Liegt der krieg in der Natur eines Menschen? Warum werden Kriege geführt?

9 Antworten

Wenn Menschen sich zu nah kommen, bekämpfen sie sich - zur Not mit Waffen. Sie verteidigen (wie andere Tiere auch) ihre Familie und ihr Territorium, um zu überleben.

Ich habe mal eine Dokumentation über die australischen Ureinwohner gesehen. Als durch Klimawandel der Kontinent wesentlich kleiner würde, kamen sich die wenigen Menschen erstmals so nah, dass sie von einander erfuhren und führten sofort Krieg gegen einander.

Eig lässt sich diese Frage relativ schnell beantworten. Der Grundinstinkt des Menschen ist Überleben. Und der Stärkere gewinnt. Der Schwächere verliert. Das ist auch im Tierreich so und Menschen sind biologisch gesehen auch nichts anderes als Tiere. Im Grunde genommen hat sich an dem ja seit der Steinzeit nicht viel geändert und das menschliche Gehirn funktioniert auch nicht anders als damals.

Kriege werden geführt, wenn Völker über genügend viele Schwachmaten verfügen, die es für wunderbar halten, ein paar macht- und geldgeilen Psychopathen, von denen sie ausgebeutet werden, den Hintern zu retten oder deren Vermögen gewaltsam zu vermehren.

Viele Antworten zeigen das Problem der idealistisch-dualistischen Denke, des entweder-oder. Entweder ist der Mensch friedliebend und gut oder böse und aggressiv. Es werden die kontrastierenden Pole einer ganzen Skala bemüht und die Tatsache, dass der Mensch wie alles Leben, auch Tiere und sogar Pflanzen, beides in sich hat, wird auf Krieg oder Frieden reduziert. Auf der Verhaltensskala des Menschen befinden sich Bereitschaft zur Kooperation, zur Liebe und gegenseitiger Hilfe wie auch Aggression und eine kämpferische Einstellung und es kommt auf die Umstände an, wann er was hervorkehrt, wann er friedlich ist und wann Kriege beginnt.

Der erste Krieg findet laut der Schöpfungsgeschichte der Bibel bereits in der ersten Generation der Menschen statt, wo Kain den Abel erschlägt. Somit wäre - das wird nicht ausgesprochen - die Menschheit die Erben eines Brudermörders. Dabei wollte dieser Kain eigentlich nur Gott auch gefallen, aber der hat es nicht so mit der Gerechtigkeit und bevorzugt das Opfer des Abel. In seiner Allwissenheit entgehen ihm die Folgen dieser einseitigen Behandlung - oder nimmt er sie bewusst in Kauf, um Zwietracht zu säen wie die griechischen Götter. In den griechischen Mythen sind es die Götter selbst, die um ihre Macht durch die Menschen fürchten und mit der Pandora Unfrieden unter die Menschen streuen.

Das Problem ist also nicht neu und schon Thema bei den ganz, ganz Alten. Letztlich sind es die Götter oder Gott, die ungleiche Verhältnisse und damit Zwietracht sähen. Diese Erzählungen reflektieren, dass es ungleiche Lebensbedingungen gibt. Sie reflektieren, dass es sehr ungleich ist, mit wie viel Arbeit Mensch sein Überleben erwirtschaften muss, weil die von Gott oder den Göttern geschaffene Welt versehentlich nicht zu einem Paradies, einem Schlaraffenland geworden ist. Somit liegt der Krieg nicht in der Natur des Menschen sondern in den Verhältnissen in der Welt. Ob der Mensch mit Krieg darauf reagiert hängt von den Verhältnissen ab. Solange der Mensch sich schneller vermehrt als er seine Nahrungs- und Wohlstandsbasis erweitern kann, wird es wohl so bleiben.


kendo224 
Beitragsersteller
 12.03.2018, 10:50

Danke, dass sie sich die Zeit genommen haben mir die Frage so ausführlich zu beantworten

0

Kuckst du (weil es aktuell bzw. neu ist): http://www.spiegel.de/video/doku-wie-gewalt-entsteht-geschichte-der-aggression-video-99013674.html

Der Archäologe Hans Georg Gebel erforscht die Kulturgeschichte der Gewalt. Seine überraschende Erkenntnis: Der Mensch entdeckte die Gewalt erst durch seine Sesshaftigkeit.

Ansonsten gibt es zu diesem Thema keine einfachen Antworten. Du fragst ja nach Krieg und nicht, warum es beim Menschen innerartliche Aggression gibt. Die gibt es auch bei anderen Tierarten. Krieg bedeutet, dass Dummköpfe einem anderen hinterherrennen und dessen Interessen verfolgen, unter Inkaufnahme, dass sie dabei drauf gehen. Das ist etwas anderes, als wenn man jemandem im Streit die Keule übern Kopf zieht. Verhaltensforscher Konrad Lorenz ('Das sogenannte Böse') hat dazu 1963 geschrieben, aus anderer Warte der Psychoanalytiker, Sozialpsychologe und Philospoh Erich Fromm ('Anatomie der menschlichen Destruktivität') -- um nur einige zu nennen -- und in den letzten Jahren Steven Pinker ('Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit' und 'Enlightenment Now: The Case for Reason, Science, Humanism, and Progress').