christfest, da regte im Haus
sich niemand und nichts, nicht mal eine Maus.
Die Strümpfe, die hingen paarweis am Kamin
und warteten drauf, daß Sankt Niklas erschien.
Die Kinder lagen gekuschelt im Bett
und träumten vom Äpfel- und Nüsseballett.
Die Mutter schlief tief, und auch ich schlief brav,
wie die Murmeltiere im Winterschlaf,
als draußen vorm Hause ein Lärm losbrach,
daß ich aufsprang und dachte: Siehst rasch einmal nach!
Ich rannte zum Fenster und, fast noch im Lauf,
stieß ich die knarrenden Läden auf.
Es hatte geschneit, und der Mondschein lag
so silbern auf allem, als sei's heller Tag.
Acht winzige Renntierchen kamen gerannt,
vor einen ganz, ganz kleinen Schlitten gespannt!
Auf dem Bock saß ein Kutscher, so alt und so klein,
daß ich wußte, das kann nur der Nikolaus sein!
Die Renntiere kamen daher wie der Wind,
und der Alte, der pfiff, und er rief laut: "Geschwind!
Renn, Renner! Tanz, Tänzer! Flieg, fliegende Hitz'!
Hui, Sternschnupp'! Hui, Liebling! Hui, Donner und Blitz!
Die Veranda hinauf und die Hauswand hinan!
Immer fort mit euch! Fort mit euch! Hui, mein Gespann!"
Wie das Laub, das der Herbststurm die Straßen lang fegt
und, steht was im Weg, in den Himmel hoch trägt,
so trug es den Schlitten hin auf unser Haus
samt dem Spielzeug und samt dem Sankt Nikolaus!
Kaum war das geschehen, vernahm ich schon schwach
das Stampfen der zierlichen Hufe vom Dach.
Dann wollt' ich die Fensterläden zuzieh'n,
da plumpste der Nikolaus in den Kamin!
Sein Rock war aus Pelzwerk, vom Kopf bis zum Fuß.
Jetzt klebte er freilich voll Asche und Ruß.
Sein Bündel trug Nikolaus huckepack,
so wie die Hausierer bei uns ihren Sack.
Zwei Grübchen, wie lustig! Wie blitzte sein Blick!
Die Bäckchen zartrosa, die Nas' rot und dick!
Der Bart war schneeweiß, und der drollige Mund
sah aus wie gemalt, so klein und halbrund.
Im Munde, da qualmte ein Pfeifenkopf,
und der Rauch, der umwand wie ein Kranz seinen Schopf.
[Kästner apparently chose not...
...to translate these two lines.]
Ich lachte hell, wie er so vor mir stand,
ein rundlicher Zwerg aus dem Elfenland.
Er schaute mich an und schnitt ein Gesicht,
als wollte er sagen: "Nun, fürchte dich nicht!"
Das Spielzeug stopfte er, eifrig und stumm,
in die Strümpfe, war fertig, drehte sich um,
hob den Finger zur Nase, nickte mir zu,
kroch in den Kamin und war fort im Nu!
In den Schlitten sprang er und pfiff dem Gespann,
da flogen sie schon über Täler und Tann.
Doch ich hört' ihn noch rufen, von fern klang es sacht:
"Frohe Weihnachten allen—und allen gut' Nacht!"
Zwei Erzählungen von Truman Capote:
Eine Weihnacht
Eine Weihnachtserinnerung
Und nicht vergessen:
