Lehramtsstudium als introvertierter Mensch 2.0?
Hey liebe Com,
nachdem es ja leider gestern nicht geklappt hat, hier meine Frage noch mal mit Text. Sorry nochmal ;) Also die Ausgangssituation ist folgende: Ich stehe zur Zeit am Ende des 1. Semesters meines Physikstudiums, bin mir aber inzwischen ziemlich sicher, dass zumindest das fachwissenschaftliche Studium nichts für mich ist. Eigentlich wollte ich zum nächsten Wintersemester in die Geowissenschaften wechseln, da mich die Prozesse in und auf der Erde schon immer interessiert haben und das Studium an sich sehr interdisziplinär und praxisbezogen ist. Allerdings reizt mich seit geraumer Zeit auch der Gedanke, Lehrer zu werden. Als mögliche Fächerkombinationen (GymGe NRW) kämen für mich Kombis aus Geographie, Physik, Chemie, Kunst oder auch Mathematik (in absteigender Interessensreihenfolge) infrage. Ich bin an sich ein geduldiger und einfühlsamer Mensch und habe - wenn ich das sagen darf - ein großes Fach- und Allgemeinwissen. Auch kann ich schwierige Sachverhalte gut und verständlich erklären, ohne allzu große Abstriche in der fachlichen Korrektheit. Ich habe bereits zu meinen Schulzeiten Nachhilfe gegeben, die auch recht erfolgreich war und mir sehr viel Spaß gemacht hat. Allerdings ist mein “Problem“, dass ich eine eher introvertierte Persönlichkeit habe. Ich bin eben ein Mensch, der nicht ständig Witze reißt und immerzu im Mittelpunkt stehen will. Allerdings heißt das wiederum nicht, dass ich nicht auf andere Menschen zugehen könnte - ich kann das sehr wohl. Nur reden allein um des Redens Willen kann ich nicht. Wenn mich etwas interessiert oder ich etwas erkläre, kann ich ziemlich viel reden und diskutiere gerne; Referate habe ich beispielsweise immer gerne gehalten. Was, wie ich denke, noch für mich als Lehrer spricht, ist die Tatsache, dass ich selbst in der Unter- und Mittelstufe Mobbingopfer war; ich könnte also Fälle von Mobbing recht frühzeitig erkennen, da ich weiß, wie Mobbingopfer denken und sich verhalten. Viele Lehrer können das nicht. Übrigens: Ab der 10. Klasse wurde ich nicht mehr gemobbt und hatte sogar recht viele Freunde und ich bin dadurch auch deutlich selbstbewusster geworden, was aber nichts mit meiner lebenslangen introvertierten Art zu tun hat (nur damit da niemand einen Zusammenhang herstellen will). Alles in allem bin ich ein introvertierter, aber nicht unkommunikativer Mensch mit breitem Allgemeinwissen und Einfühlungsvermögen. Nun also die Frage: Glaubt ihr, ich wäre ein guter Lehrer? Welche Fächerkombinationen wären am besten (Geo sollte schon mit drin sein)? Oder wäre ich lieber im Fachstudium der Geowissenschaften aufgehoben? Ich danke schon mal allen, die sich diesen Text durchgelesen haben und hoffe auf gute Antworten ;)
PS: Sollten es die Geowissenschaften werden, könnte ich mir sowohl eine Tätigkeit in der Forschung vorstellen als auch in der Wirtschaft (ich bin aber kein Typ für die riesigen Konzerne, z.B. ein mittelständisches Ingenieur- oder Geologenbüro wäre eher was für mich)
3 Antworten
ich bin auch eher introvertiert. Ich bin zwar nicht Lehrerin sondern Sozialpädagogin, aber von den Anforderungen der Arbeit mit Menschen würde ich dies doch ähnlich beurteilen. Gerade weil ich nicht immer auf jeden Zug aufspringe und auch mal ruhig bleiben kann bin ich sehr erfolgreich in meinem Job. Ich glaube wichtiger ist, ob man Spaß an der Arbeit mit Menschen hat. Ob man Lust hat sich sein Leben lang mit den Sorgen und Nöten von Teenies zu beschäftigen, die ja aus erwachsener Sicht doch oft recht albern sind. Für die Teenies bedeuten sie aber die Welt. Kannst du es aushalten immer der doofe Lehrer zu sein. Vielleicht musst du auch immer mal wieder mit Unverschämtheiten und Störern umgehen. Als Lehrer ist der eine Teil die Vermittlung von Stoff. Aber der andere Teil ist das pädagogische Geschick auch die schwierigen Schüler mitzunehmen. Die Schüler zu faszinieren und den Spaß an den Inhalten zu vermitteln. Mit Eltern konfrontiert zu sein, die oft fordern auf eine Art die unverschämt ist und die Dinge wollen die du einfach nicht erreichen kannst. Oder Eltern die die Not ihrer eigenen Kinder nicht sehen. Das sind die Belastungsfaktoren des Lehrerberufes. Wie gesagt, introvertierte Menschen können dem absolut genau so gerecht werden wie extrovertierte, nur schüchtern solltest du nicht sein.
Die Frage wird dir letztlich keiner beantworten können, ohne dich persönlich zu kennen. Von deiner Beschreibung könnte es passen, jedenfalls spricht nichts direkt dagegen. Allerdings ist der Job als Lehrer etwas anderes als die Tätigkeit als Nachhilfelehrer und daneben gibt es noch andere Herausforderungen, die man bedenken sollte, die du aber nicht in die Überlegung einbezogen hast. Lass dich doch von der Studienberatung beraten, führe ein längeres Gespräch mit einem Lehrer und/oder mache ein Kurzzeitpraktikum... So kannst du entscheiden, ob der Job etwas für dich ist oder ob du falsche Vorstellungen hast.
Ob du ein guter Lehrer wärst oder nicht, kannst nur du selbst am Besten wissen. Ich persönlich glaube einfach, dass man als Lehrer Begeisterung mitbringen muss - also, wenn du weißt, was ich meine. Eine gewisse Euphorie für das Unterrichten. Leider fehlt es da bei ganz vielen Lehramtsstudenten. Die meisten studieren Lehramt, weil sie glauben, dass es ein sicherer Job ist, oder weil ihre Eltern auch Lehrer sind...
Ich glaube nicht, dass man mit einer introvertierten Persönlichkeit automatisch ein schlechter Lehrer ist. Ich habe in meiner Schulzeit kompetente Lehrer geschätzt, die mit einer gewissen Distanz unterrichtet haben, ohne dabei meine besten Freunde werden zu wollen. Vor diesen Persönlichkeiten habe ich immer Respekt gehabt. Allerdings gehört eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit und rhetorisches Repertoire dazu.